Parallelwelten Durante la Tormenta Mirage Netflix
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Parallelwelten

Parallelwelten Durante la Tormenta Mirage Netflix
„Parallelwelten“ // Deutschland-Start: 22. März 2019 (Netflix)

Es ist ein schönes Zuhause, in das Vera (Adriana Ugarte), ihr Mann David (Alvaro Morte) und Tochter Gloria (Luna Fulgencio) da gezogen sind. Ein Zuhause mit einer Vergangenheit, wie sie bald feststellen müssen, als sie über einen alten Fernseher und Videokassetten stoßen, welche die Vorbesitzer aufgenommen haben. Diese früheren Aufnahmen anzusehen, ist ganz lustig, zunächst zumindest. Doch dann bemerkt Vera, dass sie über den Fernseher mit einem Jungen kommunizieren kann, der 25 Jahre früher hier gelebt hat und damals bei einem Autounfall ums Leben kam. Vera schafft es tatsächlich, dieses Unglück zu verhindern und Nico (Julio Bohigas) zu retten. Aber die Sache hat einen hohen Preis: Als sie am nächsten Tag aufwacht, ist die Welt eine völlig andere geworden. Denn durch ihr Eingreifen hat sie nicht nur das Leben von Nico verändert.

Moment, ich hab da so ein kleines Déjà-vu-Erlebnis. Das trifft nicht nur auf Vera zu, als sie im Fernseher einen Blick in die Vergangenheit erlebt. Auch als Netflix-Zuschauer beschleicht einen dieses Gefühl der Vertrautheit. Gerade einmal eine Woche ist es her, dass mit Hätte ich dich nicht getroffen … eine spanische Produktion online ging, in der es um Parallelwelten geht und den Versuch, die Folgen eines Autounfalls zu verhindern. Nun folgt mit Parallelwelten ein Film, der ebenfalls aus Spanien stammt und sich fast desselben Szenarios bedient.

Ein Twist mit Vorgeschichte
Das lädt dann auch zunächst nicht wirklich dazu ein, dem Film eine Chance zu geben. Zu frisch sind die Erinnerungen an den Kollegen. Zu negativ auch. Ein Argument gibt es dann aber doch, die Vorbehalte beiseitezuschieben, zumindest wenn man sich die Credits anschaut. Dort taucht nämlich Oriol Paulo als Regisseur und Drehbuchautor auf. Jener Mann also, dem wir die düsteren und wendungsreichen Thriller The Body – Die Leiche und Der unsichtbare Gast zu verdanken haben. Und wenn der spanische Filmemacher ruft, dann kann man als Genrefan kaum weghören. Oder auch wegsehen.

Wie zu erwarten nimmt dann auch Parallelwelten die eine oder andere Abzweigung, die zunächst nicht sichtbar war. Im Vergleich zu den beiden obigen Filmen geht es hier jedoch deutlich geradliniger zu, bedingt durch einen verschobenen Fokus der Geschichte. Dieses Mal interessiert sich Paulo weniger für die Frage, was eigentlich geschehen ist. Eine Erklärung für die seltsame Verbindung über 25 Jahre hinweg folgt zwar, die bleibt aber – wie fast immer bei solchen Filmen – recht genügsam. Die Absurdität des Ereignisses muss man akzeptieren können, um aus dem Szenario einen Unterhaltungsfaktor ziehen zu können. Stattdessen ist die Frage hier: Kann Vera die Vergangenheit wieder ungeschehen machen? Denn da steht schon einiges auf dem Spiel.

Hmm, hier war ich doch schon mal …
Zumindest später wird Parallelwelten dann auch gut spannend. Es dauert jedoch eine Weile. Zunächst legt Paulo größeren Wert auf die mysteriöse Atmosphäre. Die ist gewohnt gelungen bei dem Spanier, vor allem der Einfall, dass ein alter Fernseher als Sprachrohr zwischen den Zeiten dienen soll, hilft dabei, den Film von den vielen anderen zu unterscheiden. Danach gibt es aber erst einmal ein paar Durchgänger, wenn der Thriller die üblichen Standardorte abklappert: Vera ist verständlicherweise verwirrt, niemand kann ihr helfen, niemand will ihr glauben, zu verrückt ist, was sie zu erzählen hat.

Was Parallelwelten dabei auszeichnet, neben den späteren Wendungen, ist der gesteigerte Gefühlsfaktor. Auch das hatte Hätte ich dich nicht getroffen … schon versucht, verzettelte sich jedoch in ständigen Wiederholungen, die zudem zum Kitsch neigten. Die Geschichte hier ist simpler und fokussierter, dadurch effektiver, und doch zumindest an einer Stelle auch ziemlich ambivalent. Manchmal ist es eben nicht so ganz einfach zu sagen, was die richtige Entscheidung wäre. Ein typischer Paulo ist diese Mischung aus Drama und Thriller sicher nicht, hat insgesamt auch weniger Wiederkennungswert als seine letzten Werke. Aber ein Zeichen, dass der Spanier mehr kann, ist das hier auf jeden Fall, zudem eine Bereicherung fürs Netflix-Angebot, das bekanntlich nicht immer ganz glücklich ist bei der Filmauswahl.



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Eine Frau spricht mittels eines Fernsehers mit einem Jungen, der 25 Jahre zuvor gestorben ist: Und das ist nur der Anfang einer ebenso mysteriösen wie wendungsreichen Geschichte. „Parallelwelten“ hat zwar in der Mitte ein paar Hänger, wenn doch die üblichen Stationen abgeklappert werden, ist insgesamt aber eine spannende Mischung aus Drama und Thriller.
7
von 10