Eigentlich läuft es ja ganz gut in der Agentur Le Peti Coin, die sich darauf spezialisiert hat, unnütze Dinge wieder als nützlich zu verkaufen. Und Demel (Pierre-François Martin-Laval) genießt es, in Abwesenheit seines Chefs das Sagen zu haben. Wäre da nur nicht der neue Praktikant Gaston (Théo Fernandez). Denn der bringt nur Chaos in den Laden, sofern er überhaupt etwas macht. Eigentlich will der dauermüde Nichtsnutz nämlich gar nichts machen und stattdessen nur in seiner Hängematte dösen. Und das ist nicht der einzige Ärger, mit dem sich Demel herumplagen muss. Als ein neues Produkt floppt, das Unternehmen aufgekauft werden soll und es zu einem folgenschweren Missverständnis kommt, hat er alle Hände voll zu tun, um das Ganze noch irgendwie beisammenzuhalten.
Zufall oder Absicht? Zumindest ist es ein wenig seltsam, dass innerhalb kürzester Zeit hierzulande drei verschiedene Filme erscheinen, bei drei verschiedenen Verleihen, die alle auf denselben Comic zurückgehen. Oder zumindest dieselbe Comicfamilie. Die Abenteuer von Spirou & Fantasio um einen diebischen Hotelpagen und einen rasenden Reporter basiert auf der gleichnamigen Comicreihe, die in den späten 1930ern begann. Der kleine Spirou zeigt wie das Comic-Spin-off aus den 1980ern besagten Pagen als kleinen Jungen. Und auch Gaston geht auf diese Wurzeln zurück: In den 1960ern arbeitete der ewig müde junge Mann in derselben Redaktion wie Fantasio.
Nicht alles beim alten
Letzterer verschwand irgendwann aus der Comicreihe, und auch in dem Film ist vom Reporter nichts zu sehen – was ohnehin schwierig gewesen wäre, da das Arbeitsumfeld gewechselt wurde. Und auch sonst hält sich Gaston nur zum Teil an die Vorlage. Einige der Running Gags wurden übernommen, etwa das Thema der Verträge. An manchen Stellen brachte sich Pierre-François Martin-Laval (School Camp – Fies gegen mies), der hier Regie führte, das Drehbuch mitschrieb und eine der Hauptrollen übernahm, auch selbst ein, ohne sich dabei jedoch inhaltlich zu weit zu entfernen.
Und doch hat Gaston das Problem, das so manche Comicadaption hat: Was in gezeichneter Fassung noch lustig aussieht, wird als Realvariante schnell affig. Absurdität ist manchmal nun einmal leichter zu vermitteln, wenn sie nicht aus Fleisch und Blut besteht. Vor allem am Anfang ist der Film eher anstrengend als witzig, die diversen Slapstickversuche sind zu billig, zu einfallslos, um tatsächlich Anlass zum Lachen zu sein. Besser sind schon die kuriosen Erfindungen der Agentur, wie sich aus Wegwerfware noch Geld machen lässt. Verhöhnung oder tatsächliche Brillanz? Darüber lässt sich streiten.
Eine nur teils geglückte Kopie
Und auch die Umsetzung der Figuren wird nicht jedem gefallen. Optisch sind die zum Teil kaum noch wiederzuerkennen, was zugegeben auch schwierig wäre – vergleichbar schiefe Proportionen wie bei den Comicvarianten sind im realen Leben kaum zu erwarten oder auch wünschenswert. Der ikonische grüne Pulli von Gaston kommt dem Vorbild recht nahe, ist auch da immer irgendwie zu kurz. Théo Fernandez bringt auch die passende schlaksige Figur mit und den leicht gebeugten, schlurfenden Gang. Gesicht und Mimik finden jedoch keine Entsprechung.
In Frankreich, wo der Comic natürlich auch noch eine deutlich höhere Popularität genießt, fielen die Kritiken dann auch mäßig bis verheerend aus. Und auch die Einspielergebnisse im Kino waren eher enttäuschend. Dabei ist der Film für sich genommen durchaus passabel, deutlich besser als so manche französische Krücke, die sich Komödie nennt (Pattaya, Alles unter Kontrolle!). Nichts, das man unbedingt gesehen haben müsste, nicht einmal als Fan der Comic. Aber auch nichts, das einem weh tun würde. Zumindest Liebhaber von albernem Slapstick dürften den leicht skurrilen Figuren etwas abgewinnen können, bei denen ständig etwas passiert auch wenn man nicht genau weiß warum.
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