Schwimmen
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Schwimmen

Inhalt / Kritik

„Schwimmen“ // Deutschland-Start: 12. September 2019 (Kino) // 4. Juni 2021 (DVD)

Mit einem alten Camcorder zieht die 15 jährige Elisa (Stephanie Amarell) am ersten Maifeiertag durch Berlin, nachdem sie kurzerhand ihre Mutter mit den Umzugskartons in der Wohnung versetzt hat. Dort stößt sie zufällig auf Anthea (Lisa Vicari). Diese strahlt für Elisa eine unglaubliche Anziehungskraft aus. Als sie dann kurz darauf neu in ihre Klasse kommt, wird Elisas Faszination für sie nur noch größer. Zunächst auf Distanz, freunden sich die beiden Mädchen durch einen Moment der Hilflosigkeit tatsächlich an und finden im Filmen ihrer gemeinsamen Aktivitäten mit dem Handy Halt sowie Ausgleich zu ihren schwierigen Familien. Bei der harmlosen Selbstdarstellung bleibt es allerdings nicht. Die Idee, Mitschüler zu filmen von denen Elisa früher gemobbt wurde, entwickelt bald eine gefährliche Dynamik.

Schwimmen feierte bereits 2018 auf den 52. Internationalen Hofer Filmtagen seine Deutschlandpremiere. Dort wurde Luzie Loose für ihren Debütfilm nach eigenem Drehbuch auch mit dem Goldpreis für die beste Regie ausgezeichnet. Und nun startet Schwimmen im Wettbewerb um den besten Spielfilm auf dem diesjährigen Achtung Berlin Festival.

Starkes Zusammenspiel

Für Luzie Loose war Schwimmen der Abschlussfilm ihrer Ausbildung an der Filmakademie Baden-Württemberg. In diesem verarbeitet sie auch persönliche Eindrücke ihrer ersten tiefen, engen Mädchenfreundschaft, die wie sie sagt für sie einer ersten Liebe glich. Genau das merkt man dem Film auch an. Er fühlt sich echt an und das nicht zuletzt auch wegen der beiden Hauptdarstellerinnen Stephanie Amarell (Der gleiche Himmel) und Lisa Vicari (Luna), die eine unglaublich gute Harmonie zusammen ausstrahlen. Dass der Castingprozess  für die beiden Hauptrollen dann doch 9 Monate andauerte, scheint sich in diesem Fall aber umso mehr auszuzahlen. Das Duo ist schauspielerisch wirklich stark und es bleibt zu hoffen, dass beide in Zukunft das Publikum mit weiteren großen Rollen beeindrucken können.

Die angesprochene Auszeichnung für die beste Regie bei den Hofer Filmtagen hat sich Luzie Loose mit Schwimmen zudem wirklich verdient. So erzählt sie die Geschichte mit wechselnden Filmmaterialien (u.a. auch Handyvideos), bleibt damit immer nah an den Charakteren. Sie kann sich aber genauso schnell für kurze Momente wieder von ihnen entfernen, wenn sie gleichzeitig mit Aussparungen von Zeiträumen innerhalb des Geschehens spielt. Dies wird jedoch keineswegs zum Nachteil. Vielmehr wird dadurch eine Spannung erzeugt, die sich nicht auf Details, sondern auf die Entwicklung der Mädchen stützt.

Freischwimmen in wunderbaren Bildern

In Zusammenarbeit mit der Kamerafrau Anne Bolick gelingt es ihr die Reise beider Mädchen in wunderbaren Bildern auf die Leinwand zu bringen. Mal sind die Szenen temporeich, mal verharrt die Kamera auf einer Bewegung, einem Moment. In diesen Augenblicken der Starre bietet der Film dem Zuschauer die Möglichkeit in die Faszination, die Anthea umgibt, oder in das emotionale Durcheinander Elisas einzutauchen. Stylistisch erinnert der Film damit stellenweise an Blue My Mind. Welcher dramaturgisch zwar eine ähnliche Richtung einschlägt, aber dann ein von Grund auf anderes Ergebnis präsentiert.

Scheinbar mühelos gelingt es den jungen Regisseurinnen heutzutage den Zeitgeist der Gesellschaft einzufangen, die junge Mädchen mit  den unterschiedlichsten Herausforderungen konfrontiert. Loose konzentriert sich dabei thematisch in ihrem Film auf Soziale Medien, die die Selbstwahrnehmung erheblich beeinflussen, Familien die auseinanderbrechen und auch auf den Leistungsdruck sowohl durch Schule, als auch durch Freunde und Elternteile. In diesem Zusammenhang bekommt der Titel Schwimmen eine wunderbare Mehrdeutigkeit. Nicht nur, dass die Mutprobe am See mehrfach eine maßgebliche Rolle spielt, auch ein Bezug auf das Treibenlassen, das „Mitschwimmen“ im Strom des Gruppenzwangs und der emotionalen Abhängigkeit ist durchaus zu erkennen. Letztendlich aber liegt es an der Figur Elisa, auf sich selbst aufpassen, dass sie weiterschwimmt und nicht untergeht, wenn ihr das Wasser bereits bis zum Halse steht.

Credits

OT: „Schwimmen“
Land: Deutschland
Jahr: 2018
Regie: Luzie Loose
Drehbuch: Luzie Loose
Musik: Andreas Pfeiffer
Kamera: Anne Bolick
Besetzung: Stephanie Amarell, Lisa Vicari, Alexandra Finder, Jonathan Berlin, Bjarne Meisel

Bilder

Trailer

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Luzie Loose legt ein starkes Spielfilmdebüt vor, das es versteht Dinge zu porträtieren, die die Jugend bewegt und mit denen sie lernen muss umzugehen. Die beiden engagierten Hauptdarstellerinnen stechen in dem ruhigeren aber kraftvoll inszenierten Drama sehr beeindruckend hervor. Ein toller Beitrag für den deutschen Film.
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von 10