Als Kind standen sich Jacob King (Chadwick Boseman) und seine Schwester sehr nahe. Doch das ist lange her. Inzwischen ist der Kontakt mehr oder weniger abgebrochen. Während er in ihrer Heimat Südafrika geblieben ist, lebt sie in Los Angeles. Da erhält er eines Tages eine Nachricht von ihr, dass sie sich in Schwierigkeiten befindet. Besorgt um sie kratzt er alles Geld zusammen und macht sich auf den langen Weg in die USA. Aber zu spät, sie ist schon vor einiger Zeit ausgezogen, keiner weiß, wo sie nun steckt. Auf seiner Suche nach Antworten folgt er einer Reihe von Spuren, die ihn unter anderem zu dem Zahnarzt Dr. Paul Wentworth (Luke Evans) und dem Hollywood-Produzenten Mike Preston (Alfred Molina) führen.
Wenn europäische Arthouse-Regisseure den Weg nach Hollywood wagen, dann darf man ja immer gespannt sein. Werden sie ihren Stil auch in der Traumfabrik beibehalten können? Oder geben sie dem Druck genormter Hochglanzpappe nach? Das galt natürlich auch für den Belgier Fabrice Du Welz, der mit seinen nicht immer leicht verdaulichen Werken wie Alleluia international durchaus für Aufmerksamkeit sorgte. Die Antwort fällt bei Message from the King jedoch ziemlich gemischt aus, die Geschichte um den mysteriösen Südafrikaner fällt irgendwie zwischen alle Stühle.
Der Dreck auf der Fassade
Zunächst einmal hat Message from the King, das auf dem Toronto International Film Festival 2016 Premiere feierte, nicht so viel mit Hollywood zu tun. Vielmehr ist der Netflix-Thriller eine rein europäische Coproduktion. Und auch wenn der Film in Los Angeles angesiedelt ist, mit der Stadt der Engel hat Du Welz wenig am Hut. Stattdessen ist seine Vision der US-Metropole eine äußerst dreckige. Nahezu jeder, dem Jacob begegnet, hat irgendwas ausgefressen, begeht mal mehr, mal weniger offensichtliche Verbrechen, hat psychische Probleme, ist drogenabhängig oder einfach nur gemein. Hilfe bekommt der Fremde lediglich von einem südkoreanischen Supermarktangestellten und der obligatorischen Hure mit dem Herz aus Gold, die alleinerziehende Kelly (Teresa Palmer), die dann auch gleich als potenzielles Love Interest integriert wird.
Und das ist nur der Anfang. Sobald sich Jacob ein bisschen eingefunden hat und seinen Positionen etwas mehr Nachdruck verleihen möchte, wird es sehr schnell sehr brutal. So brutal, dass der Protagonist nicht unbedingt die ganz große Sympathiefigur ist. Denn bei allem Verständnis für seine Lage, das nimmt hier dann doch etwas psychopathische Züge an. Verstärkt wird dies durch die Entscheidung, ansonsten möglichst wenig über den Südafrikaner zu erzählen. Seine Hintergründe werden nur nach und nach preisgegeben, vieles bleibt bis zum Schluss auch sehr vage.
Ein Fremder bleibt ein Fremder
So etwas kann natürlich spannend sein, ein bisschen die Neugierde kitzeln. Die Figur des mysteriösen Fremden gehörte schon immer zu den dankbarsten im Genrebereich. Doch auch wenn dieser hier mit Chadwick Boseman (Black Panther) äußerst populär besetzt ist, wirklich interessant ist er nicht. Es gibt hier von einer emotionalen Szene einmal abgesehen zu wenig, an das man andocken könnte. Es gibt auch keinerlei Entwicklung, da wird geprügelt und misshandelt, später auch getötet, Message from the King ist letztendlich ein ziemlich gewöhnlicher Rachethriller.
Das kann man sich anschauen, gerade wenn man es etwas dreckiger mag. Auch die Besetzung ist ein gutes Argument – Luke Evans (Die Einkreisung) als Zahnarzt ist eine der kuriosesten Einfälle, die man in dem Bereich zuletzt hat sehen dürfen. Wirklich spannend ist es aber nicht. Message from the King verlässt sich bei all dem Schmutz dann doch auf zu viele Klischees, enttäuscht mit seinen willkürlichen Ermittlerpassagen, ebenso unglaubwürdigen Charakteren und überzeugt auch in den Actionszenen nicht so wirklich. Da wird es schnell unübersichtlich, die Kamera ist zwar direkt drauf, schafft es aber nicht, das Publikum wirklich ins Geschehen zu holen.
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