Guava Island

Guava Island

Guava Island
„Guava Island“ // Deutschland-Start: 13. April 2019 (Amazon Prime Video)

Was wurde nicht im Vorfeld die Hype-Maschine für Guava Island bemüht. Schon letzten Sommer machte die Nachricht die Runde, dass Donald Glover und Rihanna zusammen einen Film drehen. Das versprach einiges, zumindest für die Fans. Und von denen sollte es genügend geben. Rihanna gehört mit über 280 Millionen verkauften Alben und Singles zu den erfolgreichsten Sängerinnen des letzten Jahrzehnts. Glover wiederum landete letztes Jahr unter seinem Künstlernamen Childish Gambino mit dem Anti-Waffen-Song This Is America einen Monsterhit in seiner Heimat. Da muss die filmische Zusammenarbeit ein absolutes Ereignis werden.

Dass man im Anschluss nichts mehr von dem Projekt hörte, bis vor einigen Tagen auf einmal der Release per Amazon Prime Video angekündigt wurde, hing sicher mit der Absicht zusammen, Vorfreude und Neugierde anzuheizen. Möglicherweise lag es aber auch einfach daran, dass Guava Island kein Film ist, über den man groß etwas sagen könnte. Dass nicht einmal ganz eindeutig ist, ob die Zusammenarbeit überhaupt die Bezeichnung Film verdient.

Musikalische Nicht-Geschichte
Glover spielt darin den Musiker Deni Maroon, der auf einer tropischen Insel ein Festival vorbreitet, Nonso Anozie einen fiesen Gangsterboss, der genau das verhindern möchte. Rihanna wiederum darf die Freundin Denis verkörpern. Das wird an mehreren Stellen als Thriller beschrieben, was angesichts eines angedrohten verfrühten Ablebens irgendwo verständlich ist. Es trifft aber nicht so wirklich das, was hier geschieht. Denn eigentlich geschieht nichts, was einer wirklichen Geschichte gleichen würde. Stattdessen sieht man Glover, wie er durch die Straßen rennt, zwischendurch zur Gitarre greift oder einfach mal so singt. Ein bisschen wie ein Musical.

Für Fans von Childish Gambino mag das eine gute Nachricht sein, auch wenn die tropischen Klänge weniger mit seiner sonstigen Musik gemeinsam haben. Und Rihanna wird hier ohnehin zur Nebenfigur degradiert, die nichts zu sagen oder singen hat. Aufgrund des unverschämten Charmes von Glover, der hier ähnlich schlitzohrig wie in Solo: A Star Wars Story auftritt, ist das zumindest in Ausschnitten nett. Hinzu kommt das schöne Tropen-Flair. Als narratives Werk ist das jedoch zu wenig. Vor allem Anhänger von Glovers Serie Atlanta werden enttäuscht sein: Obwohl hier wie dort Hiro Murai inszenierte und Donalds Bruder Stephen das Drehbuch schrieb, mit der preisgekrönten TV-Produktion ist dieses überlange Musikvideo nicht zu vergleichen.



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„Guava Island“ wurde im Vorfeld stark gehypt, doch die Zusammenarbeit von Donald Glover und Rihanna ist letztendlich kaum der Bezeichnung Film würdig. Die Handlung ist sparsam, über die Figuren erfährt man nichts, der Thriller entwickelt keine Spannung. Als Musikvideo kann das Spaß machen, auch wegen Glovers Charme und der schönen Tropenatmosphäre. Als narratives Werk ist das hier jedoch nicht zu gebrauchen.
4
von 10