Aller Anfang ist schwer. Das muss auch Jack Morton (Jake Manley) feststellen, als er an dem begehrten Belgrave College beginnt. Zwar lernt er dabei Alyssa (Sarah Grey) kennen, die ihm den Einstieg durchaus versüßt. Aber auch jede Menge Idioten, die ihn dort nicht haben wollen. Nicht dass er am normalen College-Leben Interesse hätte. Vielmehr zieht es ihn zum geheimen Orden der blauen Rose, der dort sein Zuhause haben soll. Denn mit diesem hat er noch eine ganz persönliche Rechnung offen. Und er ist nicht der einzige, wie er bald feststellen muss, als immer mehr Anwärter einem grausamen Tod zum Opfer fallen.
Diese Woche gab es bei Netflix gleich doppelt Nachschub für die Freunde von horroraffinen Fantasyserien. Während uns Die Unsterblichen in die heutige Türkei entführt, wo Vampire und Menschen aufeinander Jagd machen, da dürfen in The Order die guten alten Werwölfe ran. Das ist erst einmal schön, denn die bärenstarken Zottelviecher sieht man heutzutage ja leider nur noch relativ selten auf Leinwand oder Bildschirm. Zumal ihr Auftauchen hier ein wenig unerwartet kommt. Zunächst ist The Order nämlich eine recht gewöhnliche Serie über ein College, so zumindest der Ersteindruck. So gewöhnlich, dass man sich schon ein wenig zwingen muss, nicht gleich wieder abzuschalten oder zumindest anderweitig zu beschäftigen.
Du bist langweilig
Schamlos werden da Klischees zusammengeworfen, ohne jegliche Idee, ohne jegliche Ambition auch, dem Ganzen etwas Eigenes mitzugeben. Vor allem die Figuren sind fürchterlich, so überzogen, dass sie nahe der Karikatur sind. Nur ohne den Spaß, der damit einhergehen kann. Jack etwa ist der coole Oberrebell, passende Frisur inklusive, der sich von niemandem etwas einreden lassen will und dem die Mädchenherzen des Publikums automatisch zufliegen. Oder zumindest zufliegen sollen. Seine Gegenspieler wiederum sind arrogante Schnösel, deren einziger Charakterzug eben auch der ist, arrogante Schnösel zu sein. Typische Wegwerfware, die mehr Funktion als Figur ist.
Dass das hier in einem magischen Umfeld stattfindet, macht die Sache nicht besser, macht die Serie selbst auch nicht magisch. Denn das bedeutet nur, dass die arroganten Schnösel nun noch einen Grund mehr haben, so zu sein, wie sie sind. Schließlich sind sie Auserwählte. Und das wird man nur durch Einfluss oder indem man die Statuten des Ordens ohne zu fragen befolgt, die einen zu mächtigen Magiern und willenlosen Rowdys gleichermaßen machen. Keine sehr nette Kombination. Oder spannende Kombination, denn sie sind nicht einmal gemein genug, um als Bösewichter durchzugehen.
Wenn zwei sich streiten …
Interessant wird es erst dann, wenn die besagten Werwölfe auftauchen. Denn das bedeutet, dass auf einmal gleich zwei Geheimorganisationen gegeneinander antreten und Jack irgendwo dazwischensteht, mit wieder einer anderen Agenda. Das führt dann zu jeder Menge Intrigen, weil hier jeder seine eigenen Geheimnisse mit sich herumträgt. Und das bringt zumindest ein bisschen Spaß, weil das Publikum die einzigen sind, die wirklich in alles eingeweiht werden, während der Rest mit großen Drohgebären durch die Gegend rennt, ohne wirklich zu wissen, was Sache ist. Fast würde man sich wünschen, Serienschöpfer Dennis Heaton hätte das komische Potenzial noch konsequenter verfolgt. Humor gibt es zwar immer mal wieder, jedoch mit nicht immer überzeugendem Ergebnis.
Und auch die Spezialeffekte sind nicht so gelungen, dass sie wirklich als Grund durchgehen, sich diesen magischen Kampf anzusehen. Fans tragischer Geschichten kommen da schon mehr auf ihre Kosten, denn egal welche persönliche Beziehung Jack so pflegt, irgendwie wird das alles immer zu einer Katastrophe. An einer solchen schlittert The Order insgesamt vorbei, auch weil hier mit der Zeit Ideen und Elemente auf etwas groteske Weise zusammenkommen und man doch häufiger überrascht wird, als es der Einstieg verspricht. Ob der daraus entstehende Unterhaltungswert so geplant war oder nicht, darüber kann man sich streiten. Und im Zweifelsfall sollte man ohnehin lieber Chilling Adventures of Sabrina anschauen, das mit interessanteren Geschichten und besseren Schauspielern punktet. Aber bei den seltenen Werwolfsichtungen heutzutage nimmt man, was man bekommt.
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