Ein bisschen mehr Ruhe haben, mehr Zeit für sich: Als Louis (Jason Clarke) und Rachel Creed (Amy Seimetz) mit ihren Kindern Gage (Hugo und Lucas Lavoie) und Ellie (Jeté Laurence) aufs Land ziehen, hatten sie sich ein schönes, beschauliches Leben ausgemalt. Aber irgendwie will das von Anfang an nicht funktionieren. Erst hat Louis eine unheimliche Erfahrung, als ein junger Mann in seinem Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erliegt. Und dann stirbt auch noch Hauskater Church. Um Ellie den Kummer zu ersparen, überredet Nachbar Jud Crandall (John Lithgow) Louis dazu, das Tier in einem abgelegenen Teil des Waldes zu vergraben. Doch schon bald dämmert den Creeds, dass das keine besonders gute Idee war …
Was lange währt, wird endlich solide. In der einen oder anderen Form war Friedhof der Kuscheltiere schon seit neun Jahren in der Arbeit. Aber es brauchte erst den gewaltigen Erfolg von Es, damit die Adaption von Stephen Kings gleichnamigen Roman endlich mal in die Gänge kam. Schließlich wollte man ja selbst ein bisschen vom Hype profitieren. Das kann man als bloße Trittbrettfahrerei abtun. Wie beim Kollegen auch ist das hier aber deutlich gelungener als die jeweils vorangegangene Verfilmung, obwohl – oder vielleicht weil – man größere Experimente tunlichst vermieden hat.
Horror as usual
Beispielsweise dürfen hier Leute vom Fach auf dem Regiestuhl Platz nehmen. Führte bei der ersten Adaption Friedhof der Kuscheltiere noch Mary Lambert Regie, die zu dem Zeitpunkt keinerlei Horrorerfahrung hatte, kann man das von Kevin Kölsch und Dennis Widmyer nicht behaupten. Am ehesten wird man das Duo für die Arbeit am okkulten Hollywood-Alptraum Starry Eyes – Träume erfordern Opfer kennen. Aber auch mehrere Folgen der Scream-Serie gehen auf das gemeinsame Konto. Entsprechend versiert gehen die beiden hier an die Arbeit, vor allem die Friedhofszenen und die mit Zeit der stärker werdenden Wahnvorstellungen sind gut in Szene gesetzt.
Damit wird ein großes Manko der 89er Adaption ausgemerzt: die fehlende Spannung. Grundsätzlich weiß man bei Friedhof der Kuscheltiere natürlich schon, was passiert. Selbst wer weder die erste Verfilmung noch den Roman aus dem Jahr 1983 kennt, erlebt keine ganz großen Überraschungen. Was es mit dem Ort auf sich hat, wird schließlich schon sehr früh verraten. Die Frage ist dann nur noch: Wie weit wird das Ganze gehen? Und wie werden sich die Figuren verhalten? Jeff Buhler (Nightflyers), der hier das Drehbuch schrieb, hält sich dabei über weite Strecken an die Vorlage. Erst im letzten Drittel weicht der neue Film von dem alten ab.
Ich fühle nichts mehr …
Über das Ergebnis darf man geteilter Ansicht sein. Einerseits dürfen auch alte Friedhofhasen hier vorbeischauen und gespannt sein, worauf das am Ende hinauslaufen wird. Denn einiges kommt hier schon sehr überraschend. Zumindest an einer Stelle machen sich Kölsch und Widmyer auch einen offensichtlichen Spaß daraus, einen anderen Weg einzuschlagen. Und interessant ist die Neuinterpretation durchaus. Es führt nur zu einer ganz anderen Art des Horrors. Einer, der weniger auf die Tragik des Stoffes setzt, sondern auf seine Weise deutlich konventioneller ist. Was natürlich irgendwo schade ist.
Andererseits, die Fassung von 89 scheiterte trotz des originalgetreueren Inhalts gerade an dieser Stelle. Die Emotionalität der Geschichte kam auch aufgrund der schauspielerischen Defizite nie zur Geltung, entscheidende Wendepunkte verpufften ohne Wirkung. Da ist die neue Version schon deutlich besser, Jason Clarke nimmt man die innere Pein dann deutlich mehr ab als einem damaligen Kollegen. Entscheidungen hier sind nachvollziehbarer, spürbarer. Das neue Friedhof der Kuscheltiere, das auf dem South by Southwest Festival 2019 Weltpremiere hatte, ist insgesamt runder, wird kein Opfer unfreiwilliger Komik. Richtig mitreißend ist aber auch der zweite Versuch nicht. Dafür hat auch er es zu eilig, lässt dem Schmerz nicht genug Raum zur Entfaltung. Aber es bleibt ein durchaus solider Horror-Film, was gerade bei einer King-Adaption schon etwas bedeuten will.
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