Killer who? Wer mit dem Namen erst einmal nichts anfangen kann, dürfte sich in bester Gesellschaft befinden. Zumindest hierzulande waren dem US-Rapper Killer Mike keine Erfolge vergönnt. Aber auch in seiner Heimat liegen die Hits schon eine ganze Weile zurück: Nach seinem Debütalbum Monster, das es 2003 immerhin in die Top 10 schaffte, war er anschließend nur noch in den unteren Rängen der Charts anzutreffen. Und selbst das gehört der Vergangenheit an, sein letztes Solowerk liegt nunmehr sieben Jahre zurück. In den Schlagzeilen hielt er sich im Anschluss als Teil des Rap-Duos Run the Jewels und durch seine mitunter recht kontroversen Ansichten.
Der ganz alltägliche Rassismus
Die darf er auch in Trigger Warning with Killer Mike teilen, eine Mischung aus Dokumentation und Personality Show, die er für Netflix gedreht hat. Sechs Folgen lang führt er darin Experimente durch, die einen gesellschaftlichen Anspruch haben und oft mit der Lebenssituation von Schwarzen in den USA zu tun haben. Dass Rassismus dort an der Tagesordnung steht, das wissen selbst diejenigen hier, die noch nie einen Fuß dorthin gesetzt haben – schauriger Polizeierschießungskommandos sei Dank. Doch die Probleme gehen über alltägliche Gewalt hinaus, fangen oft ganz woanders an.
Das wird besonders in der ersten Episode deutlich. Darin versucht er, einige Tage lang lediglich Produkte und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, die von Schwarzen stammen. Hört sich nicht schwierig an, ist es aber. Ob nun Handy, Unterkunft oder auch Nahrung, meistens stehen an der Spitze doch Weiße. Das Konsumexperiment verdeutlich so anschaulich, wie gering die Stellung der Schwarzen ist, dass sie es nicht bis in Entscheiderpositionen schaffen. Selbst ein schwarzer Imbiss ist auf Farmprodukte von Weißen angewiesen.
Kuriose Lösungsansätze
Andere Themenbereiche sind von einer stärker universellen Natur. In einer Folge nimmt sich Killer Mike des Komplexes Schule an und fragt sich: Gibt es nicht eine Methode, Lehrstoffe etwas lebensnäher und spannender zu unterrichten? Das Ergebnis ist eine groteske Kombination aus Haushaltsanleitungen und Pornos, die zumindest für aufmerksame Augenpaare sorgte. An einer anderen Stelle führt er Leute zusammen, die so unterschiedlich und widersprüchlich wie die USA insgesamt sind. Sie sollen diskutieren, für einen Austausch von Gedanken sorgen und nebenbei auch noch eine Band gründen.
Nach diesem Prinzip funktioniert Trigger Warning with Killer Mike meistens: Man nehme ein tatsächlich relevantes gesellschaftliches Thema und versuche auf eine möglichst groteske Weise, sich einem Problem zu nähern. Richtig alltagstauglich sind die Ansätze nicht, sollen es vermutlich aber auch gar nicht sein. Zumindest aber dienen die Experimente als Denkanstöße, die gleichzeitig einen gesteigerten Unterhaltungsfaktor mit sich bringen. Was natürlich auch an Killer Mike selbst liegt, der kein Blatt vor den Mund nimmt und sichtlich die Aufmerksamkeit anderer genießt. Denn auch wenn das übergroße Ego manchmal etwas irritiert, die sehr eigenwilligen Methoden, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, dürften auch Zuschauer ansprechen, die sonst wenig für soziale Dokus übrighaben.
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