Complicity
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Complicity
„Complicity“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Schon lange hatte der junge Chinese Liang Chen (Yulai Lu) davon geträumt, sein Heimatland zu verlassen und nach Japan auszuwandern. Denn dort lässt sich ein Vermögen verdienen, hat er gehört. Erst einmal muss er aber jede Menge investieren, in einen gefälschten Ausweis beispielsweise. Doch das Glück scheint ihm hold zu sein. Aufgrund einer Verwechslung erhält er das Angebot, im kleinen Soba-Restaurant von Hiroshi Inoue (Tatsuya Fuji) anzufangen und die Kunst der japanischen Nudeln zu lernen. Dass er dies unter einem falschen Namen tun muss, hält ihn nicht davon ab, dieses Angebot anzunehmen. Und zumindest anfangs sieht es auch danach aus, als würde der kleine Schwindel nicht auffliegen. Doch mit der Zeit werden die Sorgen immer größer: Was, wenn er doch noch geschnappt wird?

Inzwischen hat auch die rechtskonservative Regierung in Japan zugeben müssen: Ohne Einwanderung wird das auf Dauer nicht klappen. Die Geburtenrate ist zu gering, es herrscht Arbeitermangel, die Bevölkerung altert zu schnell. 345.000 Einwanderer in den nächsten fünf Jahren sollen es sein, so wurde letztes Jahr verkündet. Dabei gibt es schon jetzt viele Ausländer, die sich in dem Inselstaat herumtreiben, illegal, aufgrund der restriktiven Bestimmungen. Vor allem junge Chinesen zieht es ins Land der aufgehenden Sonne, um dort ihr Glück zu suchen, finden dort aber vor allem unbeliebte Jobs im Niedriglohnsektor.

Austausch der (Ess-)Kulturen
All das spielt natürlich in Complicity mit hinein. Der Film beginnt damit, dass Liang mit zwielichtigen Gestalten Geschäfte macht, um an den Personalausweis zu kommen, der ihm die Türen zur Arbeitswelt öffnen soll. Und doch will Regisseur und Drehbuchautor Kei Chikaura, der hier sein Langfilmdebüt gibt, gar nicht so wahnsinnig viel über dieses heikle Thema sprechen. Er interessiert sich mehr für die Geschichte des jungen Chinesen, seinen Hintergrund, aber auch den Austausch mit den Menschen in seiner neuen Heimat.

Das Drama, das auf dem Toronto International Film Festival 2018 Weltpremiere feierte und nun auf der Berlinale 2019 ein Zuhause gefunden hat, folgt seinem Protagonisten dabei weitestgehend chronologisch. Nur hin und wieder gibt es kürzere Flashbacks, die ihn in China zeigen, mit einer kranken Mutter und einer giftigen Großmutter. Das Ziel ist klar: Liang soll ein wenig mehr Profil erhalten. Wir sollen erfahren, warum er unbedingt weg wollte. Er soll mehr werden als nur der Eintrag einer Statistik, die sich mit illegaler Einwanderung befasst. Denn nur kann das Publikum auch wirklich Mitgefühl entwickeln für das, was sich da auf der Leinwand so tut.

Liebe geht durch den Magen
Das glückt Chikaura mal mehr, mal weniger. So richtig viel Charakter entwickeln weder der junge Mann noch sein alter Nudelmentor. Dafür sind die Figuren zu universell, die Wünsche und Träume sind es auch. Lediglich Hazuki (Sayo Akasaka) sticht etwas hervor, die Liang bei einer Essenslieferung kennenlernt. Eine junge Japanerin, die Chinesisch lernt und auch dorthin auswandern will, während sie ihre Zeit ansonsten mit Malen verbringt – das ist doch mal eine eher ungewohnte Konstellation. Zur Frage über Identität hat das nicht wirklich viel beizutragen. Aber es ist doch süß, wie die beiden jungen Menschen sich allmählich näherkommen, sich austauschen, mal in der einen, mal in der anderen Sprache sprechen.

Ohnehin kommt es bei Complicity mehr auf das Gefühl an als auf eine tiefschürfende Auseinandersetzung mit Immigration und Selbstsuche. So wie Liang und Hazuki sich näherkommen, so wird auch das Verhältnis zwischen ihm und seinem Boss persönlicher und herzlicher mit der Zeit. Dass die Entwicklung dabei etwas sprunghaft ist, der Film sich zwischendurch auch nicht wirklich für die eigene Glaubwürdigkeit interessiert, muss man hierbei in Kauf nehmen. Dafür gibt es aber einiges zu sehen, sowohl in kultureller wie auch in kulinarischer Hinsicht. Ein Film zum Zurücklehnen und Wohlfühlen, der irgendwie auch ein klein wenig zuversichtlich stimmt, dass die Zukunft da draußen doch nicht so finster ist.



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Der Traum von einem besseren Leben, die Kunst der Soba-Nudeln und eine vertauschte Identität: „Complicity“ befasst sich mit gesellschaftlich relevanten Themen wie Immigration, interessiert sich in erster Linie aber für die Beziehungen zwischen den Figuren. Das hat nicht so wahnsinnig viel Tiefgang, ist aber doch schön anzusehen, ein rührendes Drama über eine etwas andere Völkerverständigung.
7
von 10