Gad Elmaleh (Gad Elmaleh) ist ein großer Star, seine Auftritte als Comedian finden in ausverkauften Hallen statt, alle liegen ihm zu Füßen. So dachte er zumindest. Als der französische Entertainer in die USA fliegt, um das Verhältnis zu seinem entfremdeten Sohn Luke (Jordan Ver Hoeve) zu verbessern, muss er feststellen: Dort drüben interessiert sich niemand für ihn. Nicht das Publikum, das einen anderen Humor erwartet. Nicht Luke. Nicht seine Ex Vivian (Erinn Hayes) und ihr neuer Partner Jason Alan Ross (Matthew Del Negro). Gad ist jedoch fest entschlossen, das zu ändern, und beginnt daher jede Menge Zeit und Geld zu investieren – mit oft unvorhergesehenen Folgen.
Gad wer? Das wird der Protagonist der neuen Netflix-Serie Huge in France nicht nur ständig von den Leuten gefragt, denen er begegnet. Auch vor den Fernsehern dürfte es den meisten Zuschauern so gehen – zumindest denen, die merken, dass Gad Elmaleh keine reine Kunstfigur ist, sondern tatsächlich als Schauspieler und Comedian arbeitet. Hierzulande war er zwar in einigen Filmen zu sehen, etwa Der Schaum der Tage oder Der Vollposten. Doch die liegen schon eine Weile zurück, waren nicht übermäßig erfolgreich, Elmaleh hatte zudem nur Nebenrollen. Keine besonders gute Voraussetzung, um außerhalb seines Landes Fuß zu fassen.
Ein Austausch, der keiner ist
Autobiografisch ist die von ihm entwickelte Serie sicher nicht, zumindest nicht, was das Privatleben des Franzosen angeht. Die eine oder andere Erfahrung auf der internationalen Bühne, auf die es ihn in den letzten Jahren immer mal wieder zog, die dürfte aber schon vom eigenen Konto stammen. Das ist dann auch durchaus amüsant, man weiß nie so genau, über wen sich Huge in France mehr lustig macht: über Gad, der von nichts eine Ahnung hat und sein Ego zusammenstutzen lassen muss, oder über die US-Amerikaner, für die grundsätzlich erst einmal nichts relevant ist, das nicht von ihnen stammt. Ein Austausch der Kulturen? Schwierig.
Auch sonst entpuppt sich die Welt in Huge in France als Jahrmarkt der Eitelkeiten, der auf der Suche nach Anerkennung keine Scham, keinen Schmerz kennt. Vivian versucht sich abwechselnd als Bloggerin und Coach mit seltsamen Übungen, Jason rennt seit Jahren seinem Traum als Schauspieler hinterher, Luke wiederum möchte Model werden und sich dafür die Brust operieren lassen. Für viel Geld natürlich. Denn dort, wo Träumer sind, da sind auch Leute, die diese Träume auszunutzen wissen. Aber eigentlich hat so ziemlich jede Figur hier ihre Makel und Macken, ist vor allem völlig fixiert auf eigene Wünsche, ohne den Rest wahrzunehmen. Sympathisch ist das natürlich weniger, oft sogar ziemlich anstrengend. Man muss schon etwas länger suchen, um jemanden zu finden, mit dem man tatsächlich Zeit im wahren Leben verbringen wollte.
Das Herz hinter der Hässlichkeit
Dass Gad, der mit dem Regie- und Drehbuchduo Andrew Mogel und Jarrad Paul die Idee für die Serie hatte, sich selbst dermaßen durch den Kakao zieht, das erfordert durchaus Respekt. Gleichzeitig sucht Huge in France aber auch das Menschliche hinter der schillernden Oberfläche. Die Versuche von dem Film-Gad, sich seinem Sohn anzunähern, mögen teils fragwürdige Wege nehmen, teilweise auch ziemlich lächerlich sein. Aber es gelingt der Serie, das trotz allem zu einer Herzensangelegenheit zu machen. Vor allem aber Jason, der zunächst wie ein selbstverliebter Nichtsnutz wirkt, entwickelt sich mit der Zeit zu einer tragischen Figur, deren Schicksal einem nähergeht, als man es erwarten sollte.
Bis es so weit ist, vergeht aber schon eine ganze Weile. Huge in France führt zwar eine Reihe von Figuren ein, hat auch einiges zu sagen. Und doch, der Unterhaltungsfaktor pendelt sich über längere Strecken immer wieder im mittleren Faktor ein. Die Witze neigen dazu, sich zu wiederholen, manche Figuren gehen einem schneller auf die Nerven, als es der Serie guttut, es fehlt mittendrin ein wenig der Grund, warum man denn dabeibleiben sollte. Was bei einer Serie, die gerade mal acht Folgen à 30 Minuten hat, kein besonders schönes Kompliment ist. Ob das genug ist, um aus Gad Elmaleh doch noch einen internationalen Star zu machen, darf daher bezweifelt werden. Für einen Zeitvertreib nebenher könnte es hingegen schon reichen.
(Anzeige)