The Angel in the Clock El Angel en el Reloj

The Angel in the Clock

The Angel in the Clock El Angel en el Reloj
„The Angel in the Clock“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Irgendwie scheint die Zeit für Amelia nie auszureichen. Sie kann nicht tun und erleben, was sie will, muss sich dafür mit Dingen beschäftigen, die sie lieber vergessen würde. Wie ihre Krankheit, denn das Mädchen leidet an Leukämie. Wie schön wäre es da doch, wenn sie die Zeit anhalten und so endlich leben könnte! Was sich wie eine unerfüllbare Fantasterei anhört, könnte jedoch schon bald Realität werden, als sie Malachi kennenlernt, einen Engel, der in einer Kuckucksuhr lebt. Mit ihm reist sie in ein magisches Land, in dem über die Zeit bestimmt wird. Dort trifft sie auf wertvolle Mitstreiter, muss aber auch große Gefahren überwinden.

Junge Protagonisten in Animationsfilmen sind nicht gerade eine Seltenheit. Die meisten setzen sogar darauf, dass solche wunderbare Identifikationsfiguren für das Zielpublikum abgeben, wenn sich die Zuschauer und Zuschauerinnen darin wiederfinden und auf diese Weise spannende Abenteuer erleben können. The Angel in the Clock tut das auch, gewissermaßen. Ungewöhnlich ist jedoch, dass mit Amelia eine Figur in den Mittelpunkt gerückt wird, die erst einmal niemand sein will. Ein Mädchen, das keine Haare hat, das ist natürlich abschreckend. Von der tödlichen Krankheit ganz zu schweigen, auch wenn diese nie so richtig thematisiert wird.

Eine Fantasie, wie wir sie kennen
Stattdessen folgt der mexikanische Film erst einmal den üblichen Fantasy-Abenteuern, wie man sie in dem Bereich sehr oft zu sehen bekommt. Da will eine magische Welt erkundet werden. Es gibt eigenartige Wesen, die mit der Zeit zu treuen Freunden werden. Doch auch finstere Gestalten tummeln sich da, mit denen sich die Helden messen müssen, um gemeinsam die Welt zu retten. So ungewöhnlich der Einstieg von The Angel in the Clock ist, so schematisch geht es im Anschluss weiter. Die Lateinamerikaner haben sich schon sehr genau angeschaut, was die Kollegen in anderen Ländern so machen und tun es ihnen im Anschluss gleich.

Das gilt teilweise auch für die Optik. Vor allem eine Figur ist geradezu dreist vom Anime-Klassiker Chihiros Reise ins Zauberland geklaut. Allgemein sind die Einflüsse des fernen Ostens bei den Figuren des Öfteren recht deutlich zu sehen. Teilweise ist das Ergebnis ansprechend, teilweise weniger. Durchgängig enttäuschend sind die Animationen, die dem offensichtlichen Sparzwang zum Opfer gefallen sind. Da bewegt sich nicht so wahnsinnig viel. Vielleicht dachte man sich in Mexiko aber auch, dass das nicht so wahnsinnig auffällt, wenn der Rest des Films umso bunter ist. Denn das ist er, zwischen bonbonfarben und knallig.

Und wohin als nächstes?
Auch inhaltlich ist das Vergnügen von einer eher gemischten Natur. Ein bisschen ziellos rennen Amelia und ihre Freunde durch die Gegend, so als hätten die Drehbuchautoren selbst nicht so genau gewusst, welche Geschichte sie erzählen wollen. Da wird zwar von Szene zu Szene gestolpert, mit einem vagen Ziel vor Augen. Doch der Weg ist schon recht holprig, ein Mischmasch der verschiedensten Ideen und Stimmungen. Da ist mal wieder von brenzligen Situationen bis zu reichlich Comic Relief alles dabei – Letzterer nur mäßig erfolgreich.

Der Beitrag vom Internationalen Trickfilm-Festival Stuttgart 2019 läuft dafür zum Ende wieder zu Hochform auf, wenn das anfängliche Thema wiederentdeckt wird. Der verständliche Wunsch des Mädchens, die Zeit anhalten zu können, weicht der Erkenntnis, die Gegenwart in ihrer Vergänglichkeit schätzen zu lernen. Das ist für ein junges Publikum sicher keine ganz einfach zu verarbeitende, dafür umso wichtigere Nachricht. Und auch wenn The Angel in the Clock nicht ganz so konsequent ist bei dem Versuch, diese Nachricht zu teilen, sympathisch ist er auf jeden Fall.



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Ein junges schwerkrankes Mädchen wünscht sich, die Zeit anhalten zu können: „The Angel in the Clock“ nimmt ein erstaunlich ernstes Thema für einen Animationsfilm für Kinder und verpackt dieses in ein bonbonfarbenes Fantasy-Abenteuer. Sowohl Inhalt wie auch Optik haben im weiteren Verlauf so ihre Mängel, die Grundaussage, die Zeit so gut es geht zu nutzen, die ist dafür umso wertvoller.
6
von 10