Portrait of a Lady
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Portrait of a Lady

Portrait of a Lady
„Portrait of a Lady“ // Deutschland-Start: 9. Januar 1997 (Kino) // 12. November 2015 (DVD/Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Als die Amerikanerin Isabel Archer (Nicole Kidman) 1872 zu ihrer englischen Familie aufs Land zieht, bemüht sich diese, sie in die Gesellschaft einzuführen. Doch die selbstbewusste junge Frau lehnt es ab, sich von anderen vereinnahmen zu lassen, vor allem nicht von ihren zahlreichern Verehrern. Erst der Kunstsammler Gilbert Osmond (John Malkovich) schafft es, das Herz der schönen Dame für sich zu gewinnen. Isabel ahnt zu dem Zeitpunkt jedoch nicht, dass sie Opfer einer Intrige ist, gesponnen von Osmond und der undurchsichtigen Madame Serena Merle (Barbara Hershey).

Schon mit ihren ersten beiden Spielfilmen Sweetie und Ein Engel an meiner Tafel konnte Jane Campion die Kritiker für sich gewinnen. Doch es sollte ihr dritter Film Das Piano sein, der ihr die große Aufmerksamkeit beschaffte. Die neuseeländische Filmemacherin gewann dafür nicht nur als bis heute einzige Frau die Goldene Palme in Cannes. Auch einen Oscar für das beste Drehbuch durfte sie mit nach Hause nehmen. Den für die beste Regie – sie wurde als überhaupt erst zweite Frau hierfür nominiert – musste sie jedoch Steven Spielberg für Schindlers Liste überlassen. Dafür war ihr Film über eine stumme Klavierspielerin ein großer Kassenerfolg, spielte bei einem Budget von 7 Millionen Dollar über 140 Millionen wieder ein.

Großes Drama?

Kein Wunder also, dass bei ihrem nächsten Film richtig geklotzt werden durfte. Vor allem bei der Besetzung finden sich bis in die kleinsten Rollen Namen, die schon groß waren oder noch groß wurden – darunter Mary-Louise Parker, Shelley Winters, Viggo Mortensen und Christian Bale. Die Ausstattung war prachtvoll, ein typischer Kostümfilm, der in den obersten Kreisen spielt. Selbst die Vorlage war namhaft: Campion adaptierte mit Portrait of a Lady den gleichnamigen Roman von Henry James (Schloss des Schreckens, Das Glück der großen Dinge) aus dem Jahr 1881.

Doch trotz dieser exquisiten Voraussetzungen: Portrait of a Lady fiel durch. Der Film fand nur wenige Zuschauer, auch die Kritiker wollten sich nicht so recht für das Werk erwärmen. Immerhin zwei Oscar-Nominierungen gab es, für das beste Kostümdesign wie auch für Barbara Hershey als beste Nebendarstellerin. Und tatsächlich gehören die Auftritte der Amerikanerin als verschlagene falsche Freundin zu den Höhepunkten des Films. Dennoch, mit einem Gefährliche Liebschaften hat das hier nur wenig gemeinsam, Campion interessiert sich weniger für die Intrigen als den Wandel ihrer Hauptfigur.

Bewährtes Thema, wenig Emotion

Das ist durchaus im Einklang mit ihren übrigen Werken. Die Neuseeländerin befasst sich in ihren Filmen oder auch ihrer Serie Top of the Lake mit weiblichen Figuren, die in irgendeiner Form unterdrückt sind oder sich gegen Widerstände wehren müssen. Bei Portrait of a Lady geht dies jedoch ohne die übliche Emotionalisierung einher. Wo in ihren beiden vorangegangenen Titeln Anteilnahme durch das Publikum fast schon ein Selbstläufer war, da ist das hier deutlich schwieriger. Über weite Strecken ist es einem mehr oder weniger egal, was mit Isabel geschieht.

Zumal es noch nicht einmal so ist, dass wirklich viel geschehen würde. Portrait of a Lady fordert mit rund 140 Minuten Laufzeit schon jede Menge Geduld, das Geschehen ist insgesamt ziemlich zäh. Belohnt wird man für die Geduld nur teilweise: Die Personenkonstellationen sind sicherlich komplex, jedoch nur wenig spannend. Das gefühlsentleerte, spröde Drama hat letztendlich zu wenig mit dem Publikum zu teilen, als dass es sich unbedingt lohnen würde, vom Anfang bis zum Ende dranzubleiben.



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Portrait of a Lady
fazit
Nach den herausragenden Dramen, die Jane Campion zuvor gedreht hatte, war „Portrait of a Lady“ schon eine rechte Enttäuschung. Die Themen sind ihrem sonstigen Werk zwar ähnlich, dazu gibt es jede Menge Schauspielprominenz und tolle Kostüme. Die spröde Romanadaption um eine selbstbewusste Frau, die Opfer einer Intrige ist, ist letztendlich aber zu zäh und emotionslos.
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