Hätte Paul Coutard (Max Boublil) doch mal besser seine Klappe gehalten. Als sich der Sportjournalist über den Trainer der Fußballmannschaft von Reims lustig macht, nachdem diese in die zweite Liga absteigen musste, da war die Welt noch in Ordnung. Doch er hatte dabei nicht damit gerechnet, dass sein Auftritt derart große Wellen schlagen würde. Die Folge: Anstatt weiterhin über den Fußball zu berichten, soll sich Paul nun zusammen mit der Assistentin Emmanuelle Bruno (Vanessa Guide) um die Ausrichtung einer Feier kümmern. Bald schon kommen sie auf die Idee, doch ein Fußballmatch mit ausschließlich weiblichen Teams zu veranstalten. Das stößt aber nicht bei allen auf Gegenliebe, schließlich gilt Frauenfußball 1968 in Frankreich noch als schlechter Witz.
Das ist dann wohl ausgleichende Gerechtigkeit. Nachdem gleich zwei Filme in kurzer Folge sich dafür stark machten, dass Männer doch auch den Frauensport Synchronschwimmen ausüben dürfen (Swimming with Men, Ein Becken voller Männer), wird hier der Spieß umgedreht. Genauer setzt sich Let the Girls Play dafür ein, dass die Männerdomäne Fußball doch genauso gut auch von Frauen gespielt werden könnte. Zugegeben, die Welt hat sich in den vergangenen 50 Jahren schon ein bisschen bewegt. Heute gibt es sogar eigene Weltmeisterschaften nur für Frauen, dazu auch eigene Nationalligen. Doch im Vergleich zur Männervariante gilt das nach wie vor als Nischenveranstaltung, die von wenigen ernstgenommen wird.
Das kommt mir bekannt vor …
Einiges von Let the Girls Play ließe sich daher auch auf die Gegenwart übertragen. Dickbäuchige Männer im Dreiteiler, die sich seit Jahrzehnten nicht mehr selbst bewegen, dafür aber über das Schicksal des Sports entscheiden? Darüber kann man sich immer lustig machen. Und natürlich sind manche Reaktionen des vermeintlich starken Geschlechts so angelegt, dass man sie sich in einem aktuellen Umfeld ebenso gut vorstellen kann. Vergleichbar zu Die göttliche Ordnung, welche von den Anfängen des Frauenwahlrechts in der Schweiz erzählt, ist das hier daher gleichermaßen Geschichtsstunde wie auch zeitloser Kommentar.
Allzu groß sind die Ambitionen von Julien Hallard, der hier Regie führte und am Drehbuch schrieb, jedoch nicht. Die kleinen Seitenhiebe bleiben recht zahm, er will mit seiner harmlosen Komödie niemandem selbst auf die Füße treten. Ein bisschen stupsen, das reicht ihm schon. Das ist sein gutes Recht, das Thema lässt von bissiger Satire bis zur Wohlfühlunterhaltung alle möglichen Lesarten zu. Und ein bisschen dürfte er bei seinem Spielfilmdebüt ja auch auf ein größeres Publikum geschielt haben, das sich durch Allerweltshumor schon gut genug berücksichtigt fühlt.
Die ganz gewöhnliche Nische
Und doch ist es bedauerlich, wie banal Let the Girls Play geworden ist. Wie schrecklich vorhersehbar auch. So bahnbrechend Ende der 1960er die Einführung des französischen Frauenfußballs auch war, so wenig revolutionär ist der Film drumherum geworden. Dass Paul, der anfangs noch als aufgeblasener Weiberheld auftritt, später eine Läuterung durchmacht, dafür braucht es nicht sonderlich viel Fantasie. Dass aus der anfänglichen Losertruppe ein echtes Siegerteam wird, auch das ist bereits beim ersten Rumgekicke ersichtlich.
Am schlimmsten ist aber, wie wenig komisch die Komödie letzten Endes ist. Nur hin und wieder stürzt sich Hallard mal in die Absurdität, etwa wenn eines der ersten gegnerischen Teams eine Nonnenmannschaft ist. Ansonsten sind die Gags so abgenutzt, dass man sich gar nicht mehr erinnern kann, wo man sie überall schon gehört hat. Das reicht durchaus, um sich irgendwie die Zeit zu vertreiben, wenn gerade mal Fußballpause im Fernsehen angesagt ist. Aber weder die sportliche noch die inhaltliche Komponente reichen als Begründung aus, um hier unbedingt mal reinschauen zu müssen. Dafür ist das trotz des vermeintlichen Nischensports zu sehr eine gesichtslose Massenproduktion.
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