Eigentlich war Privatdetektiv Phil ja nur deshalb im Pornoladen, weil er sich Hinweise für seinen neuen Fall erhoffte. Anstatt herauszubekommen, wer seine Klientin Sandra erpresst, steht er jedoch plötzlich vor einem Berg Leichen. Und das ist nur der Anfang, denn irgendjemand hat es offensichtlich auf die früheren Darsteller der Serie „Happytime Gang“ abgesehen. Widerwillig schließt sich Phil mit Detective Connie Edwards (Melissa McCarthy) zusammen, die seinerzeit seine Kollegin bei der Polizei war – bis zu einem tragischen Zwischenfall –, um mit ihr nach dem Mörder zu suchen. Aber das ist leichter gesagt denn getan, zu tief sitzen die Wunden von damals.
Was lange währt, wird am Ende dennoch nicht unbedingt gut. Trauriges Beispiel: The Happytime Murders. Schon vor mehr als zehn Jahren wurde bekannt, dass die Jim Henson Company an einem Film arbeitet, der Krimi mit Puppen-Comedy verbindet. Also so etwas ähnliches wie Falsches Spiel mit Roger Rabbit, nur eben mit handfesten Stoffpuppen statt gezeichneter Figuren. Und wenn die Produktionsfirma, der wir immerhin die Muppets, die Sesamstraße oder auch den Kultfilm Der dunkle Kristall verdanken, an einem solchen Stoff versucht, da wird man schon einmal hellhörig. Regie sollte zudem Brian Henson führen, der als Sohn des namengebenden Jim die Familientradition fortführt und zwei der Muppets-Kinofilme auf dem Konto hat: Die Muppets-Weihnachtsgeschichte und Muppets – Die Schatzinsel.
Puppen sind zum Ficken da
Mit dem Charme der früheren Puppengeschichten hat das hier jedoch nur wenig zu tun. Das war im Vorfeld ein wenig zu befürchten gewesen, als Melissa McCarthy für die menschliche Hauptrolle engagiert wurde. Die ist zweifelsfrei eine begabte Komödiantin, wie Spy – Susan Cooper Undercover bewies. Die meiste Zeit über wird sie aber für überaus plumpe Filme verheizt, in denen sie die ewig gleichen hysterisch-derben Scherze bringen darf – siehe etwa The Boss. Dem steht The Happytime Murders nun nicht nach, bedauerlicherweise. Feinsinnig ist hier nichts, komisch leider ebenso wenig. Feste drauf, heißt die Devise. Bloß nicht an Sex sparen.
Der eine oder andere wird sich hierbei an Meet the Feebles erinnert fühlen, ein Frühwerk des später durch Herr der Ringe berühmt gewordenen Peter Jackson. Wo der Neuseeländer 1989 aber noch mit seiner vulgären Parodie auf die Muppets schockieren konnte, da fragt man sich hier immer wieder: Und weiter? Dass The Happytime Murders ein erwachsenes Publikum ansprechen möchte, anders als die zunehmend kindlichen Ex-Geschöpfe der Hensons, das ist ja durchaus nicht ohne Reiz. Was Henson bzw. sein Drehbuchautor Todd Berger daraus gemacht haben hingegen schon. Wer die Kombination von Puppen und Samenerguss aus Prinzip komisch findet, bekommt hier jede Menge Gelegenheiten dafür. Wer das weniger von sich behaupten kann, der ist hier völlig fehl am Platz.
Viele Wege, kein Ziel
Dabei hätte es inhaltlich durchaus spannendere Wege gegeben, die The Happytime Murders hätte einschlagen können. Die Noir-Stimmung, die von Anfang an anvisiert ist – inklusive dunkler Detektei und praller Sekretärin –, harmoniert erstaunlich gut mit den Puppen. So gut, dass auch ein „richtiger“ Krimi möglich gewesen wäre. Und auch die Darstellung einer Zweiklassengesellschaft, in der Puppen nur minderwertige Bürger sind, wäre ein origineller Beitrag zur aktuellen Rassismusdebatte gewesen. Aber all das geht schnell unter, wenn doch wieder eine Puppe Sex einfordert, Drogen konsumiert werden müssen oder andere vermeintlich erwachsene Tätigkeiten sich in den Vordergrund schieben.
Das große Potenzial, das der Film eigentlich hatte, derart konsequent in die Mülltonne zu treten, ist schade, ist manchmal auch überaus frustrierend. Und es ist langweilig. Schockierend ist an The Happytime Murders in erster Linie, wie eintönig die Krimikomödie geworden ist. Wie selten Witze ihre Aufgabe erfüllen, einen zum Lachen zu bringen. Das Ergebnis mag nicht die Jahrhundertkatastrophe sein, die andere in dem Film sehen wollen. Die Geschichte um einen Puppendetektiv ist vielmehr ohne den Puppenbonus so wenig erwähnenswert, dass jeder Ärger verschwendet wäre. Leid tut es einem aber schon, sowohl für einen selbst, der hier anderthalb Stunden verschwendet, wie auch für die Puppendesigner und Puppenspieler, die durchaus Talent beweisen. Talent, für das es in dem Film aber keinen echten Platz gab.
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