Mega Time Squad
© Pandastorm Pictures
Mega Time Squad
„Mega Time Squad“ // Deutschland-Start: 18. April 2019 (Kino) // 26. April 2019 (DVD/Blu-ray)

Endlich mal ein eigenes Ding drehen und ein bisschen Anerkennung bekommen, das kann ja wohl nicht so schwierig sein. Das zumindest denkt sich John (Anton Tennet), als er mit Gaz (Arlo Gibson) einen chinesischen Antiquitätenhändler ausraubt. Ist es aber. Denn im Anschluss bekommt er nicht nur mit der chinesischen Mafia Probleme, sondern auch mit seinem Gangsterboss Shelton (Jonny Burgh), der es gar nicht gerne sieht, wenn seine Jungs ohne ihn und seine ausdrückliche Erlaubnis Kohle machen wollen. Richtig kompliziert wird die Geschichte aber, als John ein kleines Feature des gerade geklauten Armreifs entdeckt: Er kann damit in die Vergangenheit reisen! Allerdings nur wenige Augenblicke. Und selbst das ist heikel, denn jetzt gibt es ja zwei Johns. Und das ist nur der Anfang …

Allzu oft kommen wir ja nicht in den Genuss neuseeländischer Komödien. Wenn sich aber doch mal eine hierher verirrt, dann freut das vor allem die Freunde des Ungewöhnlichen. Denn ob nun die Vampir-WG-Mockumentary 5 Zimmer Küche Sarg, der unterhaltsame Haunted House Horror von Housebound oder das No-Budget-Sci-Fi-Werk This Giant Papier Mache Boulder Is Actually Really Heavy, da muss irgendwas im Wasser der Kiwis sein, das sie veranlasst, die eigenartigsten Sachen zu drehen. Und auch Mega Time Squad reiht sich da nahtlos in die Liste kleiner Sonderbarkeiten ein.

Das (fast) übliche Underdog-Abenteuer
Dabei ist die Geschichte überaus simpel. Ein Kleinganove, der nicht viel mehr als ein Laufbursche ist, wagt sich an ein großes Ding und scheitert daran. Kann passieren. Tut es in Filmen gerne mal. Ist auch nicht weiter tragisch, denn am Ende wird sich schon eine Lösung finden, zumindest wenn wie hier der kriminell veranlagte Protagonist so eindeutig als Sympathieträger positioniert wird. Wenn ein unbedeutender Verlierer es den Großen zeigt, dann lässt sich der Reflex, ihm die Daumen zu drücken, kaum vermeiden. Mega Time Squad ist ein klassischer David-gegen-Goliath-Film.

Nur: Der Weg zum Glück, der ist hier sehr viel weniger klassisch. Wenn John plötzlich seinem anderen Ich gegenübersteht, dann macht nicht nur er große Augen. Auch als Zuschauer stolpert man komplett unvorbereitet in diese Dopplung, sofern man nicht vorher die Zusammenfassung gelesen hat. Denn der alte Chinese, dem die Jungs vorher das Armband geklaut haben, hat zwar mit den üblichen ominösen Warnungen um sich geworfen. Was aber passieren würde, das hat er nicht verraten. Und auch im Anschluss wartet so manche Überraschung, wenn die Geschichte immer absurder wird.

Ein durchwegs sympathischer Blödsinn
Anspruchsvoll ist das nicht oder auch durchdacht. Dafür aber ein großer Spaß: Sobald in dem Beitrag vom Fantasy Filmfest 2018 die doppelten Johns aufeinandertreffen und irgendwie zusammenarbeiten müssen, kommen Freunde durchgedrehter Komödien voll auf ihre Kosten. Regisseur und Drehbuchautor Tim van Dammen macht sich in Folge über alles und jeden lustig, über Genrekollegen, über unfähige Gangster. Dass ausgerechnet Sheltons Schwester Kelly (Hetty Gaskell-Hahn), für die John von Anfang an eine Schwäche hat, die Kompetenteste ist, macht Mega Time Squad noch ein klein wenig mehr sympathisch. Nicht, dass es das noch gebraucht hätte, die neuseeländische Albernheit trägt ohnehin das Herz am rechten Fleck.

Dass der Film dabei so gar keinen Sinn ergibt, stört nicht weiter. Man sollte lieber erst gar nicht versuchen, über die Geschichte nachzudenken, sondern lieber das Chaos genießen. Denn das wird irgendwann ohnehin zu groß, als dass man es noch durchschauen könnte. Beispielsweise ist es nahezu unmöglich, die verschiedenen Johns auf Dauer auseinanderhalten zu können. Das können sie ja nicht einmal selbst. Aber das ist von Anton Tenet mit so viel entwaffnender Unschuld gespielt, als wäre das hier eigentlich ein Kinderabenteuer. Nur eben eins, bei denen der Teufel los ist – in mehr als einer Hinsicht.



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Nachdenken? Nein, damit tut man sich bei „Mega Time Squad“ keinen Gefallen. Die neuseeländische Komödie genießt ihr eigenes absurdes Szenario, wenn ein unfreiwillig zeitreisender Kleinganove plötzlich mehrfach da ist und sich mit sich selbst arrangieren muss. Das ist chaotisch, reichlich schräg und sehr sympathisch, wenn man sich auf diese Art Blödsinn einlassen kann.
7
von 10