Endlich ist es so weit! Nach einer endlosen Wartezeit darf sich das Hundemädchen Lotte über ein kleines Schwesterchen freuen, welches die Eltern auf den Namen Roosi taufen. Und da Lotte ihr so viel zu zeigen hat, nimmt sie sie dann auch gleich mit auf eine Entdeckungstour im Dorf. Dabei machen die beiden die Bekanntschaft von zwei Professoren, die durch die Welt reisen und alte Volkslieder aufzeichnen. Wenn es nach ihnen ginge, würden sie auch die legendären Lieder der Drachen in ihre Sammlung aufnehmen. Aber gibt es diese Drachen überhaupt? Für Lotte ist klar: Das ist der Auftakt zu einem neuen, großen, spannenden Abenteuer!
Auch wenn Osteuropa nicht unbedingt als die Hochburg des Animationsfilms gibt, dann und wann schaffen es doch noch entsprechende Beispiele von dort hierher. Die Geschichten um die das Hundemädchen Lotte erfreuen sich dabei sogar einer größeren Beliebtheit. Erst eroberte sie im Rahmen der Serie Lotte, eine abenteuerliche Reise in den Süden die (jungen) Herzen der Zuschauer, danach war sie in diversen Kinofilmen zu sehen. Ob auch der neueste Lotte and the Lost Dragons in unseren Lichtspielhäusern zu sehen sein wird, ist noch nicht bekannt. Vorerst bleibt das mittlerweile vierte Leinwandabenteuer den Besuchern der Berlinale 2019 vorenthalten, wo der Film internationale Premiere feiert.
Skurrile Gestalten an jeder Ecke
Wer die Vorgänger gesehen hat, der weiß schon ungefähr, was ihn hier erwartet. Die anderen dürfen sich darauf freuen, einen doch etwas eigenwilligen Vertreter dieses Bereiches kennenzulernen – Vorkenntnisse sind nicht vorausgesetzt. Neulinge dürften höchstens ein wenig verwundert sein, weil in dem Dorf nicht alles so ist, wie wir es kennen. Dass beispielsweise Roosi schon kurz nach der Geburt sprechen und laufen kann und vollständig gekleidet ist, darüber sollte man nicht zu lange nachdenken. Auch nicht über die diversen Spleens der Figuren, welche die von Janno Põldma und Heiki Ernits entworfene Welt bevölkern.
Es macht vielmehr den Reiz von Lotte and the Lost Dragons aus, dass hier alles etwas skurril ist, etwas anders, ein klein wenig bescheuert. Während der Reise der beiden Schwestern begegnen sie nicht nur den Professoren, sondern unter anderem einem geltungsbedürftigen Hasen und sportlichen Fischen, dürfen einer etwas anderen musikalischen Darbietung beiwohnen. Nicht einmal die Drachen sind so, wie wir sie aus unseren eigenen Legenden und Sagen kennen.
Anlass für bunten Spaß
Eine wirkliche durchgängige Geschichte erzählen die beiden estnischen Regisseure und Drehbuchautoren dabei nicht. Vielmehr ist die Suche nach den Drachen lediglich ein Aufhänger, damit die Hunde auf Reise gehen und seltsame Bekanntschaften machen dürfen. Ein bisschen wie Alice im Wunderland, nur nicht ganz so surreal, eher eine geradlinige Version davon, die sich an Kinder richtet. Die sollten hier dann auch ihren Spaß haben, selbst wenn der Inhalt nicht allzu viel Tiefgang zulässt. Ein nennenswerter Erkenntnisgewinn springt ebenfalls nicht heraus, Lotte and the Lost Dragons hat über die Unterhaltung hinaus keine größeren Ambitionen. Das meiste ist dann doch ein wenig zu willkürlich, als dass man hier etwas mitnehmen könnte.
Aber es ist eben auch ein süßer Film, der mit vielen bunten Farben und teils witzigen Designs genug fürs Auge präsentiert. Die Mischung aus 2D- und 3D-Elementen ist an manchen Stellen etwas auffälliger, hat man aber auch schon deutlich schlimmer gesehen. Für eine letztendlich kleine Produktion aus Estland und Lettland macht Lotte and the Lost Dragons eine durchaus ansehnliche Figur. Zusammen mit der entspannten Atmosphäre – man verzichtete hier auf den schrillen Slapstick, der vor allem in westlichen Animationsfilmen dominiert – wird so ein sympathisches Werk daraus, das einerseits ein bisschen altmodisch, gleichzeitig aber auch individuell ist.
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