Irgendwie kam das alles anders als erwartet. Eigentlich wollte sich Dell Scott (Kevin Hart) nur pro forma für die Stelle des Pflegers bewerben, damit er dem Amt vorweisen kann, sich um eine Arbeit bemüht zu haben. Wider Erwarten findet der seit einem Unfall querschnittsgelähmte Großunternehmer Philip Lacasse (Bryan Cranston) jedoch Gefallen an dem Kleinverbrecher mit der großen Klappe. Und so bietet er ihm tatsächlich die Stelle an, zum Entsetzen seiner Assistentin Yvonne (Nicole Kidman), die so gar kein gutes Gefühl bei der Sache hat. Die ersten Erfahrungen mit dem Neuzugang im Anwesen scheinen die Befürchtungen sogar noch zu übertreffen. Doch je mehr Zeit die beiden miteinander verbringen, umso besser und persönlicher wird das Verhältnis.
Ernsthaft, jetzt noch? Dass der europäische Kassenschlager Ziemlich beste Freunde ein US-Remake erhalten würde, war nach dem phänomenalen Erfolg weltweit keine Überraschung. Denn was einmal geht, das geht auch zweimal. Dennoch stand das Projekt irgendwie unter keinem guten Stern. Erst dauerte es ewig, bis die Neuverfilmung Fahrt aufnahm – während zwischenzeitlich munter Regisseur und Darsteller ausgetauscht wurden. Und dann, als Mein Bester & ich endlich fertig war, soff die produzierende Weinstein Company in Folge der #MeToo-Vorwürfe an Harvey Weinstein ab. Das Ergebnis: Erst 15 Monate nach der Premiere auf dem Toronto International Film Festival 2017 kommt der Film auch tatsächlich in die Kinos.
Niederlage für den Herausforderer
Die Wartezeit scheint sich aber gelohnt zu haben, zumindest in wirtschaftlicher Hinsicht. In den USA entwickelte sich Mein Bester & ich zu einem echten Überraschungserfolg, der am Ende sogar 100 Millionen Dollar einspielen könnte. Ob dieser Coup sich in Europa wiederholen lässt, ist hingegen fraglich. Schließlich waren die Besucherzahlen auf dem alten Kontinent seinerzeit deutlich höher als jenseits des Teiches, entsprechend geringer war die Notwendigkeit einer Neuauflage. Zumal der Film auch ein echtes Problem hat: Er ist in nahezu jeglicher Hinsicht schwächer als das Original.
Dabei hat man bei der Besetzung durchaus auf große Namen gesetzt. Bryan Cranston ist allein schon aufgrund der Drogen-Kultserie Breaking Bad weltweit ein bekanntes Gesicht. Auch Komiker Kevin Hart war zuletzt sehr präsent – erst als Mitglied des Dschungelwahnsinns Jumanji: Willkommen im Dschungel, später durch wahnsinnig homophobe Dümmlichkeiten, die ihm den Job als Oscar-Präsentator gekostet haben. Abgerundet wird das Trio durch Nicole Kidman, die kürzlich in Aquaman beweisen durfte, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehört und deren Rolle im Vergleich zur Vorlage aufgewertet wurde.
Die große Frage nach dem Sinn
Wobei die Änderungen im Vergleich zu Ziemlich beste Freunde minimal sind. Genauer sind die ersten zwei Drittel der beiden Filme so ähnlich, dass man sich hier mal wieder fragen muss: Und warum nun das Ganze? Hätte man nicht wenigstens versuchen können, dem eine eigene Note zu geben? Zumal sich Mein Bester & ich damit keinen Gefallen tut. Denn wo inhaltlich alles identisch ist, da fällt das Augenmerk stark auf die Umsetzung. Und da ziehen die US-Amerikaner einfach den Kürzeren, denn die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern ist nicht annähernd so gut wie bei den Franzosen. Kevin Hart ist einfach kein zweiter Omar Sy.
Erst auf den letzten Metern versuchte der bislang eher wenig erfahrene Drehbuchautor Jon Hartmere, sich von der Vorlage zu emanzipieren. Doch nicht einmal das ist so richtig überzeugend. Die wenigen Änderungen sind im besten Fall ohne Belang, weil sie der Geschichte nichts hinzufügen. Und wenn doch etwas Entscheidendes passiert, dann eher zum Schlechteren. Insgesamt macht Mein Bester & ich natürlich schon Spaß, denn der mutlose Zugang führte immerhin dazu, dass nichts kaputt gemacht wurde. Es gibt witzige Szenen, später auch rührende Szenen, wenn die zwei im Leben gestrandeten Protagonisten sich gegenseitig einen Halt geben, von dem sie vorher nichts ahnen konnten. Eine kleine Liebeserklärung an das Leben ist auch noch drin. Aber eben nichts, was das Remake im Vergleich zu Ziemlich beste Freunde zur ersten Wahl machen würde.
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