Maria Stuart Koenigin von Schottland
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Maria Stuart, Königin von Schottland

Maria Stuart Koenigin von Schottland
„Maria Stuart, Königin von Schottland“ // Deutschland-Start: 17. Januar 2019 (Kino) // 23. Mai 2019 (DVD/Blu-ray)

Mit 16 wurde Maria Stuart (Saoirse Ronan) zur Königin von Frankreich, zwei Jahre später war sie bereits Witwe – ohne zuvor einen Nachkommen gezeugt zu haben. Anstatt sich einen neuen Mann zu suchen, kehrt sie lieber nach Schottland zurück, dessen Thron ihr zusteht. Das wiederum gefällt Elisabeth I. (Margot Robbie) nicht, die Königin Englands, fürchtet sie doch, dass ihre Cousine auch ihren Thron für sich reklamieren könnte. Gerade zu Beginn führt dies zu kontinuierlichen Spannungen zwischen den zwei Königinnen. Doch auch innerhalb Schottlands braut sich Unheil für Maria zusammen, die aufgrund ihres Eigensinns und ihres katholischen Glaubens viele Feinde im Land hat.

Filme über die europäischen Königshäuser gibt es natürlich einige, viele von ihnen konzentrieren sich dabei auf die großen Schlachten und fiesen Intrigen, Verschwörungen und Machtkämpfe. Ein immer wieder beliebtes Beispiel hierfür ist das Gerangel im Großbritannien des späten 16. Jahrhunderts. Aus einem guten Grund: Wo die Geschichtsschreibung meistens von Männern dominiert wird, waren es hier zwei Frauen, die sich als Konkurrentinnen gegenüberstanden – die englische Königin Elisabeth und die schottische Königin Maria. Für zusätzlich Pfeffer sorgt das wohlbekannte Ende, dass Maria bei diesem Zweikampf den Kürzeren zog und am Ende den Kopf verlor. Wortwörtlich.

Selbst ist die Frau
Mit eben dieser Exekution beginnt dann auch Maria Stuart, Königin von Schottland, der neueste Versuch, die altbekannte Geschichte an den Mann zu bringen. Oder auch die Frau. Denn Josie Rourke, die nach zahlreichen Theaterstücken nun einen ausgewachsenen Spielfilm inszenieren darf, interpretiert die Auseinandersetzung auf eine recht feministische Weise. Sowohl die englische Monarchin wie auch ihre schottische Verwandte sind hier äußerst willensstarke Protagonistinnen, die sich nichts und niemand unterwerfen wollen. Schon gar keinem Mann.

Das macht zu Beginn noch richtig Laune, auch weil die beiden Hauptdarstellerinnen schön in ihren jeweiligen Rollen aufgehen. Saoirse Ronan (Lady Bird) interpretiert ihre Figur als impulsiven Wirbelwind, der über alle hinwegfegt, dabei aber doch vereinen will. Margot Robbie (I, Tonya) wiederum ist hier als eiserne Jungfrau kaum wiederzuerkennen. In der Kunst der Intrige sind sie jedoch beide bewandert, nutzen zunächst jede List und jedes Wort, um sich gegenseitig in Schach zu halten. Schließlich greift Maria recht unverhohlen nach dem englischen Thron, was Elisabeth – aus verständlichen Gründen – um jeden Preis verhindern will. Ähnlich zu The Favourite – Intrigen und Irrsinn entsteht daraus ein amüsantes Ränkespiel, in dem Männer ausnahmsweise mal nichts zu melden haben.

Der gute Mann als seltene Art
Später versucht Maria Stuart, Königin von Schottland die beiden Protagonistinnen dann aber doch zu Opfern umzudeuten, die nicht gegen die geballte Macht der Männer ankamen. Denn die sind hier von schlechtem Charakter, lügen, betrügen, sind allein auf Macht aus, dabei oft auch noch feige. Lediglich Elisabeths rührend selbstloser Verehrer Robert (Joe Alwyn) lässt sich nichts zu schulden kommen. Und auch David Rizzio (Ismael Cruz Córdova) wird zu den Guten gezählt, trotz eines an und für sich unentschuldbaren Fehltritts. Aus dem angeblichen Liebhaber von Maria wird hier übrigens ein homosexueller Barde, so wie sich das Drehbuch von Beau Willimon insgesamt jede Menge Freiheiten herausnimmt, Sachen hinzudichtet, dafür anderes unter den Tisch fallen lässt oder stark verkürzt.

Das ist kein ganz seltenes Phänomen im Bereich der historischen Dramen, zumal die offizielle Geschichtsschreibung viel Raum für Interpretationen lässt. Allerdings sollten solche Umdichtungen den Inhalt im Idealfall schon verbessern. Bei Maria Stuart, Königin von Schottland verkommt dies an einigen Stellen aber zur albernen Seifenoper. Irritierend ist zudem, dass sich vieles hier nie wirklich erschließt. Warum jetzt wer wie wem warum in den Rücken fällt, das bleibt zuweilen ein Rätsel, die Entscheidungen und Dialoge sind oft weder psychologisch noch strategisch schlüssig. Nun muss man sicher nicht alles nachvollziehen können, was sich vor über 500 Jahren zugetragen hat. Ein bisschen näher dran hätte das aber schon sein dürfen. Nichtsdestotrotz: Der Film ist mindestens solide, bis in die kleinsten Rollen sehr gut besetzt, teilweise traurig und lässt sich auch bei der Ausstattung nicht lumpen. Beeindruckend ist zudem die Arbeit der Maske, die aus der stolzen Königin Elisabeth im Laufe eines Filmes ein tragisches Schreckgespenst machen, von dem nicht ganz klar ist, ob es überhaupt noch auf der Erde wandelt.



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„Maria Stuart, Königin von Schottland“ erzählt die altbekannte Geschichte um die beiden rivalisierenden Königinnen Ende des 16. Jahrhunderts, nimmt sich dabei jedoch diverse Freiheiten heraus. Das ist nicht immer geglückt, der Film schwankt zwischen unterhaltsam, bewegend, konfus und albern. Dafür ist er aber erstklassig besetzt und oft schön anzusehen.
6
von 10