Die Abenteuer von Spirou und Fantasio
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Die Abenteuer von Spirou & Fantasio

Die Abenteuer von Spirou und Fantasio
„Die Abenteuer von Spirou & Fantasio“ // Deutschland-Start: 31. Januar 2019 (DVD/Blu-ray)

Wie gewonnen, so zerronnen. Da dachte Spirou (Thomas Solivérès) schon, er hätte den Jackpot geknackt, als er in der Verkleidung eines Hotelpagen Graf von Rummelsdorf (Christian Clavier) kennenlernt. Der ist nicht nur ein genialer Erfinder, sondern vor allem auch im Besitz eines millionenschweren Pilzes, den Spirou gerne hätte. Allerdings hat Zorglub (Ramzy Bedia) einen ganz anderen Plan mit dem Adligen: Er soll ihm bei einer Maschine helfen, mit der er die Menschheit versklaven kann. Gemeinsam mit dem erfolglosen Reporter Fantasio (Alex Lutz), der sich von der Geschichte den großen Coup erhofft, macht sich der Kleinkriminelle auf den Weg, um den Entführten zu befreien und dabei um dessen Besitztum zu erleichtern.

Das Timing war gut, und das gleich in zweifacher Hinsicht. Nicht nur, dass Die Abenteuer von Spirou & Fantasio letztes Jahr zum 80. Geburtstags des zugrundeliegenden Comics in die französischen Kinos kam. Er folgte damit außerdem nur wenige Monate nach Der kleine Spirou, welche den berühmten Hotelpagen als Jungen zeigte. In Deutschland ist der zeitliche Abstand nun ganz ähnlich, wenn auch im geringeren Maße: Die Erwachsenenvariante muss sich mit einer Veröffentlichung fürs Heimkino begnügen.

Ein Fest der Farben
Wirtschaftlich gesehen war das sicher die bessere Entscheidung, schon in Frankreich war der Adaption kein besonders großer Erfolg vergönnt. Von dem verheerenden Kritikerecho ganz zu schweigen. Und doch wäre es ganz schön gewesen, die Bilder auf einer großen Leinwand sehen zu dürfen. Denn die Optik ist mit Abstand die größte Stärke von Die Abenteuer von Spirou & Fantasio. Allein schon die Kostüme des diebischen Pseudo-Pagen und des gescheiterten Journalisten sind einen Blick wert: Das leuchtende Rot des einen ergibt einen wunderbaren Kontrast zum strahlenden Hellblau des anderen.

Und auch die Kulissen sind sehr schön anzuschauen. Das Hotel, an dem das Abenteuer seinen Anfang nimmt, ist vollgestopft mit verschnörkeltem Krimskrams, das Ambiente ist irgendwo zwischen altmodisch und überzogen. Schließlich handelt es sich um eine Comic-Verfilmung, da darf man das Erbe schon einmal sehen. Und auch wenn es später raus in die weite Welt geht, um den entführten Erfinder zu finden, darf sich das Publikum auf eine Reihe schicker Aufnahmen freuen. Die Abenteuer von Spirou & Fantasio, das ist Exotik von anno dazumal, kombiniert das Fremde mit dem Nostalgischen.

Immer noch nicht fertig?
Während das Drumherum sehr stimmig geworden ist, fällt der Inhalt weniger beglückend aus. So schön es ist, wenn der Anblick der alten Comic-Figuren Erinnerungen an eine vergangene Zeit weckt, ganz so altbacken wie hier hätte der Humor dann doch nicht sein müssen. Er ist auch nicht allzu abwechslungsreich, viele Witze werden der Sicherheit halber mehrfach wiederholt, obwohl sie schon beim ersten Mal nicht so richtig komisch waren. Da verließ man sich einfach darauf, dass die kurios gestalteten Figuren auch ohne große Eigenleistung zum Lachen verleiten.

Das große Debakel, als das der Film daheim teilweise verschrien war, ist Die Abenteuer von Spirou & Fantasio aber kaum. Dafür gibt es dann doch zu viele Stärken, auch bei der Besetzung: Ramzy Bédia (Ein Lied in Gottes Ohr) etwa gibt einen wunderbar schrillen Comic-Schurken ab. Es ist eher ein wenig schade, dass aus der Vorlage und der Ausstattung nicht mehr herausgeholt wurde und die Chancen auf eine Fortsetzung gering sind. Denn die Grundlagen sind da, vergleichbare Abenteuer-Krimi-Komödien gibt es heutzutage ohnehin praktisch gar nicht mehr. Wenn die Reihe schon wieder tot sein sollte, noch bevor sie richtig angefangen hat, wäre das daher ein größeres Verbrechen als alle, die Spirou in seinem Leinwanddebüt begeht.



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80 Jahre nach dem Debüt schaffte es der diebische Pseudo-Page Spirou doch noch auf die Leinwand und brachte seinen glücklosen Reporter Fantasio gleich mit. Das ist visuell toll umgesetzt, kombiniert das Altmodische mit dem Überzogenen. Der Inhalt der Comic-Adaption lässt jedoch zu wünschen übrig, vor allem der Humor von „Die Abenteuer von Spirou & Fantasio“ ist enttäuschend einfallslos.
5
von 10