Die Schneekoenigin Im Spiegelland
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Die Schneekönigin: Im Spiegelland

Die Schneekoenigin Im Spiegelland
„Die Schneekönigin: Im Spiegelland“ // Deutschland-Start: 21. Februar 2019 (Kino)

Sie hätte so gerne magische Kräfte, wie der Rest ihrer Familie auch. Aber irgendwie will das mit dem Zaubern bei Gerda nicht klappen. Wobei das auch von Vorteil sein kann, schließlich hat es König Harald auf alle Magier seines Landes abgesehen. Ein angeblicher Zauberwettbewerb ist dann auch nur ein Vorwand, um alle Magiebegabten des Landes zu versammeln und endgültig unschädlich machen zu können. Nun liegt es an Gerda, ihre Eltern und die anderen zu befreien. Glücklicherweise erhält sie dabei jede Menge Hilfe – selbst von der bösen Schneekönigin, die Schuld ist an der gesamten Misere.

Rund neun Monate dauert es noch, dann startet die Fortsetzung von Die Eiskönigin – Völlig unverfroren hierzulande in den Kinos, immerhin der bislang erfolgreichste Animationsfilm aller Zeiten. Wer nicht ganz so lange warten mag, der bekommt nun anderweitig schon mal Ersatz, mit einer zweiten Animationsreihe, die sich ebenso kräftig wie willkürlich an dem berühmten Märchen von Hans Christian Andersen bedient. Die ist zwar nicht annähernd so beliebt, dafür aber produktiv: Mit Im Spiegelland erscheint bereits das vierte Abenteuer rund um Gerda und die böse Schneekönigin.

Wieder alles auf Anfang
Dieses Mal wird die Nummerierung im Titel abgeschafft, wohl auch um potenzielle Neuzuschauer nicht mit der „4“ abzuschrecken. Vorkenntnisse braucht es ohnehin nicht, da die einzelnen Teile nur wenig miteinander zu tun haben. Sie dürfen sich manchmal sogar kräftig widersprechen, Kontinuität ist den Russen offensichtlich nicht allzu wichtig. Dass beispielsweise Gerda als einzige in ihrer Familie nicht zaubern kann, das war im ersten Teil Die Schneekönigin ganz anders. Auch der Umgang mit der Schneekönigin wandelt sich von Film zu Film. Im zweiten Teil gab es sie nicht mal, obwohl Die Schneekönigin 2 – Eiskalt entführt eigentlich solche Erwartungen befeuert.

Am Grundprinzip der Reihe hat sich aber nicht viel getan. Noch immer ziehen hier junge Abenteurer aus, müssen große Gefahren überwinden, mächtige Gegner besiegen und am Ende auch die eine oder andere Weisheit mit nach Hause bringen. Welche das dieses Mal sein wird, daraus macht Die Schneekönigin: Im Spiegelland kein großes Geheimnis. Schließlich muss Gerda nun sogar mit der titelgebenden Schurkin zusammenarbeiten, um ihre Familie zu retten. Dass der größte Bösewicht da nicht auf Dauer böse bleiben kann, ist klar. Die Freundlichkeit des jungen Mädchens ist so sprichwörtlich, dass selbst das ewige Eis der fiesen Hexe irgendwann zu schmelzen beginnt. Genauso wird Gerda allen anderen beweisen, dass selbst jemand wie die Schneekönigin Vertrauen verdient. Eine zweite Chance.

Böse ist relativ
Die versöhnliche Note ist natürlich ausgesprochen nett. Und auch sonst versucht Die Schneekönigin: Im Spiegelland ein wenig, von der üblichen Schwarzweiß-Zeichnung wegzukommen, die in solchen Animationsfilmen vorherrscht. So ist Harald kein durch und durch böser Mensch. Seine Ablehnung von Magie ist eher die Kombination aus Ignoranz, blindem Zukunftsglauben und weniger schönen Erfahrungen. Das Nebeneinander von Zauberei und Technik wird dabei leider nicht wirklich konsequent verfolgt, führt aber zu einem reizvollen Szenario mit leichten Steampunkanleihen. Ohnehin: In dem Film ist alles erlaubt, fliegende Piraten treffen auf die obligatorischen Trolle, die von Anfang an bei der Reihe fester Bestandteil waren.

Die sind übrigens auch erneut richtig hässlich und unförmig. Aber Figuren waren noch nie eine Stärke von Die Schneekönigin, die Designs waren im besten Fall nichtssagend und langweilig. Und auch bei den Animationen sind die Filme nicht gerade Referenz. Dafür hat das russische Studio Wizart Animation (Völlig von der Wolle) inzwischen bei den Hintergründen deutlich zugelegt: Sowohl die Natur wie auch die Siedlungen können sich sehen lassen. Auch die fliegenden Schiffe sind ganz hübsch geworden. Das ist dann letztendlich nicht genug, um daraus einen wirklich sehenswerten Film zu basteln. Dafür ist die Konkurrenz dann doch zu stark – visuell wie inhaltlich. Aber wer die bisherigen Teile mochte, der sollte auch beim vierten Abenteuer nicht verkehrt sein: ein solider Lückenfüller, der eher auf hohes Tempo und leicht überzogene Figuren Wert legt als auf Detailarbeit und Finesse.



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In „Die Schneekönigin: Im Spiegelland“ gibt es ein Wiedersehen mit den Figuren der russischen Animationsreihe, auch wenn diese sich mal wieder nicht an die Vorgänger halten. Die Geschichte um eine ungeplante Zusammenarbeit zwischen einer magielosen Jugendlichen und der bösen Titelfigur hat aber etwas schön Versöhnliches, das junge Zielpublikum bekommt hier ein immerhin solides Abenteuer geboten.
5
von 10