So richtig viel Lust auf Arbeit hat Desmond (Brenton Thwaites) eigentlich nicht. Ständig kommt er zu spät, verschusselt irgendwas, verbringt seine Zeit lieber damit, ein Videospiel zu programmieren. Das ruhige Leben nimmt jedoch ein jähes Ende, als in seiner Firma ein Getränk rumgereicht wird, das die Mitarbeiter in blutrünstige Bestien verwandelt. Zusammen mit den Kollegen Samantha (Jane Levy), Lentworth (Kurt Fuller) und Mourad (Karan Soni) muss er nun versuchen, einen Weg aus dem mörderischen Bürogebäude zu finden und vielleicht doch noch die Apokalypse aufzuhalten.
Wir verbringen einen beträchtlichen Teil unseres Lebens bei der Arbeit. Und es ist nicht unbedingt immer der beste Teil unseres Lebens. Kein Wunder also, dass immer mal wieder Filme gedreht werden, in denen dieses unfreiwillige, rein materiell bestimmte Zusammensein mit Fremden aufs Korn genommen wird. Denn wo wir auf Leute treffen, die wir sonst meiden würden, da entsteht Reibung. Und Reibung kann sehr komisch sein. Oder auch brutal. Manchmal sogar beides.
Wehe, wenn sie losgelassen …
Wie schnell so ein Büroalltag eskalieren kann, das haben in den letzten Jahren Filme wie Das Belko Experiment und Mayhem bewiesen. In beiden Fällen wurde durch externe Faktoren eine unglaubliche Gewaltspirale ausgelöst, in deren Folge sich alle gegenseitig abschlachteten. Das ist in Office Uprising ganz ähnlich. Hier ist es ein Getränk, das die schlechten Seiten der Angestellten verstärkt und dabei gleichzeitig Hemmungen abbaut. Eine tödliche Kombination in einem Umfeld, das sehr offensichtlich schon im Normalzustand von Konflikten und Feindseligkeiten geprägt ist.
Der Beitrag von den Fantasy Filmfest White Nights 2019 lässt sich dabei relativ viel Zeit, bis er mal zur Sache kommt. Anstatt gleich die Fetzen fliegen zu lassen, wird hier ein guter Teil darauf verwendet, den Arbeitsplatz und die diversen Protagonisten vorzustellen. Wobei für echte Charaktereigenschaften dabei kein Platz bleibt. Desmond ist ein liebenswürdiger Nichtsnutz, der sich durch alles durchmogelt, anstatt mal etwas in die eigenen Hände zu nehmen. Der Rest ging bei der Vergabe von Persönlichkeit eher leer aus oder ist dazu verdammt, Klischees zu erfüllen.
Der ganz normale Wahnsinn
Das kann lustig sein. Zachary Levi spielt beispielsweise mit einem bewundernswerten Spaß den herablassenden, rücksichtslosen Karikatur-Abteilungsleiter Adam Nusbaum, der sich für keinen fiesen Spruch zu schade ist. Gleiches gilt für die Firmenbosse, denen wir später während des Massakers über den Weg laufen werden. Doch auch wenn da immer mal wieder ein Lacher aufkeimt, so richtig funktioniert das mit dem Humor hier nicht. So schön es beispielsweise ist, ausgerechnet einen Waffenhersteller zum Schauplatz eines kollektiven Amoklaufs zu machen, die satirischen Einwürfe bleiben ohne echten Biss. Es ist noch nicht einmal so, dass das Drehbuchteam die Absurdität der Situation wirklich genutzt hätte, wenn Büroartikel zur Tatwaffe werden. Für einen Film, der von einem absoluten Ausnahmezustand handelt, ist Office Uprising zu normal.
Fürs nette Mittelfeld reicht es aber, immerhin. Einige der Actionszenen sind ganz gut anzusehen, kein Wunder, kommt Regisseur Lin Oeding (Braven) doch eigentlich aus dem Stuntman-Bereich. Die Darsteller sind sympathisch. Und zumindest zum Schluss wird es auf eine charmante Weise blödsinnig, wenn Freund und Feind zu etwas unorthodoxen Methoden greifen. Office Uprising ist daher ein Film, der wie gemacht ist für einschlägige Genrefestivals oder Videoabende mit Gleichgesinnten, vielleicht auch dem einen oder anderen alkoholischen Getränk. Mehr als blutige, schnell vergessene Berieselung ist das Massaker jedoch nicht.
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