Es war Liebe auf den ersten Blick. Oder besser: auf den ersten Tritt. Als der kriegsgeschädigte Arzt Dr. John Watson (John C. Reilly) eines Tages mehr oder weniger freiwillig von einem Dach fällt, landet er zu den Füßen des großen Detektivs Sherlock Holmes (Will Ferrell). Das ist der Auftakt einer sehr erfolgreichen Zusammenarbeit, gemeinsam lösen sie einen Fall nach dem andere. Doch der neueste scheint gleichzeitig der größte zu werden: Der fiese Professor Moriarty (Ralph Fiennes) soll es auf das Leben der Königin abgesehen haben, was es um jeden Preis zu verhindern gilt. Einfach wird das nicht, denn der verschlagene Meisterverbrecher ist einfach nicht aufzufinden.
Holmes & Watson ist einer dieser Filme, bei denen man sich fragt, wie er eigentlich so schief gehen konnte. Eine Komödie über Sherlock Holmes und John Watson zu drehen, wie schwer kann das schon sein? Umso mehr, wenn man so viel geballtes komödiantisches Talent um sich herum versammelt. Der erfahrene Drehbuchautor Etan Cohen, der nach Der Knastcoach das zweite Mal auch die Regie übernimmt, hatte nur offensichtlich keine Idee, wie er dieses nutzen sollte. Genauer fehlte es ihm an einem eindeutigen Konzept.
Und wer bist du jetzt?
Das fängt schon damit an, dass bei Holmes nie so ganz klar wird: Ist er wirklich das Genie, für das er von allen gehalten wird? Oder ist er ein Idiot, der manchmal einfach Glück hatte? Belege für beides kommen immer wieder mal in Holmes & Watson vor, ohne dass eine wirkliche Entscheidung fallen würde. Er ist immer gerade so, wie Cohen ihn für seinen nächsten Witz braucht. Oder das, was der US-Amerikaner für einen Witz hält. Denn das Schlimmste an dem Film ist, dass der Humor vieles sein mag, komisch ist er eher selten.
An Versuchen mangelt es dabei nicht. Es ist sogar beachtlich, was Cohen hier alles aufwartet, um das Publikum zum Lachen bringen zu wollen. Mal nutzt er Holmes & Watson, um Seitenhiebe auf die rassistisch-frauenfeindliche Gesellschaft seines Landes zu verteilen. Im nächsten Moment arbeitet er sich an den Vorlagen von Arthur Conan Doyle ab, der die Original-Geschichten um die beiden Ermittler verfasst hat. Die sind aus heutiger Sicht teilweise selbst unfreiwillig komisch. Aus den kuriosen Verkleidungen von Holmes einen Gag zu machen, das ist dann auch nicht sonderlich schwierig.
Alles da, nichts dahinter
Die eigentlichen Übeltäter sind jedoch die derben Witze, wenn es um diverse Körperöffnungen geht. Die sind nicht nur furchtbar, passen vom Ton her so gar nicht zu den obigen Beispielen. Sie sind auch noch entsetzlich lang, als hätte jemand die Pointe vergessen und dann der Einfachheit halber so weitergemacht, in der Hoffnung, es würde keiner mitbekommen. Und das Publikum darf dieses Versäumnis dann ausbaden. Das ist nicht nur beleidigend, sondern auch eine fahrlässige Verschwendung durchaus begabter Schauspieler. Nicht nur die beiden Hauptdarsteller sind sonst zu Höherem berufen, bei den Nebenrollen finden sich immerhin solche Namen wie Rebecca Hall, Kelly Macdonald und Hugh Laurie – jeweils mit einem denkbar undankbaren Material.
Und doch ist Holmes & Watson nicht die ultimative Katastrophe, als die der Film gern verschrien wird. Immerhin hat Cohen eine Geschichte zu erzählen, anders als Belleville Cop kürzlich, das ebenfalls ein im Grunde idiotensicheres Konzept völlig in den Sand setzte. Und wer etwas länger sucht, findet hier immerhin Anflüge von etwas, das sich als Humor verkaufen ließe. Es ist nur nicht genug, um damit die Existenz dieser Krimikomödie zu rechtfertigen, die zu oft zwischen langweilig und ärgerlich schwankt, als dass man sie ruhigen Gewissens jemandem empfehlen wollte. Aber das trifft auf viele Filme zu, die sich als Komödie bezeichnen. Die sind dann nur meist weniger prominent besetzt.
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