Fast wäre es um den kleinen Mauersegler Manou geschehen. Nachdem er seine Eltern schon vor seiner Geburt verloren hat, nimmt ihn die Möwe Blanche unter ihre Fittiche – ohne den anderen zu sagen, dass es gar nicht ihr Kind ist. Doch so viel Liebe sie und ihr Mann Yves dem kleinen Vogel entgegenbringen, ebenso der leibliche Sohn Luc, immer wieder stößt Manou an seine Grenzen. Das mit dem Fliegen will beispielsweise so gar nicht klappen, da Mauersegler und Möwen ganz unterschiedliche Flugmethoden haben. Als Manou eines Nachts zum Wacheschieben auserwählt wird, kommt es außerdem zur Katastrophe, und er muss sich fragen: Will ich wirklich noch hier bleiben?
Da muss doch irgendwo ein Nest sein. Zumindest ist es auffällig, dass innerhalb kürzester Zeit mit Gans im Glück, Ploey – Du fliegst niemals allein und Manou gleich drei Animationsfilme bei uns ins Kino kommen, in denen Vögel die Hauptrolle spielen. Wobei dieses Mal der Aspekt der Reise keine besonders große Rolle spielt. Vielmehr soll der Film ein Plädoyer für mehr Toleranz sein, wenn der kleine Manou aufgrund seiner Andersartigkeit zur Zielscheibe des Spotts wird, bevor er am Ende doch zum Held wird.
Merkt denn hier keiner was?
Das ist natürlich erst einmal sympathisch, solche kleinen Lebensweisheiten kann man den Zuschauer schließlich nicht früh genug mitgeben. Es ist nur nicht sonderlich originell. Und in dem Fall auch nicht allzu nachvollziehbar: Weshalb keiner in der Vogelschar aufgrund des Aussehens bemerkt, dass Manou keine Möwe ist, das wird nie plausibel erklärt. Klar kommt das in der Natur vereinzelt vor, dass Tiere artfremde Jungen aufziehen – der Kuckuck lässt grüßen. Doch dafür sind die Vögel hier dann doch zu reflektiert, zu vermenschlicht, orientieren sich eben nicht daran, was Tiere normalerweise so tun.
Aber auch sonst wirkt Manou nicht so recht durchdacht. Elemente werden eingeführt und im Anschluss wieder vergessen. Die Figuren verhalten sich auf eine willkürliche Weise. Es ist noch nicht einmal so, dass immer ganz klar wäre, worauf das denn alles hinauslaufen soll, dafür ergeben sich die einzelnen Szenen zu wenig auseinander. Was auch damit zusammenhängt, dass – wie bei so vielen Animationsfilmen für Kinder – unbedingt auch Slapstickausflüge eingebaut werden müssen. Die dann nicht einmal wirklich witzig sind. Der Film ist mehr ein Abhaken von Momenten, weniger ein wirklich narratives Werk.
Zwischen Licht und Schatten
Dafür sieht das Ganze besser aus, als man es im Vorfeld hätte erwarten dürfen. Deutschland ist ja nicht unbedingt als ein Land der großen Animationskunst bekannt. Die Stuttgarter LUXX Studios zeigen jedoch, dass auch hierzulande einiges auf die Beine gestellt werden kann. Mit Abstrichen. Die Hintergründe aus Südfrankreich sind teilweise sehr schön geworden, geradezu fotorealistisch. Dafür sind die Vögel teils recht grob modelliert, die Animationen nicht so ganz überzeugend. Vor allem in den Nahaufnahmen ist das alles nicht mehr so wirklich toll anzusehen.
Irritierend ist zudem die Musik, die nie so wirkt, als wäre sie Teil des Geschehens. Anstatt auch mal Geräusche einzubauen und so das Gefühl zu wecken, wirklich in dieser Welt zu sein, wurde ein Soundteppich darüber gelegt, wie bei einem Stummfilm. Das führt dazu, dass Manou sehr viel weniger lebendig ist. Über Durchschnitt kommt das durch die diversen Mängel nicht hinaus, es gibt hier einfach zu wenig, um den Vorzug gegenüber den vielen anderen Animationsfilmen geben zu müssen.
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