Dark Eden
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Dark Eden – Der Albtraum vom Erdöl

Dark Eden
„Dark Eden – Der Albtraum vom Erdöl“ // Deutschland-Start: 11. April 2019 (Kino) // 25. Oktober 2019 (DVD)

Dass das mit den fossilen Brennstoffen auf Dauer so nicht weitergehen kann, das ist eigentlich hinlänglich bekannt, hindert aber die Industrie nicht daran, gerne trotzdem den Kopf in den Sand zu stecken. In Kanada ist das sogar fast wörtlich zu verstehen, finden sich dort doch Unmengen an Ölsand. Genauer ist es die Gemeinde Fort McMurray, bei der Unmengen des schwarzen Goldes versteckt sind, die mithilfe eines aufwendigen chemischen Verfahrens nutzbar gemacht werden. Früher war der Ort nur wenig bekannt, mit Beginn des Booms zogen aber immer mehr Menschen dorthin, um am Aufschwung teilzuhaben.

Entsprechend gemischt sind auch die Gefühle, welche die Leute dort dieser Ölforderung entgegenbringen. Dass etwa der Einsatz von Chemie nicht sonderlich gesundheitsfördernd ist, das dürften sich die meisten denken. Aber nur wenige sprechen es so offen aus wie eine Dame, die in Dark Eden verrät, dass praktisch alle Tiere in der Umgebung verseucht sind. Eines davon essen? Auf keinen Fall! Viele andere reden sich die Situation hingegen gerne mal schön, schließlich hängt der eigene Job davon ab. Und von denen gibt es inzwischen eine Menge, die reichen Ölvorkommen haben zu einem regelrechten Boom geführt. Darauf möchte man dann doch nur ungern wieder verzichten.

Betroffen vor Ort
Dass die Leute in Dark Eden so offen vor der Kamera reden, liegt auch daran, dass Jasmin Herold und Michael Beamish, die zusammen Regie führten, selbst in Fort McMurray leben. Oder es zumindest taten. Einfach nur mal kurz vorbeischauen und einen Dokumentarfilm drehen, das war hier keine Option, zu misstrauisch ist man Außenstehenden gegenüber. Also blieb sie, aus beruflichen wie privaten Gründen, verliebte sie sich dort doch in Beamish, der beim Theater arbeitete. Zwei Jahre war sie am Ende dort, während sie an ihrem Film arbeitete.

Dieser persönliche Bezug ist wichtig, da auch Herold und Beamish irgendwann Teil der Geschichte werden. Wie viele andere auch erkrankte Beamish an Krebs. Ob dies nun die Folge ist von den eingesetzten Chemikalien bzw. die Umweltverschmutzung, das wird nie ganz klar, Regierung und Industrie verhindern eine genauere Untersuchung. Denn wo Geld gemacht wird, da schaut man doch gerne mal weg. Für einen guten Zweck: den eigenen Geldbeutel. Doch der Verdacht liegt nahe, dass es einen Zusammenhang gibt, so wie Dark Eden allgemein ein bisschen Untergangsstimmung verbreitet.

Unheimlich stimmungsvoll
Beispielsweise ertönt im Hintergrund immer wieder unheilvolle Ambient-Musik, die klar macht, dass hier etwas Finsteres vor sich geht. Und auch die Bilder, so schön und betörend sie immer wieder sind – bei einigen Stellen würde man gern den Film pausieren, um alle Details einzusaugen –, vermitteln ein etwas unheimliches Gefühl. Ein bisschen Endzeit, ein bisschen Dystopie, dazu eine leichte Geisterstadt-Stimmung. Als wäre alles Leben entwichen. Als hätten wir hier selbst nichts zu suchen.

Das verrät letzten Endes nichts wirklich Neues. Ölsand als solcher dürfte zwar vorher nicht allzu vielen etwas sagen. Dass Energiekonzerne und manchmal eben auch Politik aus Profitgier die Umwelt zerstören, das ist hingegen keine Erkenntnis. Dass die Situation aller Lippenbekenntnisse zum Trotz nicht unbedingt besser wird, auch das ist kein Geheimnis. Dark Eden regt damit weniger zum Nachdenken an: Bei einigen wird der Dokumentarfilm offene Türen einrennen, bei anderen nichts bewirken. Wohl aber ist er eine ungemein effektive Erinnerung daran, was da draußen vor sich geht, gleichzeitig wunderschön und doch erschreckend, von einer melancholischen Hoffnungslosigkeit untermalt.



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„Dark Eden – Der Albtraum vom Erdöl“ nimmt uns mit in eine ferne Gemeinde in Kanada, wo mit Einsatz giftiger Chemikalien Öl gewonnen wird. Der Dokumentarfilm erzählt dabei vom Prinzip her nichts Neues, wird aber durch die Kombination mit betörend unheimlichen Bildern und einer stark persönlichen Note doch sehr sehenswert.