Kit (Brie Larson) ist nicht gerade das, was man eine Gewinnerin nennen würde. Obwohl sie längst erwachsen ist, wohnt sie noch immer bei ihren Eltern (Joan Cusack und Bradley Whitford). Und auch sonst bekommt sie nichts auf die Reihe, ihr erster richtiger Job beschränkt sich darauf, in einer PR-Agentur Magazine zu kopieren. Da meldet sich ein mysteriöser Verkäufer (Samuel L. Jackson) bei ihr und stellt ihr in Aussicht, ihren großen Traum zu erfüllen: ein eigenes Einhorn! Doch dafür muss sie sich erst einmal als würdig erweisen. Zunächst heißt es daher, eine würdige Unterkunft für das magische Wesen zu bauen, wo ihr der Baumarkt-Angestellte Virgil (Mamoudou Athie) ganz recht kommt.
Man könnte es für einen lustigen Zufall halten: Gerade einmal einen Monat nach Captain Marvel erscheint ein neuer Film mit Brie Larson und Samuel L. Jackson in den Hauptrollen. Tatsächlich dürfte es sich aber kaum um einen Zufall handeln. Und neu ist der Film auch nicht: Premiere feierte er schon vor anderthalb Jahren beim Toronto International Film Festival 2017. Dass Netflix das Werk so viel später und so kurz nach dem Marvel-Blockbuster herausbringt, dürfte dann in erster Linie mit der Hoffnung zusammenhängen, ein bisschen von dem Goldstaub der Superheldin abzubekommen.
Die übliche Ungewöhnlichkeit
Dabei haben die Filme kaum etwas miteinander gemeinsam: Wo die Comic-Adaption darauf aus ist, möglichst viel Kasse zu machen, ohne irgendwo anzuecken – was Captain Marvel lediglich durch Faktoren tat, die nichts mit den Film zu tun haben –, da ist Unicorn Store eine typische Indie-Tragikomödie, wie sie jedes Jahr beim Sundance Film Festival herausgehauen werden. Skurrilität trifft auf die Unsicherheit, was man mit seinem Leben anfangen soll, zu sehen gibt es lauter Erwachsene, die alles andere als erwachsen sind, am Ende aber immerhin ein klein bisschen schlauer.
So etwas ist natürlich immer irgendwo nett, spricht ein bisschen den verträumten Nerd in uns an. Schaut mal, es gibt da auch andere Verlierer, die es wirklich schaffen. Und sie sehen dabei noch gut aus! Außerdem ist es ja durchaus sympathisch, wenn in einer zunehmend normierten Welt nach einer Balance aus Vernunft und verrückter Individualität gesucht wird. Nur: Warum es Kit hier am Ende schafft, das wird nicht so wirklich klar. Unicorn Store verpasst es, seiner Protagonistin eine nennenswerte Entwicklung mit auf den Weg zu geben. Sie lebt in ihrer eigenen Welt, unfähig, sich an die da draußen anzupassen. Unfähig, sich auf andere Menschen einzulassen. Allen voran Virgil, die einzige normale Figur in dem Film und damit auf kuriose Weise fehl am Platz.
Bunter Spaß im Einhornland
Das soll nicht bedeuten, dass man bei Unicorn Store keinen Spaß haben könnte. Der ist manchmal etwas unheimlich, etwa bei Hamish Linklater, der Kits etwas aufdringlichen Boss spielt. Ohnehin gehen die Darstellerinnen und Darsteller in ihren jeweiligen Rollen auf. Brie Larson (Oscar für Raum), die hier auch ihr Regiedebüt gibt, zeigt hier von einer ungewohnt spielfreudig-komischen Seite. Und dann wären da noch die völlig überzogenen Kostüme, die sehr schön – und auffällig – die Verrücktheit der Geschichte um einen Einhorn-Laden mit kräftigen Farben untermalen.
Der Film selbst kommt da leider nicht mit, ist sehr viel weniger verrückt, als er es vorgibt zu sein. Es fehlt ihm die so oft beschworene Magie. Wo vergleichbare Indie-Tragikomödien wie Jeff, der noch zu Hause lebt oder Die Abenteuer von Brigsby Bär charmant von den Anpassungsschwierigkeiten von Außenseitern erzählen, da ist der Charme hier zu künstlich, zu gewollt. Das reicht für einen soliden Film, mit einigen Lachern. Mehr aber auch nicht, Unicorn Store wird nie so mitreißend, wie es ein solcher Film sein sollte. Wird auch nie so exzentrisch, wie man es bei einem derartigen Szenario erwarten durfte.
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