Aurora Netflix
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Aurora

Aurora Netflix
„Aurora“ // Deutschland-Start: 25. April 2019 (Netflix)

Die Einwohner des Dorfes sind gleich doppelt schockiert. Nicht nur, dass das Schiff Aurora so kurz vor ihrer Küste gekentert ist. Es kamen zudem unzählige Menschen dabei um. Dass die nicht auf Dauer im Inneren oder verschollen bleiben können, das ist klar – umso mehr, da die Angehörigen wissen wollen, was genau dabei vorgefallen ist. Und so fällt die Wahl auf Leana (Anne Curtis), die eine nahegelegene Herberge betreibt und nun die Leichen bergen soll. Gemeinsam mit Ricky (Marco Gumabao) und Eddie (Alan Paule) versucht sie, gegen eine schöne Belohnung, dem Grauen ein Ende zu bereiten. Dabei ahnt sie jedoch nicht, dass das Grauen gerade erst begonnen hat …

Düstere Stoffe aus Fernost hat Netflix inzwischen bekanntlich einige im Angebot. Vor allem Südkorea (Steel Rain) und Indonesien (Suzzanna: Buried Alive) sind immer wieder gern für Genrebeiträge zu haben – wenn auch mit gemischtem Ergebnis. Neugierig durfte man aber natürlich trotzdem sein, wie sich denn die Philippinen so im direkten Vergleich schlagen würden. Schließlich dürfte bei den meisten Zuschauern die Erfahrungen mit dem asiatischen Land eher begrenzt sein, zumindest in filmischer Sicht. Und Horror aus dem Inselstaat ist erst recht ein für hiesige Zuschauer unbekanntes Land.

Schicke Finsternis
Die gute Nachricht ist, dass Aurora deutlich sehenswerter ist als die diversen Billigproduktionen aus Indonesien. Zumindest hat man hier das Gefühl, dass tatsächlich etwas Geld investiert wurde. Dass der Film auch Ambitionen verfolgt und nicht einfach als Fließbandware heruntergedreht wurde. Gerade audiovisuell macht der Horrorstreifen mit Drama-Einschlägen einiges her. Die konstant düster-graue Farbgebung lässt Schlimmes erahnen für die Bewohner des Küstendorfes, die Musik unterstützt noch ein wenig die Mystery-Stimmung.

Das Problem ist jedoch, dass Aurora dieses Versprechen überhaupt nicht einlöst, die unheilvolle Stimmung findet nie eine Entsprechung in dem eigentlichen Geschehen. Zwar gibt sich Regisseur und Co-Autor Yam Laranas (The Echo) sichtlich Mühe, das Publikum und die Protagonisten auf ganz schreckliche Erfahrungen vorzubereiten. Doch diese bleiben aus. Damit patzt der Film ausgerechnet bei der Königsdisziplin des Horror-Genres: der Spannung. Es passiert hier schlicht zu wenig, um auch nur irgendwie rechtfertigen zu können, dass die Leute Todesangst haben. Oder das Publikum.

Und was wollt ihr von mir?
Ein paar Gesichter zu sehen, die es gar nicht zu sehen gibt, das mag einen im realen Leben einen Schrecken einjagen. Für einen Film ist das aber zu wenig, nach einer Weile hat das hier schon mit deutlichen Längen zu kämpfen. Und die Zuschauer mit einem Gähnreflex, wenn die Suche nach den Leichen oder wenigstens Antworten keine greifbaren Ergebnisse mit sich bringt. Denn von den Schatten und Erscheinungen, die im Anschluss an die Tragödie die Menschen plagen, geht keine konkret spürbare Gefahr aus. So als hätte man vergessen, überhaupt einen Gegenspieler einzubauen, der den Tod für die Leute bedeuten soll.

Stattdessen will Laranas eine sehr tragische Geschichte erzählen, wenn nach und nach die Hintergründe des Unglücks ausgearbeitet werden. Das kann man prinzipiell natürlich gern machen, funktioniert hier jedoch nicht annähernd so gut wie wohl von den Beteiligten gedacht. Der Grund: Die verschiedenen inhaltlichen Elemente bleiben seltsam losgelöst voneinander. Ein letzter großer Twist, der gegen Ende erfolgt, ist beispielsweise völlig überflüssig, da er weder dem Horror, noch dem Drama etwas hinzuzufügen hat. Und auch die Figur von Leanas Schwester Rita (Phoebe Villamor) bringt nicht wirklich etwas. Sie macht die Geschichte eher umständlich. Aufgrund der atmosphärischen Stärke kann man durchaus mal in Aurora reinschauen. Für Horror ist das hier jedoch zu sehr Arthouse, für richtiges Arthouse hingegen zu oberflächlich und wenig durchdacht – ein Film, der irgendwie mehr sein wollte als übliche Genrekost, dabei aber selbst zunehmend unglücklich untergeht.



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Horrorfilme aus den Philippinen bekommt man hierzulande ja nur selten zu sehen. Und zumindest bei der Optik macht „Aurora“ einiges richtig, so wie die unheilvolle Atmosphäre insgesamt gut gelungen ist. Inhaltlich patzt der Film jedoch, will mehr sein als reguläre Genrekost, bietet dafür aber nicht genügend Tiefgang. Horrorfans wiederum werden die Spannung vermissen, wenn hier nie wirklich das Gefühl einer Gefahr entsteht.
5
von 10