Keiner weiß so recht, was los ist, plötzlich verhalten sich die Leute so komisch, rennen durch die Gegend, scheinen alle Menschlichkeit verloren zu haben. Vor allem aber haben sie Hunger auf Menschenfleisch, was zu einer Kettenreaktion führt. Denn wann immer jemand von diesen Monstern gebissen wird, infiziert er sich und wird selbst zu einem. Für die meisten gilt daher erst einmal: nur schnell weg, irgendwo in Sicherheit bringen. Doch das ist nicht so einfach, wenn sich jeder selbst der nächste ist. Rose (Jaime King) hat zudem ein anderes Problem: Ihre Tochter ist verschwunden. Und sie würde alles dafür tun, um sie wiederzufinden.
Dass Zombies nur schwer totzukriegen sind, das hat sich inzwischen schon rumgesprochen. Doch das gilt nicht nur für die fauligen Menschenfresser, sondern auch für das Genre an sich. Wo die Untoten früher noch eine Ausnahmeerscheinung waren, die allenfalls im No-Name-Regal der Videotheken Zulauf hatten, da sind sie längst beim Mainstream angekommen. Vor allem im Fernsehen tummeln sich mittlerweile auffallend viele Serien, die sich der menschlichen Monster annehmen, vom Platzhirsch The Walking Dead über das historisch-koreanische Kingdom bis zum nachdenklichen The Returned gibt es sie in allen Tönen und Schubladen und Sprachen.
Ein alter, neuer Bekannter
Und wer immer noch nicht genug hat, für den hat Netflix nun schon wieder Nachschub: Mit Black Summer ging ein weiterer Zombie-Zeitfresser an den Start. Ein prominenter sogar. Gewissermaßen. Genauer handelt es sich dabei um ein Prequel von Z Nation, das 2014 startete und letztes Jahr mit Staffel 5 ihr Ende fand. Und nun eben den Anfang. Die neue Serie nimmt uns mit zu den ersten Wochen der Zombie-Apokalypse und erzählt, wie das damals so war in diesem überaus finsteren Sommer, als die Welt, wie wir sie kannten, ein Ende nahm. Soweit die Theorie.
Tatsächlich dürfte die Situation, wie sie sich in Black Summer darstellt, nur für die Figuren neu sein. Als Zuschauer bekommt man hier praktisch nichts zu sehen, was es nicht in vielen anderen Zombie-Apokalypsen zu sehen gab. Menschen, die umherrennen und sich gegenseitig mal helfen, dann wieder das Leben zur Hölle machen. Zombies, die ebenfalls umherrennen, immer auf der Suche nach leichter Beute. Das läuft auf beiden Seiten nicht immer so wie gedacht, viele sind dann doch mit ihrer Lage überfordert. Wie so oft sind die Ereignisse von einem inoffiziellen Wettbewerb geprägt: Wer ist der Blödeste im ganzen Land.
Der Tod erwischt auch Nobodys
Dass hier vieles so austauschbar wirkt, liegt aber auch daran, dass die Serie nur wenig Zeit in ihre Figuren investiert. So wenig, dass man sich hier kaum merken kann, wer eigentlich wer ist. Rose sticht ein bisschen hervor mit ihrer Suche nach der Tochter. Ansonsten gibt es in Black Summer ein munteres Bäumchen-wechsel-dich-Spiel: Anstatt sich auf klar definierte Protagonisten zu stützen, gibt es hier von Anfang an eine Vielzahl an Leuten, die sich zunächst alleine, später in größer werden Gruppen durch die Massen kämpfen. Zum Ende hin dürfen die verschiedenen Parallelhandlungen zusammenlaufen, wenn es zum großen Showdown übergeht. Mit Z Nation hat das praktisch nichts zu tun. Nicht nur, dass keine der Figuren der späteren Ereignisse hier auftauchen. Auch der humorvolle Ton ist komplett verschwunden, Black Summer ist – wie der Titel verspricht – eine überaus düstere Angelegenheit, die einem noch den letzten Glauben an das Gute im Menschen raubt. Egal ob sie nun Zombies sind oder nicht.
Das ist manchmal atmosphärisch, vor allem Folge vier überzeugt mit einer nahezu dialogfreien Handlung eines unfreiwilligen Einzelkämpfers auf der Flucht. Dabei wird viel mit Handkamera gearbeitet, ein Merkmal der kompletten Serie. Denn hier darf es auch optisch etwas rauer zugehen. Auf Dauer mangelt es dem Ganzen an Abwechslung, zumal die Charaktere keine nennenswerte Entwicklung mitmachen – von einer zunehmenden Waffenfertigkeit mal abgesehen. Vielleicht werden die Folgen deshalb im Laufe der Zeit immer kürzer: Die erste Episode hat noch 45 Minuten Laufzeit, bei der achten und letzten sind es gerade mal 20 Minuten. Die Serie ist damit insgesamt kurz genug, um sie an einem grauen Wochenende zwischenschieben zu können. Neue Impulse liefert das hier jedoch keine für das untote Allerweltsgenre.
(Anzeige)