Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte, so sagt man. Bei Kingdom ist dieser Vergleich nicht weiter schwer, schließlich fällt während der gut fünf Minuten kein einziges Wort. Zu sehen gibt es dafür aber mehr als genug. Ein kleines nacktes Männchen, das man leicht für ein Kind halten könnte, wäre da nicht sein lautes Brüllen. Aber in den animierten Kurzfilm ist ohnehin nicht viel so, wie es erscheint. So trägt der namenlose Protagonist beispielsweise einen Koffer mit sich herum, der gleichzeitig eine zwar nicht beeindruckende, aber doch angemessene Wohnung ist. Er muss dafür nur kleiner werden, ein bisschen wie in Alice im Wunderland.
Alles da, nur anders
Kuriose Kreaturen wie in dem Literaturklassiker tauchen hier hingegen nicht auf. Denn eigentlich ist das Ambiente sehr realistisch. Ein Wald, wie es ihn fast überall gibt. Nur dass die Bilder sehr körnig sind, man gar nicht so genau sagen kann, ob das tatsächliche Aufnahmen oder Zeichnungen sind. So oder so verwendet der singapurische Filmemacher Tan Wei Keong eine Vielzahl von Techniken. Und auch das Design der Figur ist ungewöhnlich: Der Kopf ist viel zu breit für das Gesicht, so als sei er weitergewachsen, ohne dass Augen, Nase und Mund das mitbekommen hätten.
Was das Ganze zu bedeuten hat, ob es überhaupt etwas bedeuten soll, das lässt der Beitrag der Berlinale 2019 offen. Hineininterpretieren kann man in dieses Schwarzweißrätsel natürlich eine Menge, gerade auch zum Thema Identität. Denn manchmal ist ein Mann auch kein Mann. Vielleicht. Das erinnert teilweise an die kleinen Kunstwerke des französischen Animationssurrealisten Jean-François Laguionie. (Gwen et le livre de sable) Wer diese kennt und mag oder allgemein etwas für verspielt-fantastische Minis hat, sollte sich dieses kleine Königreich daher nicht entgehen lassen.
(Anzeige)