Merz gegen Merz
© 2019 ZDF, Lizenz durch ZDF Enterprises GmbH, Mainz

Merz gegen Merz – Staffel 1

Merz gegen Merz
„Merz gegen Merz – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 18. April 2019 (TV) // 23. April 2019 (DVD/Blu-ray)

Es gab bestimmt eine Zeit, da waren Anne (Annette Frier) und Erik Merz (Christoph Maria Herbst) miteinander glücklich gewesen. Nur so wirklich daran erinnern kann sich keiner. Die meiste Zeit leben sie nur nebeneinander her, zusammen mit ihrem Sohn Leon (Philip Noah Schwarz). Manchmal kracht es aber auch gewaltig, etwa neulich an ihrem Geburtstag. Und so beschließen die beiden in eine Paartherapie zu gehen, mit mäßigem Erfolg. Erschwerend kommt hinzu, dass Erik bald die Leitung der Firma übernehmen soll, die Annes gesundheitlich angeschlagenem Vater Ludwig (Michael Wittenborn) gehört – was rasch zu Interessenkonflikten innerhalb wie außerhalb führt.

Das Dream-Team ist wieder vereint! Die Kombination aus Autor Ralf Husmann und Darsteller Christoph Maria Herbst, da denkt natürlich jeder zuerst einmal an Stromberg. Zwar endete die Serie vor einigen Jahren, auch der anschließende Kinoausflug Stromberg – Der Film hat bereits mehr als fünf Jahre auf dem Buckel. Doch die Geschichten um einen selbstverliebten, letztendlich aber inkompetenten Boss einer Versicherungsfiliale genießen bis heute Kultstatus mit ihrer Mischung aus Alltäglichkeit und Wahnsinn.

Reiben, bis es knallt
Auf eine ähnliche Mischung setzt auch die neue Zusammenarbeit der beiden Komödien-Experten. Autobiografisch ist Merz gegen Merz vielleicht nicht, hoffentlich zumindest, Headautor Husmann gibt aber offen zu, dass seine Erfahrungen mit der eigenen Scheidung und Trennungen in seinem Umfeld Inspirationsquellen waren. Denn so tragisch das Ende einer langjährigen Beziehung natürlich ist, so viel komisches Potenzial schlummert in einem solchen Umbruch. Denn wo zwei Leute aneinandergekettet sind, die nicht mehr wirklich miteinander können, umso leichter entstehen dabei Reibungen. Wenn diese Reibungen auch noch zwischen Herbst (Der Vorname) und Frier (Lucky Loser – Ein Sommer in der Bredouille) auftreten, dann darf man sich selbst schon einmal die Hände reiben. Vor Freude.

Die TV-Serie enttäuscht in der Hinsicht dann auch nicht, Merz gegen Merz lebt von zahlreichen Kontrasten, die sowohl das Drehbuchteam wie auch die Darsteller mit sich bringen. Beispielsweise sind die jeweiligen Eltern der beide sehr unterschiedlich. Während Ludwig und Maria (Claudia Rieschel) eher steif-vornehm sind, da mögen es Günter (Bernd Stegemann) und Renate Merz (Carmen-Maja Antoni) gern etwas deftiger. Es wird viel mit Geschlechterunterschieden gespielt, die dann auch mal kräftig auf Klischees zurückgreifen. Und natürlich gibt es gerade auch bei den beiden Protagonisten nichts, was auf eine Gemeinsamkeit schließen lässt. Jeder Satz wird vom anderen widersprochen, teils bewusst, teils als Reflex. Man hat sich zwar nichts zu sagen, tut das dafür aber umso lauter.

Überzeichnet und doch nachvollziehbar
Merz gegen Merz gelingt es dabei jedoch schön, einigermaßen die Balance zu halten. Während doch einiges hier überzeichnet ist, gibt es genügend, in dem sich das Publikum wiederfinden kann. Vor allem fängt es das Gefühl ein, wenn eine Liebe ständige Aufs und Abs erfährt. Wenn abgewogen wird zwischen der Gemütlichkeit und Vertraut auf der einen Seite, der Langeweile und dem Nervenkrieg auf der anderen. Mit Eigenschaften zusammenleben zu müssen, mit denen man nicht zusammenleben will, die doch aber irgendwo auch zum Leben dazugehören.

Lustig ist das nicht immer. Mal weil der eine oder andere Gag nicht so zündet wie gedacht. Mal weil es auch gar nicht lustig sein soll. Aber auch wenn man sich bei Merz gegen Merz vielleicht nicht ständig auf die Schenkel klopft, so schleicht sich doch oft genug ein Schmunzeln, manchmal auch ein Grinsen aufs Gesicht. Umso mehr, da die erfahrenen Comedians mit reichlich Mut zur Hässlichkeit an die Sache gehen: Bei diesem Streit gibt es kein gut und kein schlecht. Und auch keine Gewinner, zumindest nicht auf dem Bildschirm. Daheim auf der Couch hingegen schon, weshalb es sich durchaus lohnt, einmal bei Familie Merz vorbeizuschauen, in der Gewissheit, dass hier nach 20 Minuten immer Schluss ist.



(Anzeige)

Auch wenn vieles bei „Merz gegen Merz“ überzeichnet ist, so ist der Streit zwischen zwei Ehepartnern doch nah genug am Leben, dass das Publikum sich darin wiederfinden kann. Die Serie zeigt dabei schön das Auf und Ab einer kriselnden Beziehung und lebt von den spielfreudigen Darstellern, die sich auch mal von einer wenig vorzeigbaren Seite zeigen dürfen.
7
von 10