Lenz (Eric Klotzsch) genießt das Leben, genießt das Feiern, genießt die Frauen – zum Beispiel Ira (Lana Cooper), neben der er eines Morgens aufwacht. So richtig viele Erinnerungen an die Nacht davor hat er zwar nicht, wiedersehen möchte er sie aber dennoch. Was er auch tut, viele Male, gemeinsam verbringen die beiden einen sehr schönen Sommer. Doch dann steht der chronisch entscheidungsunwillige Lenz vor der Frage, wie das denn nun eigentlich weitergehen soll mit den beiden. Und das bedeutet bei ihm meistens, lieber doch erst einmal die Beine in die Hand zu nehmen.
Auf der einen Seite sagt der Titel Liebesfilm alles, was über den Film zu sagen ist. Es ist ein Film über die Liebe, auch wenn nicht immer alle genau wissen, was das denn sein soll, die Liebe. Sie ist definitiv nicht das, was wir sonst so in romantischen Komödien finden, wozu man das hier zählen könnte. Oder auch nicht, denn das Besondere hier: Eigentlich ist der Film gar nicht romantisch, weil Lenz das so nicht zulässt. Weil Ira anders ist als die Frauen, die wir sonst hier finden. Und er ist auch nicht so richtig komisch.
Eine Liebeskomödie, die keine ist
Das hört sich furchtbar, nach Thema verfehlt. Für das Publikum, das sich normalerweise Liebeskomödien anschaut, wird es das vielleicht auch sein. Was wiederum komisch ist, denn Liebesfilm hat viel mehr zu sagen über das, was Liebe ist und nicht ist, als viele der Kollegen, die nur so tun. Die letztendlich nicht mehr sind, als eine aufgehübschte Wunschfassung davon, was wir alle gern hätten – fast alle –, aber nicht bekommen können. So etwas wie die Photoshop-Version von Gefühlen. Sieht schön aus, bringt jede Menge Likes, hat aber wenig mit uns zu tun.
Da ist Liebesfilm schon echter, weil hier irgendwie nichts so richtig schön ist. Es ist aber auch nicht hässlich. Lenz und Ira haben Spaß zusammen, das Leben geht weiter, ohne dass etwas Großartiges dabei passiert oder sich die Welt um die zwei schert. Eine richtige Dramaturgie hat das dann auch nicht, die Geschichte besteht aus vielen Einzel-Anekdoten, die sich zu einem schlüssigen, genau beobachteten Bild zusammensetzen. Da ist viel Alltag dabei, den andere bei ihrer Version der Liebe gerne mal ausblenden, die gemeinsame Benutzung des Bades zum Beispiel.
Was habt ihr hier zu suchen?
Dafür wird die Komödie, die beim Filmfest München 2018 Weltpremiere hatte, an anderen Stellen umso skurriler. Immer wieder mischen sich Fantasien von Lenz in sein Leben, die auf reale Ereignisse Bezug nehmen – unter anderem der Untergang der Costa Concordia oder das Flugzeug, das vor einigen Jahren über Thailand spurlos verschwand. Diese Mischung aus Alltag und Fantasterei gibt es natürlich häufiger mal, zuletzt beispielsweise bei der versponnenen Schnitzeljagd Cleo. Bei Liebesfilm irritieren diese Unterbrechungen jedoch mehr, als dass sie etwas zum Film beizutragen hätten. Weder passen sie zur betont ziellosen Alltäglichkeit, noch sind sie sonderlich unterhaltsam. Sie sind einfach nur da. So wie Ira und Lenz einfach nur zusammen sind.
Das Ergebnis ist etwas eigenartig. Einerseits weiß man hier nie so genau, ob das nun Abbild oder Karikatur sein soll. Auf der anderen Seite sieht man gern zu, wie eine junge Liebe entsteht und dabei teilweise gar nicht genau weiß, was sie nun will. Dass Lana Cooper für solche unkonventionellen Romanzen eine Idealbesetzung ist, das hat sie bei Love Steaks schon bewiesen. Eine Entdeckung ist hingegen der zuvor in erster Linie in Fernsehfilmen in Erscheinung getretene Eric Klotzsch. Als zaudernder Teilzeitromantiker schafft er die Balance aus sympathischer Selbstsuche und nervigem Herumgeeiere. Anders als so mancher Filmkollege, der im Laufe von 90 Minuten die wahre Liebe für sich entdecken muss, ist er kein kommender Held, weder Weiber noch sonstiger. Er ist einfach nur ein Mensch, nicht mehr, nicht weniger.
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