Als Enoch Nakai von privaten Auftraggebern rekrutiert wird, haben sie es vor allem auf seine Erfahrung im Kampf mit den wohl gefährlichsten und blutrünstigsten Jägern aller Zeiten zu tun: den Predators. Nakai überlebte schon einmal als einziger einen Angriff der außerirdischen Trophäenjäger und soll nun eine Truppe aus Agenten, Drogendealern und Ex-Soldaten dabei unterstützen, den Biestern ein für alle Mal den Garaus zu machen. Nakai wittert seine Chance auf Rache und begleitet die Truppe auf ihrer Mission, die sie auf eine einsame Insel führt – das Zuhause der Predators.
Ein Jäger kommt in die Jahre
Schon die Aliens hatten allerlei Probleme, den maskierten Jägern in zahlreichen Filmen und Spin-Offs Paroli zu bieten. Und auch in den über viele Jahre hinweg entstandenen Comic-Adaptionen ist der Predator einfach nicht endgültig tot zu kriegen. Selbst eingefleischte Fans könnten nun fragen: Braucht es überhaupt noch weitere Geschichten, oder sind die ikonischen Außerirdischen bereit für die Rente? Nachdem auch die letzten Verfilmungen durch Nimród Antal (Predators, 2010) und Shane Black (Predator – Upgrade, 2018) maximal gemischt aufgenommen wurden und an den Kinokassen hinter den Erwartungen zurückblieben, scheint diese Frage durchaus berechtigt. Denn auch die Verwertung in Comics ist nicht gerade selten. Jedoch zeigten etwa die Auftritte des Predators in Leben und Tod 1 – Predator (2016) oder Feuer und Stein – Predator (2015), die beide ebenfalls bei Cross Cult erschienen sind, dass die Figur großes Comic-Potential aufweist.
Und auch der erste Ableger dieser neuen Serie beginnt äußerst vielversprechend: In media res befindet sich der Leser direkt in einer schnellen und aufregenden Exposition, in der sofort klar wird, dass hier keine Gefangenen genommen werden. Der Jäger wird schnell in voller Pracht gezeigt und enttäuscht die Fans sicherlich nicht. Es folgt eine Einführung des Söldner-Trupps, die trotz des begrenzten Raums an Charakterisierung die eine oder andere interessante Figur hervorbringt. Die Inselkulisse ist toll gewählt und bringt in seinen stärksten Momenten kammerspielartige Verfolgungsszenen hervor. Und gerade wenn man im Schlussdrittel denkt, dass es sich um eine gewöhnliche Jäger-gegen-Gejagte-Geschichte handelt, kommen die Macher mit einem ziemlich unerwarteten Twist um die Ecke.
Zeichner Francisco Ruiz Velasco macht einen tollen Job, sowohl die Charaktere als auch die Landschaften und Umgebungen sind ihm ausgezeichnet gelungen. Er findet genau das richtige Maß zwischen „Roughness“ und Details, wie es einer solchen Geschichte angemessen ist. Die Farbgebung passt sich individuell den Szenen an, wenn einem im Dschungel verschiedene Grüntöne entgegenspringen und bei einer Strandszene im Sonnenuntergang Orange- und Rottöne um die Wette strahlen, dann fühlt es sich an, als hätte das Softcoverbuch eine Ambilight-Funktion. Die Texte von Chris Warner sind nicht weltbewegend innovativ, passen sich jedoch authentisch den Charakteren an. Kein Wunder, hat er doch nicht nur Erfahrung im Alien-Universum, sondern zeichnet sich auch für diverse Predator und Crossover-Comics verantwortlich.
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