So Help Me God Ni Juge Ni Soumise

So Help Me God

So Help Me God Ni Juge Ni Soumise
„So Help Me God“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Der eine oder andere wird bei So Help Me God hierzulande eventuell an Barbara Salesch zurückdenken müssen, jene Richterin, die über 2000 Folgen lang im Fernsehen auftrat und einen kleinen Einblick in die Arbeit vor Gericht gab. Denn sie und Anne Gruwez haben einiges gemeinsam. Mal einfühlsam, dann wieder knallhart treten die beiden Richterinnen auf, sind an den Menschen interessiert, wollen ihnen helfen, haben aber auch kein Problem damit, sie eiskalt auflaufen zu lassen, wenn ihnen jemand gegen den Strich geht. Was durchaus vorkommt.

Der ganz alltägliche Wahnsinn
Während die pseudodokumentarische Fernsehsendung aber ganz gerne mal ein bisschen dramatisierte und aufbauschte – das Publikum liebte schließlich Schlammschlachten und überraschende Wendungen –, da verlassen sich die beiden Regisseure Jean Libon und Yves Hinant hier völlig auf die Zugkraft ihrer Hauptfigur. Denn die hat es in sich. Sie ist abgebrüht, selbst in den grausigsten Momenten, wenn etwa eine unter Wahnvorstellungen leidende Mutter von der Ermordung ihres Sohnes spricht. Nur selten lässt sie sich aus der Ruhe bringen.

Vor allem aber hat sie einen Galgenhumor, der einen immer wieder zusammenzucken lässt, nur um im nächsten Moment dann doch Gelächter auszulösen. Denn auch wenn die Belgierin mit Fällen zu tun hat, die von traurig bis makaber reichen, ist das für sie noch kein Grund, auf die trockenen Sprüche zu verzichten, die ihr auf der Zunge brennen. Da wird der Tod eines Menschen schon einmal zu einer persönlichen Beleidigung, nachdem sie so viel Arbeit in ihn investiert hat. Das muss man nicht unbedingt sympathisch finden. Unterhaltsam ist es aber schon.

Erklärungen sind alle
An machen Stellen wäre etwas mehr Kontext hilfreich gewesen. Warum sich Gruwez derart stark in Ermittlungen einbringt, beißt sich schon ziemlich mit unserer Vorstellung einer Richterin. Doch Erläuterungen zum Rechtssystem fehlen hier völlig. Allgemein melden sich Libon und Hinant nie selbst zu Wort, überlassen es ihrer exzentrischen Protagonistin, den Film zusammenzuhalten. So Help Me God wird so nie zu mehr als einer Anekdotensammlung, ein Querschnitt durch das, was so auf dem Tisch der Belgierin landet.

Der Lerneffekt hält sich dabei dann zwangsläufig etwas in Grenzen. Wer sich Dokumentarfilme anschaut, um im Anschluss etwas schlauer durchs Leben zu gehen, der wird das hier eher unbefriedigend finden. Zuschauer, die sich jedoch auch einfach an ungewöhnlichen Geschichten und Menschen erfreuen können, die dürften an So Help Me God ihre Freude haben, das nicht ohne Grund ein gern gesehener Gast auf Filmfestivals ist. Man darf sich nur nicht an dem bissigen Umgang mit düsteren Stoffen stören.



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„So Help Me God“ stellt uns seine etwas andere Richterin vor, wenn wir in den Arbeitsalltag von Anne Gruwez eintauchen. Die begegnet ihren teils recht düsteren Fällen mit einer Mischung aus Biss, Abgebrühtheit und Einfühlungsvermögen. Das bringt zwar nicht allzu viele Erkenntnisse mit sich, ist aber doch eine unterhaltsame Dokumentation.