Die junge New Yorker Architektin Natalie (Rebel Wilson) glaubt nicht an die Liebe. Vor allem nicht an die Liebe, wie sie in Filmen immer wieder dargestellt wird. Sie hasst den unrealistischen Kitsch sogar, macht sich zu jeder sich bietenden Gelegenheit darüber lustig. Bis sie eines Tages an der U-Bahn überfallen wird und sich kräftig den Kopf anschlägt. Daraufhin wacht sie in einem Krankenhaus auf und ist nun selbst in einem Liebesfilm gefangen. Ihr gutaussehender Klient Blake (Liam Hemsworth), der vorher nichts für sie übrig hatte, ist plötzlich in sie verliebt – wie alle Männer, denen sie begegnet. Dafür muss sie sich auf einmal mit ganz anderen Einschränkungen herumplagen.
Erwartungen kann man erfüllen. Man kann sie brechen. oder man versucht, beides auf einmal zu machen. Ein Beispiel: Isn’t It Romantic. Der Titel wird ältere Semester vielleicht an das gleichnamige Musical aus den 1940ern erinnern, das schon damals aufgrund seiner formelhaften Liebesgeschichte verrissen wurde. Um ein Remake handelt es sich hier jedoch nicht. Im Gegenteil, der Film macht sich über die Vorlage lustig, macht sich über das gesamte Genre lustig, das dem Publikum eine idealisierte Vorstellung von Liebe verkaufen will und immer wieder dieselben Geschichten erzählt.
Schwierige Gratwanderung
Parodien oder zumindest humorvolle Abwandlungen bewährter Genres gibt es natürlich nicht zu knapp. Was erfolgreich ist, findet immer jemanden, der sich darüber lustig macht. Filme, die Vorlagen durch den Kakao ziehen, dabei aber immer noch dem Genre entsprechen wollen, die sind schon deutlich seltener. Auch weil das eine Gratwanderung ist, die nur schwer gelingt. Am ehesten findet sich das noch im Horrorbereich, Scream oder The Cabin in the Woods waren bekannte und auch gelungene Beispiele, wie Filmemacher auf einer Metaebene charakteristische Merkmale durch den Kakao zogen, gleichzeitig aber auch selbst einen Genrebeitrag leisten wollten.
Isn’t It Romantic tut das nun auch, nur eben für den Bereich des Liebesfilms. Schon in den ersten Minuten fliegen diverse kleine Pfeile gegen die Konventionen solcher Streifen, wenn Natalie über diese herzieht. Tatsächlich lustig wird es aber erst, wenn die Zynikerin selbst mit den Konventionen zu kämpfen hat. Nicht nur, dass sich plötzlich alle seltsam verhalten, alle Männer ihr zu Füßen liegen, auch das Drumherum hat sich verändert. Das eigentliche New York ist nicht mehr wiederzuerkennen, ist viel schöner und größer, ohne den lästigen Alltag. Das hört sich im ersten Moment traumhaft an, bedeutet aber auch Verzicht – schließlich muss der Film im Film eine Jugendfreigabe erhalten.
Ich will hier raus!
Das erinnert ein wenig an die ganzen Zeitschleifenfilme von Und täglich grüßt das Murmeltier bis zu Happy Deathday. Denn auch hier ist der Protagonist in einer Parallelwelt gelandet und sucht nun nach den Gesetzmäßigkeiten und einem Ausweg. Hilfe gibt es dabei traditionell keine. Wie auch wenn dir kein Mensch glaubt? Und wer sollte schon die Geschichte glauben, in einem Liebesfilm gefangen zu sein? Die Versuche, ihr Umfeld von ihrem Leid zu überzeugen, sind dann auch tatsächlich witzig. Allgemein ist der Film sehr viel unterhaltsamer, als man es im Vorfeld erwarten könnte. Er genießt einerseits die Absurdität des eigenen Szenarios, aber eben auch die Möglichkeit, Erwartungen mal eben über den Haufen zu werfen.
An anderen Stellen beugt er sich diesen dann doch. Isn’t It Romantic mag sich über Liebeskomödien lustig machen, aber nicht so sehr, dass das Publikum vergrätzt wird. Kleinere satirische Stiche sind also erlaubt, wirklich böse wird der Film aber nie. Die originelle Ausgangslage führt am Ende doch wieder zu Konventionen. Aber es ist doch eine spaßige Abwandlung mit einer sympathischen Aussage zum Schluss, bei der es ein wenig schade ist, dass der angedachte Kinotermin wieder gestrichen wurde und stattdessen „nur“ eine Netflix-Veröffentlichung heraussprang. Lediglich in den USA und Kanada blieb es bei dem Leinwandausflug. Andererseits ist der Film eine schöne Gelegenheit, es sich daheim an einem grauen Tag auf der Couch gemütlich zu machen, gleichzeitig über die Träume anderer zu lästern und dabei insgeheim selbst zu träumen.
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