Joe Glass (Gerard Butler), der nie eine adäquate militärische Ausbildung genossen hat, wird zum Kommandant der Rettungsmission eines amerikanischen U-Boots berufen. Währenddessen findet auf einem russischen Flottenstützpunkt ein Putsch statt, bei dem ein russischer General den russischen Präsidenten in seine Gewalt gebracht hat. Das Pentagon entsendet daraufhin Navy Seals, um die Lage zu checken und den Präsidenten zu befreien. Und natürlich um damit den Ausbruch eines neuen Weltkriegs zu verhindern.
Schon die Exposition von Glass könnte pathetischer kaum sein: Gerard Butler ist allein in der Wildnis. Pfeil und Bogen im Anschlag, zielt er auf eine majestätische Hirschkuh. Er spannt den Bogen, atmet ruhig und ist mit konzentriertem Blick bereit zum tödlichen Schuss. Doch in diesem Moment kommen zwei kleine Rehkitze in das Blickfeld gelaufen. Butler entspannt sich und den Bogen und verschont die junge Familie. Die Rolle des kantigen Schauspielers ist schnell charakterisiert, sein Captain ist zwar hochintelligent, jedoch manchmal schwer im Umgang. Das führt im Zusammenspiel mit seinem überbordenden Patriotismus dazu, dass man sich als europäischer Zuschauer mit der Sympathie für die Figur doch etwas schwertut. Dabei weicht sein Rollentypus durchaus von früheren Figuren ab und so lässt er doch zu Beginn des Films Toby Stephens als Anführer der Navy Seals den Vortritt und greift erst im Schlussdrittel heroisch wieder voll ins Geschehen ein.
Viel Prominenz auf engem Raum
Doch der Zuschauer fragt sich irgendwann, warum die Rolle von Captain Glass überhaupt zur Hauptfigur auserkoren wurde. Außer seines Fachwissens bringt er nichts mit, was den Plot konstruktiv voranbringen würde. Die Gefahr eines dritten Weltkrieges sollte jedem Beteiligten eigentlich einen gehörigen Respekt einflößen, transportiert wird das jedoch nur selten. Flankiert wird Butler von einer Mischung aus Top-Schauspielern und aufstrebenden Newcomern. Oscar-Preisträger Gary Oldman schüttelt den Stabschef, der zu einem Militärschlag rät, gewohnt solide aus dem Ärmel. Beim inzwischen verstorbenen Michael Nyquist lenkt den informierten Zuschauer eher das Wissen um seine schwere Krebserkrankung von seiner Rolle als Kapitän ab. Aber auch er agiert in seiner vorletzten Rolle wie immer sehr souverän. Ein letztes Mal zu sehen sein wird er in Terrence Malicks biografischem Kriegdrama Radegund an der Seite des ebenfalls kürzlich verstorbenen Bruno Ganz.
Hunter Killer tritt in die Fußstapfen einer ganzen Reihe ikonischer U-Boot-Filme. Doch dass der Film von Donovan Marsh (Con Game – Kenne deine Feinde) nie an Klassiker wie Das Boot (1981), Jagd auf roter Oktober (1990) oder K-19: Showdown in der Tiefe (2002) heranreicht, hat mehrere Gründe. Der entscheidende ist wohl die Frage nach der eigentlichen Zielgruppe des Films. Für alle, die nach dem irreführenden Trailer ein Actionspektakel mit haufenweise Explosionen erwarten, wird einfach zu viel gequatscht und zu wenig gesprengt. Wenn es dann so weit ist, macht sich auch schnell das wohl magere Budget bemerkbar, der CGI-Einsatz ist oft viel zu deutlich. Für alle, die einen authentischen und spannenden Unterwasser-Thriller erwarten, ist das Ganze zu oberflächlich. Das Drehbuch basiert auf dem Roman Firing Point – ein Werk, bei dem sich die Spannung vor allem aus den Dialogen ergibt. Jedes falsche Wort könnte das letzte sein, jedes Machtspielchen der Beteiligten zum Ausbruch eines verheerenden Krieges führen. Zu spüren ist davon im Film leider kaum noch etwas. Die Drehbuchautoren verlieren sich in übertriebenen Twists, die zwar unterhaltsam sind, aber sich nicht so recht in die übrige Inszenierung einfügen wollen.
Solide, mehr aber auch nicht
Einen gewissen Unterhaltungswert kann man Hunter Killer nicht absprechen. Die unterschiedlichen Figurenkonstellationen bieten Platz für einige spannungsvolle Momente, auch wenn diese nie an die Vorlage heranreichen. Die Action ist mitunter gut inszeniert, hier hätte etwas mehr dem Film tatsächlich gutgetan. Die Szenen im U-Boot wirken authentisch, auch die Originalkulissen außerhalb sind durchaus schön anzusehen. Sobald CGI zum Einsatz kommt, wird diese aufgebaute Atmosphäre jedoch zumeist zerstört. Ähnlich verhält es sich mit dem Cast. Auch wenn alle Beteiligten ihre Sache solide herunterspulen, ist es leider eben nicht mehr als eine Autopilot-Performance. Zur Identifikation mit der Hauptfigur hätte sicherlich auch eine zumindest etwas sympathischere Inszenierung geholfen.
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