Der Erfolg von Streaming und digitalen Medien scheint unaufhaltsam voranzuschreiten. Immer mehr Menschen greifen zu eBooks statt zu gedruckten Exemplaren. Das hat verschiedene Gründe: Die Dateien sind meist etwas günstiger, es wird Papier gespart und man kann auf seinem federleichten Reader hunderte Bücher mit sich führen. Verfechter der physischen Medien argumentieren gegen die seelenlosen Dateien, die in irgendeiner Cloud herumschwirren und von denen keiner so richtig weiß, was mit ihnen passiert, wenn der Anbieter einmal von der Bildfläche verschwinden sollte. Doch bei der Schlagzahl an lieblos auf den Markt geworfenen physischen Medien gehen den Befürwortern so langsam die Argumente aus. Warum soll ich noch mehr Geld in etwas ohne Mehrwert investieren, wenn ich es auch günstiger und platzsparender haben kann? Planet der Affen: Archiv ist so eine Veröffentlichung, die die Relevanz von gedruckten Werken am Leben hält. Es ist eine Veröffentlichung, bei der einem, schon wenn man sie in denen Händen hält, bewusst wird, wo der Mehrwert darin liegt.
Ein dickes Geschichtsbuch
Der 400 Seiten starke erste Band ist ein Mammutwerk, das man mit einer Hand nur schwer anheben kann. Der Band umfasst in 15 Kapiteln die 1975 und 1976 erschienenen Comics der Marvel/Williams-Ära und bietet Geschichten von Doug Moench, die von den bekannten Zeichnern Mike Ploog, Tom Sutton und Herb Trimpe illustriert wurden. In einem Vorwort ordnet Rich Handley das Werk ein und im Nachwort bietet der deutsche Literaturwissenschaftler Thorsten Hanisch einige interessante Hintergründe. Zum Abschluss bekommt der Leser noch einige imposante, großformatige und kolorierte Bilder präsentiert. Das ist besonders hervorzuheben, da sich die Comics historisch bedingt in Schwarzweiß präsentieren. Ein Makel ist das jedoch in keinem Fall, denn die Zeichnungen lassen keine Details vermissen. Im Gegenteil, die Farbgebung trägt häufig zur Schaffung der Atmosphäre bei.
Durch die Vielfalt an Künstlern bietet sich dem Leser ein buntes Potpourri an Geschichten und Stilen. Die Vorstellungskraft der Macher kannte keine Grenzen und so kann es sein, dass neben Menschen, Affen und Menschenaffen auch mal Dinosaurier und Außerirdische auftauchen. Die Qualität der einzelnen Geschichten schwankt durchaus, doch im Großen und Ganzen wissen sie prächtig zu unterhalten. Das liegt vor allem daran, dass die Story, genau wie in den ursprünglichen Filmen, vor allem eine große Rassenmetapher ist. Zu einer Zeit auf den Markt gekommen, als Rassenthematiken sich im Wandel befanden, trafen die Comics einen kontroversen Zeitgeist. Die Rassentrennung in den Schulen wurde verboten, das Wahlrecht von Minderheiten geschützt, doch der Ku-Klux-Klan und seine Anhänger lehnten sich dagegen auf. Die Positionierung der Macher von Planet der Affen ist jedoch in jedem einzelnen Kapitel allgegenwärtig …
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