Die unglaubliche Reise des Fakirs der in einem Kleiderschrank feststeckte
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Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Kleiderschrank feststeckte

Die unglaubliche Reise des Fakirs DVD
„Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Kleiderschrank feststeckte“ // Deutschland-Start: 29. November 2018 (Kino) // 5. April 2019 (DVD/Blu-ray)

Schon immer wollte der trickreiche Straßenkünstler Aja (Dhanush) mit seiner Mutter nach Paris reisen. Doch daraus wurde nichts, ihr Tod bereitete seinen Träumen ein jähes Ende. Davon abhalten will er sich deswegen aber nicht. Vielmehr entschließt er sich, alleine dorthin zu reisen und dabei seinen Vater kennenzulernen, der dort leben soll. Zunächst trifft er jedoch die schöne Amerikanerin Marie (Erin Moriarty) in einem Möbelgeschäft. Aus einer Begegnung sollen bald mehr werden. Nur hat das Schicksal etwas andere Pläne mit ihm: Ausgerechnet der Kleiderschrank, in dem Aja ein kleines Schläfchen macht, wird verschifft. Der Anfang einer unvorhersehbaren Reise …

Auch wenn der nicht enden wollende Titel darauf schließen lässt, nein, es handelt sich bei Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Kleiderschrank feststeckte nicht um die Verfilmung eines weiteren Romans von Jonas Jonasson (Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand). Und doch, Gemeinsamkeiten gibt es einige. So handelt es sich hierbei tatsächlich um eine Buchverfilmung, genauer des gleichnamigen Romans von Romain Puertolas. In beiden Filmen erleben die Protagonisten zudem absurde Abenteuer, die sie an die unmöglichsten Orte führt.

Märchen trifft Realität
Anders als der Schwede, der von einer alternativen Realität berichtet und dabei lediglich unterhalten wollte, hat der französische Schriftsteller Puertolas etwas größere Ambitionen. Die Suche nach den eigenen Wurzeln wird hier mit der aktuellen Flüchtlingsthematik verknüpft. Nicht nur dass Aja auf seinen Reisen illegale Immigranten trifft, er wird auch selbst irgendwann für einen gehalten. Schließlich sieht er anders aus. Und wer anders aussieht, kann nicht von hier sein, gehört auch nicht hierher. Über den darf man sich dann auch gleich mal ein bisschen lustig machen. Merkt ja keiner.

So ganz kann sich der Film nicht entscheiden, welche Richtung er dabei verfolgen möchte. Im einen Moment setzt Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Kleiderschrank feststeckte auf Klamauk und Kalauer, nur um im nächsten Zähne zeigen zu wollen. Andere Stellen sind dafür schön skurril, etwa die Begegnungen zwischen dem Inder und der Amerikanerin beim Möbelkauf. Auch inhaltlich ist alles möglich. Da gibt es Culture Clash, wenn Aja feststellen muss, dass das Leben mehr bedeutet als ein Ikea-Katalog. Liebe spielt eine größere Rolle. Und ein bisschen Wohlfühlfaktor darf auch nicht fehlen.

Und wohin jetzt?
Dass daraus nicht unbedingt der homogenste Film werden kann, das versteht sich von selbst. Man weiß streckenweise überhaupt nicht mehr, was Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Kleiderschrank feststeckte denn nun eigentlich sein und erzählen will. Daran kann man sich stören, ebenso an der Verharmlosung der Flüchtlingsproblematik. Regisseur Ken Scott (Big Business – Außer Spesen nichts gewesen) erwähnt zwar, dass das Leben der Migranten hart ist. Zu fühlen bekommt man das in seinem Werk jedoch kaum. Dafür ist das hier zu bunt, zu nett, zu lustig.

Andererseits, trotz der realen Themen, die sich unter den gut gelaunten Unsinn mischen, wirklich real ist die Welt des Films ohnehin nicht. Vielmehr erinnern die bonbonfarbenen Traum-Postkarten-Versionen der Orte an die Werke von Jean-Pierre Jeunet (Die fabelhafte Welt der Amélie). Wie ein Märchen, durch das wir stolpern, und das nur teilweise Bezüge zu der Welt da draußen hat. Ein bisschen auch wie Bollywood, nur mit weniger Musik und Tanz, dafür aber reichlich schrägen Figuren, die es überall zu geben scheint, egal in welchem Land wir unterwegs sind. Die alle auf ihre Weise ihr Glück suchen, zu Wasser, zu Lande, in der Luft, in alten Briefen oder Kleiderschränken. Und es am Ende finden. Das mag man nun glauben oder nicht, schön ist es irgendwie schon.



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Der Titel ist ungewöhnlich, der Film ist es streckenweise auch: „Die unglaubliche Reise des Fakirs, der in einem Kleiderschrank feststeckte“ kombiniert eine Reise und skurrile Begegnungen mit dem ernsten Thema der Flüchtlingsproblematik. Das Nebeneinander von märchenhaften und bitteren Elementen klappt nicht immer, ist aber doch irgendwie schönes Feel-Good-Kino.
6
von 10