Die Beziehung der Mittdreißiger Nina (Julia Kijowska) und Wojtek (Andrzej Konopka) läuft schon lange nicht mehr so, wie sie es wahrscheinlich sollte. Beide versuchen schon seit einiger Zeit, ein Kind zu bekommen, aber alle bisherigen Versuche scheiterten. Zu ihrer Ernüchterung kann ihnen auch kein Arzt weiterhelfen, da sich bei vorherigen Untersuchungen herausgestellt hat, dass Nina keine Kinder bekommen kann. Somit sehen die beiden ihre einzige Chance darin, eine Leihmutter zu finden, die gegen Bezahlung ihr Kind austragen soll. Ihre Suche verläuft allerdings nicht ganz so erfolgreich und einfach wie sie sich es vorgestellt haben. Bis sie Magda (Eliza Rycembel) kennenlernen. Die junge Frau übt auf Nina ein ganze andere Anziehungskraft aus, als sie sich dabei vorgestellt hat, und ganz neue Gefühle kommen mit ins Spiel.
Auf den ersten Blick bietet das Spielfilmdebüt von Olga Chajdas jede Menge Stoff für Drama, Romantik und womöglich Kontroverse. Aber leider eben nur auf den ersten Blick. Die Ausgangssituation ist schnell erklärt. Fast zu schnell, sodass man das Paar hier nur oberflächlich vorstellt und auch deren emotionale Bindung zueinander nicht detailliert genug in die Geschichte mit einbindet. Es ist für den Zuschauer durchaus nachvollziehbar, dass das Scheitern, eine eigene Familie aufzubauen, an beider Egos nagt und sie nicht mehr so recht zueinanderfinden. Dennoch ist das, was die Regisseurin hier auf die Leinwand bringt, einfach nicht genug, um die Gefühle, mit denen Nina zu kämpfen hat, auch tatsächlich greifbar zu machen. Ganz zu schweigen von ihrem Mann Wojtek. Dieser kommt so stereotypisch daher, dass man kaum mit ihm mitfühlen kann und sich, je länger der Film andauert, sogar wünscht, er würde einfach das Weite suchen.
Ich spüre nichts, was du nichts zeigst
Mit der Figur um Magda, der jungen Frau, die die Auserwählte Leihmutter werden soll, ist es hinsichtlich der Charakterisierung nicht viel besser bestellt. Allerdings muss man hier fairerweise anmerken, dass mit ihr noch die emotional zugänglichste Darstellung gelungen ist. Den drei Hauptfiguren fehlt es an Momenten, die einen als Zuschauer mitreißen, die Verzweiflung, die Unsicherheit und oder auch die neu entdeckte Begierde spüren lassen. Das Drehbuch hätte vieles davon bieten können, aber als Knackpunkt stellt sich hier der Schnitt innerhalb der Erzählung heraus. Oftmals werden Szenen zu früh abgebrochen, fast auseinander gerissen, sobald sie anfangen intim zu werden, die Figuren verletzlicher zeigen.
Zudem geht dem Zuschauer durch die unglücklich gesetzten Schnitte jegliches Zeitgefühl verloren, welches ohnehin schon nie richtig definiert wird. Das sorgt wiederum dafür, dass viele Handlungen innerhalb des Films sehr unstimmig wirken und vor allem den Kennenlernprozess von Nina und Magda sehr unglaubwürdig und ihre Zuneigung zueinander unnatürlich wirken lässt.
Vage Bezüge zur Gesellschaft
Ein weiteres Problem offenbart sich zu einem in der Begrifflichkeit der Leihmutterschaft als auch in der inhaltlichen Aufarbeitung im Film. Die Vorstellung der Leihmutterschaft des Paares basiert lediglich drauf, eine Frau gegen Bezahlung zu suchen, die Nina möglichst ähnlich sieht, damit Wojtek mit ihr das Kind zeugt, welches sich beide augenscheinlich wünschen. Dieser Umstand macht allerdings erst sehr viel später tatsächlich Sinn, wenn der Film in einer Sequenz gleichzeitig noch das zu Beginn angeschnittene Abtreibungsgesetzz (welches in Polen 2018 erneut verschärft werden sollte) in gewisser Weise bildlich wieder aufgreift. Eine der stärksten Szenen, die aber gleichzeitig für Unverständnis, Abscheu und Mitleid sorgt, vielleicht zaghaft auch Ekel hervorruft.
Abseits dessen, fehlt es hier aber einfach an weiterer inhaltlicher Auseinandersetzung mit dem komplexen Thema. Dieses hätte durchaus für viel Gesprächsstoff sorgen können, da die Gesetzteslage in Polen für Frauen aktuell nicht einfach ist und es immer wieder zu Protesten gegen eine weitere Frauenrechtseinschränkung kommt.
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