Eigentlich hatten Eddie (Sam Rockwell) und Paul (Ben Schwartz) vor, sich erst einmal ein wenig von Ärger fernzuhalten. Schließlich sind sie ja nur auf Bewährung draußen. Da erhalten die beiden amerikanischen Kleinkriminellen Besuch von der britischen Anwältin Katherine Rockwood (Phoebe Fox), die ihnen ein ganz besonderes Angebot unterbreitet: Sie sollen nach London reisen und dort zusammen mit Tommy Tresham (Al Weaver) ein Paket in Empfang nehmen. Wie schwierig kann das schon sein? Sehr, wie sich bald herausstellen soll, denn Deacon Bradshaw (Peter Ferdinando) und sein Boss Arkardy (Peter Polycarpou) haben etwas andere Pläne für die zwei Möchtegerndiebe.
Amerikanische Indie-Filme aus den 80ern hätten ihn zu The Diamond Job inspiriert, so wird Hadi Hajaig (Cleanskin – Bis zum Anschlag) zitiert. Tatsächlich erinnert das neue Werk des Regisseurs und Drehbuchautoren auch an vergangene Zeiten. Es sind jedoch eher die früheren Filme von Guy Ritchie, die einem hier ins Gedächtnis kommen. Filme über britische Kriminelle, die gern alle viel cleverer und cooler wären, als sie wirklich sind. Die irgendwie ständig in Schwierigkeiten geraten, aus denen sie sich nur mit Mühe und Not und ein klein wenig Gewalt befreien können, während sie große Sprüche durch die Gegend schleudern. Die Frage nach den Einflüssen ist aber ohnehin die weniger entscheidende. Viel wichtiger ist die, was genau Sam Rockwell (Three Billboards Outside Ebbing, Missouri) eigentlich hier zu suchen hat.
Äh, was genau macht ihr hier?
Nicht, dass es verkehrt wäre, ihn hier zu sehen. Das ist es ja fast nie. Die Geschichte gibt sich aber noch nicht einmal ansatzweise Mühe, Rockwells Figur bzw. die beiden Amerikaner allgemein irgendwie sinnvoll zu integrieren. Warum Rockwood in die USA reist, um die zwei anzuheuern, wird nie klar, ebenso wenig, wie sie denn auf die beiden gekommen ist. Auch der Rekrutierungsprozess ist kurios, ohne dabei wenigstens komisch zu sein. Warum Hajaig das Bedürfnis verspürte, die Anwesenheit der beiden Amerikaner in London zu erklären, das bleibt ein Rätsel, gleichfalls die Entscheidung, es auf eine derart umständliche Weise zu tun. Denn beides spielt später überhaupt keine Rolle mehr. Hätte man also weglassen können. Komplett.
Nach dem überaus zähen und irritierenden Einstieg steigert sich The Diamond Job glücklicherweise. So sehr man sich über die Anwesenheit von Rockwell wundern mag, auch unter qualitativen Gesichtspunkten, so sehr schätzt man diese doch, wenn er sich voller Spielfreude in seine eigentlich nur mäßige Rolle stürzt. Gerade die Kombination mit Phoebe Fox (Eye in the Sky) als komplett humor- und gefühlsbefreiter Anwältin macht irgendwie Spaß. Nicht weil das Paar irgendwie zusammenpassen würde, sondern weil es das eben nicht tut. So wie vieles hier überhaupt nicht zusammenpasst, was aber niemanden zu stören scheint.
Brutale Komik
Beispielsweise bedeutet die mangelnde Kompetenz nahezu jeder Figur, die hier einmal über den Bildschirm läuft, nicht zwangsweise, dass es nicht zur Sache gehen könnte. Das tut es, gerade später. Es ist sogar ein wenig bestürzend, wie brutal das zuvor so harmlos herumirrende The Diamond Job auf einmal sein kann. So als wären die Actionszenen eigentlich für einen ganz anderen Film gedacht. Ebenso verwirrend sind diverse Verneigungen und Erinnerungen an frühere Filme, die unvermittelt auftauchen – nicht weil es die Geschichte vorsieht, sondern weil Hajaig sich offensichtlich austoben wollte, ohne sich um einen passenden Rahmen kümmern zu müssen.
Das kann man nun irgendwie lustig finden oder auch ganz grauenvoll. Ein Zeichen großer Kompetenz ist The Diamond Job sicher nicht. Das bedeutet jedoch nicht, dass man hiermit keinen Spaß haben könnte. Da nahezu alle Figuren komische Macken haben und sich keiner der Darsteller zu schade dafür ist, gibt es doch immer wieder Momente, für die sich das Ganze schon irgendwie lohnt. Man darf nur eben keinen durchgängigen Film erwarten. Stattdessen ist die Krimikomödie eine Ansammlung von Szenen und Sketchen, die mal langweilig, dann wieder bizarr sind, und vermutlich weder das eine, noch das andere sein wollten.
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