Fake Tattoos

Fake Tattoos

Fake Tattoos
„Fake Tattoos“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Théo (Anthony Therrien) mag es gern etwas härter, zumindest musikalisch gesehen. Und so verbrachte er seinen 18. Geburtstag auch auf dem Konzert einer Punk-Metal-Band. Dabei macht er die Bekanntschaft von Mag (Rose-Marie Perreault), die etwas älter ist und im Gegensatz zu ihm auch nicht gerade auf den Mund gefallen. So richtig groß sind die Gemeinsamkeiten nicht, selbst beim Musikgeschmack werden sie sich nicht immer ganz einig. Doch die Anziehungskraft ist da, aus der zufälligen Bekanntschaft wird bald schon mehr. Immer wieder treffen sich die zwei, müssen dabei aber auch erkennen, dass das mit der Liebe alles nicht so einfach ist. Vor allem nicht, wenn ein Ende schon am Horizont lauert.

Ein bisschen verloren sitzt er da am Tresen, weiß nicht genau, wo er denn hinschauen soll, was er mit seinen Händen macht. Vom Sprechen ganz zu schweigen. Das überlässt er deshalb auch ganz gerne Mag, beschränkt sich lieber darauf, ihr zu antworten oder kleine Stichpunkte zu geben. Dabei zuzusehen, wie er mit sich und jedem einzelnen Wort ringt, das schwankt gefährlich zwischen süß und unerträglich. Man weiß gar nicht so recht, ob man dranbleiben und die Daumen drücken soll oder sich nicht doch lieber mit dem Bier an den Nachbartisch verzieht.

Liebe ist kein Selbstläufer
Nein, „schön“ ist Fake Tattoos nicht. Nicht hier. Nicht später. Vor allem nicht später. Regisseur und Drehbuchautor Pascal Plante, der hier seinen ersten ausgewachsenen Spielfilm drehte, zeigt uns eine junge Liebe als ein von Unsicherheiten und Anziehung geprägtes Produkt, von dem unklar ist, wo die Reise denn hingeht. Das kennen wir oft aus dem eigenen Leben, nur selten ist eine romantische Begegnung ein Selbstläufer. Und doch ist es eher eine Seltenheit, so etwas in Filmen sehen zu dürfen. Dort wird schließlich eher Bestätigung eingefordert: Wer für wen bestimmt ist, das steht von Anfang an fest. Der Rest sind nur noch Detailfragen.

Das Leben interessiert sich aber nicht für solche Fragen. Das geht ganz eigene Wege. Da darf dann schon mal der Morgen danach irgendwie peinlich sein oder das Happy End von der Realität eingeholt werden. Fake Tattoos ist daher weniger für Zuschauer geeignet, die sich an Hochglanz-Romanzen zwischen Models erfreuen, die viel zu gut aussehen, als dass sie als Identifikationsfigur funktionieren könnten. In Mag und Theo findet man sich viel leichter wieder, obwohl sie mehr Ecken und Kanten haben, als es das Genre normalerweise zulässt. Und auch die eine oder andere Skurrilität wie die im Titel beschriebenen falschen Tattoos, die sich Theo auf den Arm pinselt, um nach mehr auszusehen.

Es darf auch mal Alltag herrschen
Der Film selbst gefällt sich hingegen in seiner Schmucklosigkeit. Da darf dann auch schon mal eine Weile so gar nichts geschehen. Was wiederum anderen nicht gefallen, ihnen zu langweilig sein wird. Fake Tattoos zeigt den Alltag, zwischen Sehnsucht und Banalität, vertraut auf Dialoge, die sich auch wirklich so anhören, als könnte sie ein Mensch einmal gesagt haben. Das ist nicht immer aufregend, es gibt auch einen Bereich zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, die große graue Masse gewissermaßen.

Das ist alles nicht besonders und ist es irgendwie doch, eine rührende Glückssuche, die nicht so recht weiß, was sie tun soll. Und: Fake Tattoos ist irgendwie nostalgisch. Der Film ist einerseits durchaus in der Gegenwart angesiedelt, wie Verweise auf Rihanna & Co. deutlich machen. Und doch hat man das Gefühl, hier in einer kleinen Zeitblase gefangen zu sein, voll schrammelnder Gitarren und düsterer Anmutung, hinter dessen Fassade zarte Emotionen aufkeimen, egal ob für sie in der Welt nun Platz ist oder nicht.



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Treffen sich zwei Punk-Metal-Fans in einer Bar: „Fake Tattoos“ erzählt ganz unaufgeregt, teils nahe an der Banalität von zwei jungen Menschen, die sich begegnen und Gefühle entwickeln. Das ist weit entfernt von den Hochglanz-Romanzen, die wir sonst oft zu Gesicht bekommen. Dafür gibt es raue, authentische Szenen, die auch mal den Mut haben, nicht sehr schön zu sein.
7
von 10