Wildhexe
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Wildhexe

Wildhexe DVDAls die zwölfjährige Clara (Gerda Lie Kaas) eines Tages auf dem Schulweg mit ihrem Fahrrad beinahe eine schwarze Katze überfährt, ist das bereits das erste Anzeichen, dass ab nun alles anders wird. Die Katze wird sie so schnell jedenfalls nicht mehr los, selbst im heimischen Keller ist sie nicht vor ihr sicher. Als die Katze sie dann auch noch angreift und kurz darauf Isa (Sonja Richter) auftaucht, die bisher unbekannte Schwester von ihrer Mutter, wird Clara schon bald die Wahrheit über ihre Herkunft und Bestimmung offenbart: Sie ist eine Wildhexe und auserwählt, die böse Chimera (May Simón Lifschitz) zu besiegen.

Kinder mögen noch nicht die nötigen Kapazitäten besitzen, um eine erfundene Story kohärent und spannend zu erzählen, die Rezeption einer solchen ist allerdings bereits in jungen Jahren durchaus möglich. Wildhexe wirkt wie von einem Kind erzählt – oder genauer gesagt wie von jemandem, der davon überzeugt ist, Kinder könnten Geschichten nur so rezipieren wie sie sie erzählen können: „Clara fährt mit dem Fahrrad zur Schule und dann ist eine Katze in ihrem Weg und dann ist sie in der Schule und die Katze ist dann auch wieder da und dann ist Clara zu Hause und die Katze ist dann auch wieder da und dann greift die Katze sie an und dann ist Clara verletzt und dann ist auf einmal Isa in der Wohnung und dann ist Isa plötzlich die Schwester von Claras Mutter und dann …“, fast der komplette Film ist eher eine Inhaltsangabe.

War das schon alles?
Symptomatisch dafür ist beispielsweise der finale Showdown zwischen Gut und Böse, definitiv ein Anwärter für den unspektakulärsten Endkampf der Filmgeschichte. Er ist nicht nur beinahe wortwörtlich im Handumdrehen abgehandelt, es mangelt ihm zudem an jeglichem Aufbau und darüber hinaus lässt sich kein Jota Plausibilität daran finden. Wäre der Rest des Films anders, könnte das eventuell noch verziehen werden, aber die ganze Zeit über passieren Dinge ohne vorbereitet zu werden und manches führt nirgends hin oder spielt nie wieder eine Rolle.

Nach der ersten Begegnung mit der Katze entwickelt Clara in der Schule plötzlich einen hypersensibeln Geruchssinn, so kann sie beispielsweise vom anderen Ende des Tisches riechen, dass der Thunfischsalat auf dem Sandwich ihrer Klassenkameradin verdorben ist (was diese erst nach Claras Hinweis bemerkt, obwohl sie es direkt vor der Nase hat und gerade reinbeißen wollte). Oder sie erkennt, dass ihr Klassenkamerad sie belügt, weil sie riechen kann, dass er zu schwitzen beginnt. Um zu zeigen, dass mit Clara eine übernatürliche Veränderung vonstatten geht, mag das ein probates Mittel sein, aber es wird ja nie wieder darauf zurückgegriffen. Es ist so dermaßen irrelevant, dass sich nur der Eindruck verstärkt, die Geschichte hätte ein Kind erzählt, das sich schon während es redet nicht mehr daran erinnern kann, was es vor zehn Minuten gesagt hat.

Düster und widersprüchlich
Freigegeben ist der Film ab sechs Jahren, für Kinder diesen Alters dürfte die Bösewichtin allerdings etwas zu gruselig sein, denn zumindest optisch sind die düsteren Szenen mit ihr durchaus gelungen. Was nicht gelungen ist, ist ihr widersprüchlicher Charakter; einerseits soll sie so mächtig sein, dass sie die gesamte Wilde Welt vernichten könnte, andererseits lassen so gut wie alle ihre Handlungen sie wie eine inkompetente Stümperin wirken, die niemandem gefährlich werden kann (außer in einer Szene, die wiederum widersprüchlich zu einer vorher im Film etablierten Gegebenheit wirkt und nie erklärt wird). Ältere Kinder ab zehn mögen sich von der finsteren Gestalt vielleicht nicht mehr einschüchtern lassen, aber auch für sie kann die Adaption von Lene Kaaberbøls (Die Hüterin der Wahrheit – Dinas Bestimmung) literarischer Vorlage kaum als empfehlenswert bezeichnet werden, da ihnen die poröse Geschichte doch schon zu langweilig sein könnte.



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Wenn die junge Clara in „Wildhexe“ erfährt, dass sie aus einer Familie von Wildhexen stammt und die Auserwählte ist, dann entsteht schnell der Eindruck, dass hier auf der Welle solcher Fantasygeschichte mitgeschwommen wird, um ein paar schnelle Euro zu machen. Optisch mag der Film durchaus etwas hergeben, was über seine Substanzlosigkeit allerdings nicht hinwegtäuschen kann.
4
von 10