Der Frust sitzt tief bei Carl Walters (Tom Sturridge). Lange hat der junge Londoner Architekt an seinen Entwürfen gearbeitet, tut es sogar immer noch. Doch alles umsonst, seine Chefs haben sich entschieden, dem Kunden eine andere Version zu verkaufen. Während ihn das ziemlich wurmt, hat er bald ganz andere Sorgen. Sein Mietwagen macht schlapp, inmitten der namibischen Wüste. Andere Autos kommen in der entlegenen Gegend nur selten vorbei, seine Hoffnung auf eine Mitfahrgelegenheit schwinden zunehmend. Doch wie soll er allein wieder herausfinden, so ganz ohne Vorräte?
Es gibt doch nichts Besseres als die Konfrontation mit der eigentlichen Sterblichkeit, um das Leben zu überdenken. Wenn du plötzlich nicht mehr weißt, ob es dich morgen noch gibt, dann siehst du das heute und gestern doch mit ganz anderen Augen. Schließlich werden auf diese Weise andere Punkte relevanter, Prioritäten werden nun hinterfragt, alte Konflikte, vor denen man sich im Alltag gut verstecken konnte, dringen mit aller Macht wieder an die Oberfläche. Beispiele dafür gibt es im Filmbereich genügend, etwa das Strandunglück Solo oder auch das wenig trittsichere Wüstendrama Überleben – Ein Soldat kämpft niemals allein.
Allein mit Luxusproblemen
Auch Three Way Junction nimmt uns mit in die Wüste und lässt uns einen Mann in seiner Existenzkrise Gesellschaft leisten. Anders als die obigen Fälle, wo auch im Privaten einiges im Argen lag, ist es bei dem britischen Drama nur der Job, der Probleme bereitet. Das macht die Geschichte natürlich weniger emotional als die der Konkurrenz. Stress mit den Chefs, die deine Arbeit nicht zu würdigen wissen? Das ist für viele von uns viel zu sehr Alltag, um wirklich als Aufhänger funktionieren zu können. Zumal Carl ganz offensichtlich keine Existenzängste planen.
Aber auch in anderer Hinsicht ist Three Way Junction nur wenig mit dem oben erwähnten thematisch ähnlichen Filmen zu vergleichen. Wo die versuchten, mithilfe von Flashbacks das Innenleben der Protagonisten auszuleuchten, da bleibt Carl seltsam leer. Wir erfahren praktisch nichts über ihn, nicht ihn als Mensch, seine Vorgeschichte bleibt über den Job hinaus ein Mysterium. Anfangs begegnet er zwar noch anderen Leuten, die ihn in Gesprächen herausfordern, doch mal anders zu denken. Das war es aber, später herrscht weitestgehend Schweigen.
Ich höre die Langeweile
Um den Film nicht ganz zu ruhig werden zu lassen, gibt es wieder eine konstante Musikuntermalung. Das nimmt zwar nicht ganz so übertriebene Formen an wie in anderen Survivaldramen (Everest, Die Farbe des Horizonts), die auf diese Weise viel von ihrer Atmosphäre kaputt gemacht haben. Ein wenig irritiert es aber auch hier, wie das einsame und trockene Niemandsland immer wieder von Streichern Besuch erhält. So als würde Regisseur Juergen Bollmeyer der Geschichte nicht trauen.
Das ist in dem Fall sogar verständlich, denn richtig viel passieren tut hier nicht. Weder gerät Carl in brenzlige Situationen, noch verändert sich allgemein etwas. Die zweite Hälfte des Films sitzt er eigentlich nur in der Hitze, wartet auf ein Wunder, wenigstens aber einen vorbeifahrenden Wagen. In Kombination mit der fehlenden Introspektion ist das schon auf eine mutige Weise wenig, das der Film zu erzählen hat. Vielen dürfte es zu wenig sein, zumal auch das Mimenspiel von Tom Sturridge (Mary Shelley, Die Kunst des toten Mannes) nicht wirklich viel Variation bereithält. Dafür sind die Aufnahmen aus der Wüste schön geworden, die Sinnsuche im Nirgendwo hat etwas leicht Meditatives an sich, lädt ein, selbst einmal den Alltag hinter sich zu lassen. Wer dafür empfänglich ist, kann sich an dem trockenen Wagnis versuchen. Spannend oder tiefgründig ist es jedoch kaum.
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