Sie sind die internationale Elite, sollen es zumindest einmal werden. Teenagerinnen und Teenager aus aller Welt, der unterschiedlichsten Ethnien und Überzeugungen, von den Persönlichkeiten ganz zu schweigen. Zwei Punkte eint die bunt zusammengewürfelte Schar jedoch. Sie alle sind Kinder reicher bis superreicher Eltern. Und sie gehen alle zusammen auf ein Eliteinternat in der Schweiz, das – so scheint es zumindest – lediglich solchen Überprivilegierten offensteht. Denn dort ist man gerne unter sich.
Wobei der erste Blick nicht gerade viel Luxus oder Elitäres offenbart. Vielen der Jugendlichen, die in Die Schule auf dem Zauberberg zu sehen sind, wurde das Gesicht durch einen Pandakopf ersetzt – zur eigenen Sicherheit. Apropos: Hin und wieder mal läuft auch eine Sicherheitsbeauftragte durch die Schule, um sicherzugehen, dass auch ja niemand etwas sagt. Denn wer etwas sagt, ist tot. Im Ernstfall. Beides führt dazu, dass der Dokumentarfilm immer mal wieder recht kurios wirkt. Exzentrisch.
Viel Geld, aber keine Ziele
Aber das ist die Ausnahme, vieles hier ist gewöhnlich, schrecklich gewöhnlich sogar. Berk zum Beispiel. Der ist anfangs nur ein Jugendlicher unter vielen, entwickelt sich im Laufe des Films aber zur Hauptfigur des Geschehens. Nicht weil er so viel auf die Reihe bekommen würde und wahnsinnige Talente zeigt. Vielmehr ist er ein ganz normaler Jugendlicher, der nicht so recht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll, die Schule nur halbherzig verfolgt, lieber etwas feiern geht, anstatt daheim über Aufsätzen zu brüten. Ein typischer Teenager, der sich selbst sucht, seinen Platz sucht, vor allem aber die Anerkennung durch die Eltern sucht.
Das sorgt auch für die wenigen emotionaleren Momente. Dass er dabei ist, die Schule zu versemmeln, damit kann er leben, dafür kann er die Verantwortung übernehmen. Nicht aber damit, nicht von seinen Eltern geliebt zu werden. Ob das nun stimmt oder nicht, das lässt sich nicht ohne weiteres an Die Schule auf dem Zauberberg ablesen. Die Intention von Regisseur Radek Wegrzyn ist aber eindeutig: Er möchte die Kinder der Superreichen aus dem Glamourghetto holen und zeigen, dass sie dieselben Probleme und Ängste haben wie andere auch. Dass man zwar vieles, aber nicht alles mit Geld bekommen kann.
Ist das alles?
Das ist natürlich irgendwo eine Binsenweisheit. Geld macht nicht glücklich, das sagen schon andere Filme. Das zeigte kürzlich auch der Dokumentarfilm Generation Wealth, in dem ebenfalls die Kinder der Elite zu Wort kommen. Dessen glitzer-provokativen Ausflüge finden hier jedoch kein Pendant. Nur an einer Stelle wird deutlich, in welcher vom Alltag losgelösten Welt die jungen Menschen aufwachsen. Wenn der Preis für eine Schachtel Brownies in die Hunderte geht, dann gehört das so. Ist ja schließlich eine Versteigerung zu einem guten Zweck. Was das aber sonst bedeutet, lauter Privilegien zur Verfügung zu haben, mit denen man die Welt ändern könnte, das interessiert hier niemanden. Nicht die Jugendlichen. Nicht Wegrzyn.
Allgemein würde man sich wünschen, dass Die Schule auf dem Zauberberg mehr nachbohrt, etwas stärker in die Tiefe geht, mehr aus dem Thema holt. Der Dokumentarfilm, der auf dem Filmfest Hamburg 2018 Weltpremiere feierte, geht kaum auf die Schule ein, geht kaum auf die Schüler ein. So verständlich Wegrzyns Mitgefühl für Berk ist, der starke Fokus auf ihn hilft weder dem Film noch dem Publikum. Da hätte es mehr Abwechslung gebraucht, mehr Geschichten, unterschiedlichere Schicksale auch. So aber reicht der Besuch der Schule weder als Querschnitt durch die Welt der Luxuskinder noch als Individualporträt. Denn dafür ist Berk dann am Ende doch zu gewöhnlich, gibt zu wenig Anlass, warum man sich ausgerechnet für sein Leben interessieren sollte.
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