Dream Away
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Dream Away

Dream Away
„Dream Away“ // Deutschland-Start: 7. Februar 2019 (Kino)

Zuletzt hatte uns der Winter ja wieder etwas kräftiger im Griff, zwischen Schneemassen und Temperaturstürzen ist das die Geburtsstunde wiederkehrender Urlaubsträume. Raus! Weg! Ab in die Sonne! Auch Dream Away berichtet von solchen Träumen, wenn unter Palmen und roten Baldachins ein bisschen Luxus genossen werden kann. Ein bisschen mal den Alltag hinter sich lassen und sich wie ein König verwöhnen lassen. Oder das, was wir mit dem Bild eines Königs verbinden. Nur dass diese Bilder hier ohne Bedeutung sind, während die Traumwelt von der Realität überrannt wurde.

Dabei war die früher noch in Ordnung. Der ägyptische Urlaubsort Scharm el-Scheich, auf der Sinai-Halbinsel gelegen, zog eine größere Zahl an Touristen aus aller Welt an, die sich am Komfort der Luxushotels erfreuten. Inzwischen ist das afrikanische Land bekanntermaßen in der Gunst der Reisenden gesunken, die politische Lage und terroristische Anschläge lassen sich nun einmal schwer mit der Vorstellung von Entspannung verbinden. Einen Cocktail genießen, wenn gefühlt überall eine Bombe hochgehen kann? Schwierig.

Wo sind all die Leute hin?
Von Terror ist in Dream Away nichts zu spüren. Von Urlaubslust aber auch nicht. Die Hotels stehen immer noch, bereit Urlauber aufzunehmen, die aber weit und breit nicht zu sehen sind. Es hat ein bisschen was von einer Geisterstadt, wenn wir mit der Kamera an einem adretten Pool vorbeilaufen, an dem niemand ist. So als hätte das Hotel gerade erst geöffnet und bereitet sich auf einen Besuchersturm vor, der hier zumindest ausbleibt. Dafür gibt es im Hintergrund ein paar Dinosaurier. Die sind natürlich nicht echt, passen auch so gar nicht in die Wüstenlandschaft. Aber sie hinterlassen Eindruck. Einen sehr seltsamen Eindruck.

Dass der Beitrag von der DOK Leipzig 2018 ein unwirkliches Ambiente hat, liegt aber auch daran, dass hier die Grenzen zwischen Dokumentation und Fantasie aufgelöst werden. Auf der einen Seite gibt es tatsächliche Einblicke in das Leben dort. Dafür traf sich das deutsch-ägyptische Regieduo Johanna Domke und Marouan Omara mit diversen Angestellten der Hotels und befragte sie zu ihrer Lebenswirklichkeit. Die ist naturgemäß unter diesen wirtschaftlichen Bedingungen bescheiden, irgendwie sind sie hier alle gestrandet, wissen nicht wohin sie gehen oder was sie mit sich anfangen sollen.

Ein surrealer Running Gag
Damit einher gehen fiktive oder zumindest stark inszenierte Momente. Ein wortwörtlicher Running Gag ist ein Auto, auf dem ein Mann im Affenkostüm Menschen befragt, die hinter dem fahrenden Gefährt hinterherlaufen. Ein anderer Herr tritt hingegen golden bemalt auf, eine Mischung aus Pantomime und Höllengeist. Der Sinn dieser Szenen erschließt sich nicht unbedingt, verleiht dem Ganzen aber eine schön surreale bis poetische Atmosphäre – vergleichbar zu den Kurzfilmen All inclusive oder Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin.

Zwischendurch bricht sie dann aber doch immer mal wieder ein, die hartnäckige Realität. Denn inmitten der leeren Anlagen und traumhaften Begegnungen dürfen wir einiges über Land und Leute erfahren. Vor allem die Rolle der Frau wird immer wieder thematisiert. Männer, die über Frauen schimpfen. Eine geschiedene junge Frau, die auf einen Neuanfang hofft. Liebe, die sich kaufen lässt oder zumindest so tut als ob. Ein paar Hoffnungsschimmer schwirren also noch immer umher, in dieser flirrenden Hitze, Fetzen von Träumen, die sich von der Zeit gelöst haben. Die man vielleicht selbst gern festhalten würde, wenn nebenan nicht der fahrende Affe wieder lauthals dazu auffordert, ihm zu folgen, in ein Land, von dem gar nicht sicher ist, dass es das überhaupt gibt.



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„Dream Away“ nimmt uns mit an einen ägyptischen Urlaubsort, der einst Touristenhochburg war und nun auf Besucher wartet. Das hat schon in den normalen Momenten eine surreale Anmutung, die durch die vereinzelten Fantasie-Elemente noch weiter verstärkt wird, während wir abwechselnd in Träumen und der bescheidenen Realität unterwegs sind.