Bitte wer? Meistens ist es so, dass Dokumentarfilme den großen Namen gewidmet sind. Leute, die jeder irgendwo kennt, damit auch ja möglichst viele sich den Film am Ende anschauen. Den meisten dürfte aber die Protagonistin von Fuck Fame erst einmal nichts sagen. Ihr wahrer Name Anna-Catherine Hartley ohnehin nicht, den verwendet in ihrem professionellen Umfeld niemand. Aber auch ihr Künstlername Uffie dürfte eher einem kleineren Kreis geläufig sein. Zwar tourt die Elektro-Rapperin seit mehr als einem Jahrzehnt durch die ganze Welt. Aber selbst ihr größter Hit Pop the Glock war eher eine Underground-Geschichte und liegt zudem bald zehn Jahre zurück.
Die hässlichen Seiten des Showbiz
Da darf man sich natürlich fragen: Warum dann einen Dokumentarfilm drehen? Schaut sich das überhaupt jemand an? Bei der zweiten Frage darf man da schon ein wenig skeptisch bleiben. Zumindest die erste lässt sich aber eindeutig beantworten: Weil es spannend ist. Gerade weil Uffie eben kein Hochglanzstar ist, der auf sein öffentliches Image zu achten hat, ist der Blick auf sie und ihr Leben deutlich echter, authentischer, ungeschönter. So ungeschönt, dass man manchmal schon ein wenig darauf achten muss, dass einem die Gesichtszüge nicht entgleiten.
Eine ganze Weile hat das Regie-Duo Lilian Franck (TrustWHO – Wie krank ist die Weltgesundheitsorganisation?) und Robert Cibis die eigenwillige US-Künstlerin begleitet, sie mal hier, mal dort getroffen. Und da sind Szenen dabei, von denen die wenigsten Menschen wollten, dass andere davon wissen, geschweige denn sie dabei beobachten. Da werden mal Drogen konsumiert, Hartley spricht mit ihrem Psychotherapeuten über ihre Selbstmordversuche. Zwischenzeitlich sinniert die Tochter einer Japanerin und eines Engländers auch darüber, ob es nicht vielleicht doch besser wäre, ihr eigenes Kind wegzugeben, damit die ein schöneres Leben hat.
Eine kontinuierliche Achterbahn
Denn schön ist das Leben der Musikerin wohl nicht so wirklich. Aufregend? Ja. Auch irgendwo spannend. Aber eines, das ihr so viel raubt und schon immer geraubt hat, dass es nicht so einfach zu beantworten ist, ob es das Ganze wert war. Von klein auf tingelte sie durch die Welt, damals noch aufgrund ihrer familiären Situation. Nun ist es der Beruf, der ihr ein dauerhaftes Zuhause verwehrt. Schließlich gibt es immer irgendwo einen Gig, wo sie hin muss, ein Konzert, ein Auftritt. Oder auch eine Platte, die aufgenommen werden muss, selbst wenn sie das eher selten tut. Und das schon, seitdem sie ein Teenager ist.
Das ist weit weg von dem Glamour, die wir mit einem solchen Leben in Verbindung bringen. Und es ist eben nicht die Heldenverehrung, die Porträt-Dokumentarfilme oft betreiben. Stattdessen gewährt der Beitrag vom Achtung Berlin Festival 2019 einen seltenen Einblick, was das eigentlich tatsächlich bedeutet, ein derartiges Nomaden-Künstlerleben zu führen, zwischen Blitzlicht und Abgrund. Wie viel es den Menschen abverlangt. Selbst wer mit der Musik von Uffie nicht viel anfangen kann, die ohnehin auffallend selten zu hören ist, kann hier einmal vorbeischauen – Interesse am Thema vorausgesetzt. Man sollte sich dabei aber auf einiges gefasst machen, dann und wann fühlt man sich wie ein Voyeur, der in das Leben einer Frau eindringt, ohne dort wirklich etwas zu suchen zu haben.
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