The Heat A Kitchen Revolution
© Red Queen Productions

The Heat: A Kitchen (R)evolution

The Heat A Kitchen Revolution
„The Heat: A Kitchen (R)evolution“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Es ist eines der vielen kleinen Geheimnisse, welche die menschliche Zivilisation für uns bereithält. Auf der einen Seite werden Frauen einem traditionellen Rollenverständnis gemäß gern an den Herd verbannt, wo sie sich um das Wohlergehen des Mannes und des Nachwuchses zu kümmern hat. In der Gastronomie jedoch, da haben Frauen an der Spitze nichts zu suchen. Sie dürfen bedienen, kleinere Arbeiten in der Küche verrichten. Doch die Aufgabe des Küchenchefs, die ist Männern vorbehalten. Frauen sind also überall, außer da, wo es zählt, wie es jemand in The Heat: A Kitchen (R)evolution ausdrückt.

Die Suche nach den Gründen
Woher diese Ungleichheit rührt, darüber lässt sich lange diskutieren. Die eine spekuliert hier, dass es mit dem gesteigerten männlichen Geltungsdrang zu tun hat: Frauen wollen machen, Männer bewundert werden. Eine andere gibt den Medien eine Mitschuld, welche konsequent die Leistungen von Küchenchefinnen ignorieren. Bei Preisverleihungen gibt es vielleicht eine Quotenfrau, der Rest setzt sich aus männlichen Kollegen zusammen. Und auch die Banken haben ihren Anteil, so heißt es wieder an anderer Stelle, denn Frauen bekommen nicht die notwendige finanzielle Unterstützung, um ernstzunehmende Restaurants auf die Beine zu stellen. Also gibt es nur weiblich geführte Läden, die sich an Familien richten. Das macht die Kundschaft glücklich, Prestige lässt sich auf diese Weise jedoch nicht gewinnen. Es fehlt einfach an Vorbildern, welche andere inspirieren könnten.

Lösungen hat der kanadische Dokumentarfilm hierfür keine auf Lager. Wer schon einmal von dem Thema gehört hat, wird hierbei nicht wirklich etwas Neues erfahren. Am spannendsten sind aber ohnehin die persönlichen Erfahrungen, die hier geteilt werden. Ähnlich zum französischen Kollegen The Goddesses of Food wird auch hier durch die Weltgeschichte gereist, um die wenigen Frauen zu befragen, die es tatsächlich geschafft haben. Da ist von gutbürgerlicher Küche bis Haute Cuisine alles dabei, Etablissements und Kundschaft schwanken gewaltig. Die Erfahrungen der Interviewpartnerinnen sind hingegen recht ähnlich. Und teils erschreckend.

Viele Schicksale, wenig Essen
Was in dem Film überhaupt nicht vorkommt, ist eine männliche Perspektive. Was haben Kollegen zu der Ungerechtigkeit zu sagen? Was ließe sich ändern? Was können Frauen tun? Spannend ist dafür ein Perspektivenwechsel, der verdeutlicht: Auch Frauen können andere Menschen ausnutzen und sie missbrauchen, wenn es die Situation ergibt. Dadurch verhindert die kanadische Regisseurin Maya Gallus, dass ihr Film zu einer einseitigen Verteufelung ausartet und Frauen per se zu Opfern erklärt. Und es wäre interessant zu sehen, ob sich in dem notorisch arbeitnehmerfeindlichen Umfeld der Gastronomie tatsächlich etwas ändern würde, hätten Frauen das Sagen.

Ganz so weit will sich der Beitrag der Berlinale 2019 aber nicht aus dem Fenster lehnen, allein schon durch die sehr unterschiedlichen Bedingungen der interviewten Küchenchefinnen lassen sich nur schwer allgemeingültige Rückschlüsse ziehen. Aber das ist auch eine Stärke des Dokumentarfilms: The Heat: A Kitchen (R)evolution geht auch auf das jeweilige Leben der Protagonistinnen ein und verrät einige Hintergründe aus ihrem Werdegang. Nur auf das Essen selbst muss man verzichten. Zwar tummelt sich das Filmteam recht oft in den Küchen dieser Welt, Hoffnungen auf visuelle Leckerbissen werden aber nur selten erfüllt. Nicht die jeweiligen Speisen der Frauen stehen im Vordergrund, sondern die Umstände, unter denen sie auf die Teller kommen.



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Frauen an den Herd! Was im Privaten manchmal von Traditionalisten gefordert wird, verkehrt sich in der Gastronomie ins Gegenteil. „The Heat: A Kitchen (R)evolution“ stellt uns einige Frauen vor, die es in diesem männerdominierten Bereich als Küchenchefinnen zu etwas gebracht haben. Da treffen sich individuelle Geschichten und universelle Ungerechtigkeiten, wirkliche Antworten oder Lösungen für die Situation gibt es jedoch keine.