Carlo Guerrieri (Claudio Amendola) ist es gewohnt allein zu arbeiten. Und sagen lässt sich der eigenwillige Polizist ohnehin nichts. Dass er jetzt in einem Team stecken soll, passt ihm daher gar nicht. Zumal er eh nicht so wahnsinnig viel übrig hat für Malik Soprani (Miguel Gobbo Diaz), ein junger, schwarzer Kollege, der ihm an die Seite gestellt wird. Schlimmer noch, der scheint auch noch Gefallen an Carlos Tochter Alba (Rosa Diletta Rossi) gefunden zu haben, die ebenfalls bei der Polizei arbeitet. Unter normalen Umständen würde er diesem Treiben auch sofort ein Ende bereiten. Doch da ist eine Leiche, die eines Tages aufgetaucht ist und die seine volle Aufmerksamkeit erfordert.
Eine Krimiserie aus Italien? Klar, da muss es doch um die Mafia gehen! Aber es geht auch anders, wie Carlo & Malik beweist. Von den üblichen Berufsverbrechern ist hier praktisch nichts zu sehen. Von gelegentlichen Drogendealern einmal abgesehen bekommen es unsere Polizisten hier hauptsächlich mit Laien zu tun, die mal aus Gier, mal aus Verzweiflung die Gesetze brechen. Was meistens mit einem Mord endet, den das Gespann aufklären muss. Erfolgreich versteht sich, die Zuschauer sollen ja auch beim nächsten Mal wieder mit an Bord sein.
Jeden Tag ne neue Leiche
Es ist dann auch eine sehr klassische Serie, die uns Netflix da aus Bella Italia mitgebracht hat. Zwölf Folgen hat die Staffel, die meisten davon stehen für sich und behandeln jeweils einen eigenen Fall. Die sind durchaus solide, kombinieren das eine oder andere ungewöhnliche Szenario – eine Leiche im Koffer – mit routinierten Ermittlungen. Es gibt dann jeweils mehrere Verdächtige, die Lösung liegt dann meist in irgendeinem Geheimnis, welches die beiden erst noch finden müssen. Das lädt zum Mitraten ein, zumal die Fälle ähnlich geerdet sind wie die Optik. Hier gibt es keine Geisteskranken oder konstruierte Motive, das meiste ist am Ende gut nachvollziehbar. Die Geschichten sind auffallend oft auch tragischer Natur.
Wofür Carlo & Malik am meisten in Erinnerung bleiben dürfte, ist jedoch das Thema Rassismus. Dass der in der Elfenbeinküste geborene Malik schwarz ist, werden die meisten wohl schon bemerken. Und falls nicht, keine Sorge: Es wird unentwegt angesprochen. Da spielt es keine Rolle, ob die Polizisten eine schwarze Verdächtige aufgreifen oder Befragte sich irritiert zeigen, die Hautfarbe ist immer wieder Thema. Das ist irgendwo schon interessant, gesellschaftlich relevante Ambitionen zeigen solche Serien ja selten. Sonderlich subtil gehen die Italiener dabei aber nicht vor, sie hauen es einem ständig um die Ohren, bis es einem ein wenig zu diesen heraushängt.
Ich mag dich nicht
Auch die zwischenmenschlichen Verwicklungen sind nicht so wirklich geglückt. Dass der latent rassistisch veranlagte Carlo ausgerechnet mit einem Schwarzen zusammenarbeiten muss, ist zwar grundsätzlich eine interessante Konstellation. Sie entwickelt sich nur nicht so wirklich, obwohl etwas umständlich noch Alba in die Geschichte hineingezogen wird. Die Figuren bleiben bis zum Schluss nur zweckmäßig. Sie sind dafür da, die Fälle zu lösen. Mehr können sie nicht, mehr sollen sie wohl auch nicht sein – trotz eines späteren Interessenskonfliktes, der zumindest spannende Fragen stellt.
Ein bisschen altmodisch ist Carlo & Malik in seiner Formelhaftigkeit, etwas für die Fans Krimis alter Schule. Und ruhig: Größere Schießereien oder Verfolgungsjagden sind hier nicht angesagt. Zumindest in einer Hinsicht orientiert sich die italienische Serie aber an heutigen Standards, auch sie kommt nicht ganz ohne eine Rahmenhandlung aus. Die setzt gleich zu Beginn ein und dreht sich um einen mysteriösen Leichenfund, hinter dem offensichtlich sehr viel mehr steckt. Das hält die Neugierde hoch, auch wenn die erste Staffel darauf nur eine Teilantwort gibt. Das offene Ende schreit dann auch nach einer zweiten Staffel, die bislang aber noch nicht angekündigt ist.
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