Die Katze des Rabbiners Band 1

Die Katze des Rabbiners – Sammelband 1

Die Katze des Rabbiners Band 1Algerien in den 1920ern. Lesen konnte die Katze des Rabbiners schon lange. Dass sie aber auch spricht, das ist neu. Zu verdanken hat sie das ihrer Abneigung dem Papagei gegenüber, den sie eines Tages aus einer spontanen Lauen heraus verputzt und damit dessen Sprachfähigkeit erbt. Was die Katze natürlich nie zugeben würde. Denn wozu die Gabe des Sprechens haben, wenn damit nur die Wahrheit gesagt wird? Doch das ist nicht der einzige Grund, weshalb der Rabbiner diesem Wandel eher ablehnend gegenübersteht. Das vorlaute Tier wagt es doch regelmäßig, seinen Glauben in Frage zu stellen! Vor allem aber sorgt ihn, das Viech könnte einen schlechten Einfluss auf seine Tochter haben, die den Vierbeiner abgöttisch liebt.

Ein Tier wie kein anderes
Dass Tiere sprechen können, das kommt in Comics oder auch Animationsfilmen schon einmal vor. Disney zum Beispiel hat ein Vermögen damit verdient, eine Reihe großer Klassiker geschaffen – etwa Das Dschungelbuch oder Susi und Strolch. Und auch andere greifen gerne mal darauf zurück, besonders bei Werken, die sich an ein jüngeres Publikum richten. Die Katze des Rabbiners ist keines dieser Werke. Sicher, die Situation ist komisch genug, dass auch Kinder an ihr Spaß haben können. Auch die kindliche Handschrift, in der die Texte des Comics verfasst sind, lassen darauf schließen, dass die Zielgruppe jünger ist. Doch bald wird klar, dass Joann Sfar bei seinem inzwischen wohl berühmtesten deutlich mehr vorhat als niedlichen Zeitvertreib.

Dabei ist die Perspektive durchaus manchmal ein klein wenig kindlich. Wenn der namenlose Kater äußerst eifersüchtig reagiert, wenn da plötzlich ein Mann im Leben seines Frauchens Zlabya auftaucht, dann erinnert das an ein Kind, das seine Mama mit niemandem teilen will. Und auch das gelegentliche Hinterfragen von vermeintlich feststehenden Wahrheiten könnte von einem Kind stammen, das wissen will, wie die Welt funktioniert. Oder manchmal auch nicht akzeptiert, warum es sich an eine so seltsame Logik halten soll. An anderen Stellen zeigt sich das nicht auf den Mund gefallene Vieh hingegen sehr altklug, gerissen auch.

Zwischen Spaß und Tiefgang
Die Diskussionen können auf diese Weise sehr tiefgründig werden. Manchmal drehen sie sich speziell um das Judentum – schließlich steht der Glauben beim Rabbiner im Mittelpunkt seines Lebens. Anderes ist von einer sehr viel universelleren Natur. Fragen der Einsamkeit beispielsweise: Eine der bewegendsten Passagen des drei Bände umfassenden Sammelbandes folgt einem jungen Mann, der in einem Doppelleben gefangen ist. Auch gesellschaftliche Aspekte baut Sfar an der einen oder anderen Stelle ein, ohne dass es dabei erzwungen wirken würde, etwa bei den komplizierten Beziehungen zwischen Algerien und Frankreich. Lediglich der fehlende rote Faden könnte bemängelt werden, die einzelnen Geschichten sind schon recht sprunghaft.

Aber das fällt beim Lesen kaum auf. So wie auch der 2011 entstandene Animationsfilm, der die ersten beiden Einzelbände adaptiert, ist der Comic viel zu unterhaltsam, um sich damit aufzuhalten. Ob es die Frotzeleien des Katers sind oder diverse absurde Situationen, in die er und sein Umfeld geraten, Die Katze des Rabbiners lockert seine existenziellen Ausflüge immer wieder durch Humor auf. Und auch wenn dieses Nebeneinander aus Alltag und Groteskem, aus Spott und Einfühlsamkeit gar nicht richtig passen kann, entsteht hier doch ein sehr stimmiges, außergewöhnliches Werk, das auch visuell ganz eigene Wege geht. Mal sind die Zeichnungen sehr realistisch gehalten, mal überzogen, wie eine Karikatur, nur um dann wieder wie das Produkt eines Kindes auszusehen, das zum ersten Mal einen Stift in der Hand hält. Ein surreales Wunderland, manchmal etwas bedrückend, aber immer wieder einen Besuch wert.



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„Die Katze des Rabbiners“ nimmt uns mit ins Algerien der 1920er, wo ein Kater nach dem Verzehr eines Papageis plötzlich sprechen kann. Aus diesem absurden Szenario zieht der Comic jede Menge Komik, mischt dies jedoch mit erstaunlich tiefgründigen Auseinandersetzungen und auch bewegenden Passagen. Ein roter Faden ist in der Geschichte nicht zu finden, aber doch jede Menge, das es sich zu lesen und sehen lohnt.
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