Youngblood Priest (Trevor Jackson) kennt die Straße wie kaum ein anderer. Und er kennt auch die Leute, die dort ihre Geschäfte machen. Beides hilft ihm dabei, ganz gut Geld als Drogendealer zu verdienen. Aber auch Scatter (Michael Kenneth Williams) hatte großen Anteil daran, nahm er sich Priest doch schon als Jüngling an und stand ihm als Mentor beiseite. Doch damit soll nun Schluss sein. Nach einem unerfreulichen Zwischenfall in einem Club beschließt Priest, aus dem Drogenhandel auszusteigen. Das stößt nicht überall auf Begeisterung. Und ohnehin: Ganz so einfach wie gedacht ist das nicht, schließlich treibt da noch die konkurrierende Gang Snow Patrol ihr Unwesen.
Sicher, Remakes und Reboots gehören zum täglichen Geschäft Hollywoods. Mit Mein Bester & ich und Hard Powder stehen im Kino beispielsweise demnächst gleich zwei US-Fassungen von europäischen Hits an. Auch Friedhof der Kuscheltiere, der einige Wochen später folgt, ist ein alter Bekannter. Während in diesen Fällen Neuauflagen aber irgendwo auf der Hand lagen, dürfte sich bei dieser Ankündigung aber der eine oder andere gewundert haben: Eine Neuauflage von Superfly? Wozu das denn? Erfolgreich genug war der Blaxploitation-Krimi 1972 natürlich schon, zog auch ein paar weitere Filme nach sich. Aber passt so ein Streifen denn noch in die heutige Filmlandschaft?
Glitzerwelt im Drogensumpf
Viele waren da offensichtlich anderer Ansicht. Die Kritiker waren nicht allzu glücklich über die Wiederkehr des schwarzen Insekts, auch das zahlende Publikum ignorierte Superfly. In Deutschland wurde der eigentlich mal für vergangenen Herbst ins Auge gefasste Kinostart dann auch wieder einkassiert, stattdessen gibt es mehrere Monate später einen Einstand in den heimischen vier Wänden. Dabei hätte sich der Ausflug in die Drogenwelt Atlantas durchaus gut auf der großen Leinwand gemacht. Zu sehen gibt es schließlich einiges.
Dass Regisseur Director X eigentlich im Musikvideo-Business unterwegs ist, sieht man seinem dritten Spielfilm nämlich deutlich an. Genauer wirkt Superfly wie ein überlanges Hip-Hop-Video. Es gibt fette Karren, fette Knarren, Goldschmuck bis zum Erblinden, dazu jede Menge nackte Haut, meist weiblicher Natur. Vor allem die gemeinsame Duschszene von Priest und seinen beiden Parallel-Freundinnen, die sich nicht aneinander stören, gehört zu den wohl dreistesten Fleischbeschaumomenten, die es zuletzt im Nicht-Porno-Bereich zu sehen gab – umso mehr, da der Mann hinter der Kamera offensichtlich nicht genug haben kann von dem Anblick und die ohnehin überflüssige Szene ohne Rücksicht ausbreitet.
Ware Mensch
Aber selbst wer sich nicht an dem mal mehr, mal weniger offensichtlichen Sexismus stört, der in einer Post-#MeToo-Welt schon sehr anachronistisch wirkt, könnte schnell an seine Grenzen der Unterhaltung stoßen. Denn auch wenn sich Superfly ganz aufregend und knisternd geben will, der Actionkrimi ist vor allem eins: langweilig. Priest selbst entlockt einem maximal ein Schulterzucken. Auch das Schicksal der anderen ist einem herzlich egal – wobei das späte Ableben eines mexikanischen Drogenhändlers immerhin grotesk genug ist, dass man darüber fast lachen könnte.
Auch sonst neigt Superfly zu Absurditäten, ohne dabei aber je wirklich konsequent zu sein. Vielmehr ist es eine der Schwächen des Films, dass er irgendwie so gar nicht weiß, was er sein und worüber er reden will. Für eine Abbildung von Straßenkriminalität ist das hier zu sehr Alphatierchenfantasie, für eine echte Cartoonschnetzelei hingegen zu fade und gewöhnlich, nimmt sich auch zu ernst. Teilweise ist das stylisch, sicher. Und wer sich in einer Hip-Hop-Parallelwelt zu Hause fühlt, wo die Frisur mehr über einen Menschen aussagt als die gesammelten Dialoge, der kann hier mal einen Abstecher machen. Der Rest darf sich auch weiterhin fragen, warum genau dieser Film denn nun gedreht werden musste.
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