Mutter werden ist nicht schwer, Mutter sein dafür umso mehr. Diese Erfahrung machen zumindest Nela (Alexandra Helmig), Marie (Julia Jentsch) und Tine (Kristin Suckow), die allesamt mit ihren kleinen Problemen zu kämpfen haben. Bei Nela ist es beispielsweise die Doppelbelastung von Arbeit und Familie, die ihr zusetzt – von ihrer Schwiegermutter Gisela (Gundi Ellert) ganz zu schweigen, die sich in alles einmischt. Marie wiederum möchte alles ganz perfekt machen, nichts dem Zufall überlassen, was aber nicht immer so funktioniert wie gedacht. Und bei Tine klappt sowieso nix. Geld hat sie keines, keinen Kita-Platz und Liebe schon mal gar nicht, denn wer will schon eine alleinerziehende Mutter mit einem kleinen Kind?
Wer sich aufmerksam die Namen der Credits anschaut, der könnte hier kurz zusammenzucken: ein Episodenfilm, den Rudi Gaul geschrieben hat. Da werden sehr hässliche Erinnerungen an Safari – Match Me If You Can wach, das letztes Jahr vergeblich versuchte, aus dem Thema Online-Dating eine witzige Geschichte zu machen. Wenn er sich hier nun den verschiedenen Aspekten des Mutterseins annimmt, quasi das, was nach dem Dating kommt, dann lässt das schlimme Befürchtungen aufkommen. Altherrenwitze, ein paar Jahrzehnte zu spät, das braucht es nun wirklich nicht.
Der Kinderspielplatz als mütterlicher Mikrokosmos
Glücklicherweise ist Frau Mutter Tier dabei aber deutlich gelungener, obwohl auch hier lauter Einzelschicksale in der Großstadt miteinander verknüpft werden. Doch die Geschichte geht ohnehin nicht auf ihn zurück, sondern auf Alexandra Helmig, die hier als Autorin mit Gaul ihr eigenes Theaterstück adaptierte und gleich eine der Hauptrollen übernahm. Sie war es auch, die auf die Idee kam, einen Spielplatz zum Mittelpunkt des Geschehens zu machen. Der Schmelztiegel, an dem alles zusammenkommt, sich Mütter austauschen, trösten, von Erfahrungen und Leid berichten, sich manchmal auch ein bisschen gehen lassen können.
Das darf dann gerne mal ein bisschen dicker aufgetragen sein. Beispielsweise ist so manche Figur, die im Dunstkreis des Trios auftaucht, mehr Karikatur als tatsächlicher Charakter. Dann und wann zeigt der Film sich auch von seiner satirischen Seite, etwa wenn es um das leidige Thema Kita geht oder überkorrekte Helikoptermütter zwischen Dinkelkeks und Windelweltverbesserung. Es bedeutet aber auch, den einen oder anderen Kalauer über sich ergehen lassen zu müssen. Die sind weder so zahlreich noch so penetrant wie beim obigen Safari, ganz ohne kam das hier dann aber wohl doch nicht aus.
Überall und nirgends
Ebenfalls etwas zwiespältig ist die episodenhafte Struktur. Grundsätzlich geht die schon in Ordnung, da die verschiedenen Handlungsstränge die unterschiedlichsten Varianten des Mutterseins vor Augen führen. Denn auch wenn vieles beim Kinderziehen universell ist, am Ende muss jeder seinen eigenen Weg finden. Ein bisschen mehr Zusammenhalt bei den Einzelszenen wäre trotzdem schön gewesen, manchmal zerfällt Frau Mutter Tier in so viele Momentaufnahmen, dass der Film etwas beliebig wirkt. Er ist dann irgendwann einfach vorbei, weil er vorbei sein muss, nicht weil sich währenddessen wirklich viel entwickelt hätte.
Aber es ist doch sympathisch, was Regisseurin Felicitas Darschin bei ihrem Kinodebüt zusammengebastelt hat. Daran haben ihre Darstellerinnen einen großen Anteil, die das Leid, aber auch die Freuden einer Mutter spürbar machen, die so mancher Mama im Publikum auch aus dem Herzen sprechen dürften. Ohnehin ist vieles hier, der Übertreibungen zum Trotz, erfreulich plausibel und nachvollziehbar gehalten. Konflikte bei der unterschiedlichen Auffassung von Kindererziehung, die Doppelbelastung aus Beruf und Arbeit – da ist schon einiges dran an Frau Mutter Kind. Dass die Schwierigkeiten am Ende doch wieder auf Wohlfühlkomödie hinauslaufen, ist natürlich etwas geschönt, aber nicht weiter tragisch. Denn am Ende will der Film ja nicht verschrecken, sondern all den Müttern da draußen ein kleines Denkmal errichten, in welcher Situation sie sich auch befinden mögen.
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