Auf Augenhöhe
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Auf Augenhöhe

Auf Augenhoehe DVD
„Auf Augenhöhe“ // Deutschland-Start: 15. September 2016 (Kino) // 24. Februar 2017 (DVD/Blu-ray)

Michi (Luis Vorbach) lebt im Heim. Seine Mutter verstarb 2010 mit nur 33 Jahren, sein Vater ist nicht bekannt. Als sein Freund Justin (Marco Licht) zum Geburtstag einen Schallplattenspieler bekommt, möchte Michi ihm aus dem Nachlass seiner Mutter eine Schallplatte schenken. Dabei findet er einen Brief, den sie einem Liebhaber geschrieben, aber nie abgeschickt hat. Seine Adresse steht auf dem Umschlag und Michi malt sich aus, was Tom Lambrecht (Jordan Prentice) für ein toller Vater sein müsse. Als er sich auf die Suche nach ihm begibt und herausfindet, dass Tom kleinwüchsig ist, ist Michi alles andere als begeistert und verleugnet ihn. Zum Treffen der beiden kommt es dennoch und als Michi aus dem Heim fliehen muss, leben die beiden gezwungenermaßen zusammen und versuchen sich einander zu nähern.

Im Kinderfilm Auf Augenhöhe übernehmen naturgemäß Kinderschauspieler wichtige Rollen, weswegen ans Schauspiel nicht zu viele Erwartungen gestellt werden dürfen. Aber wenn der ehemalige YouTuber Philipp Laude selbst neben erwachsenen Darstellern die beste Performance abliefert, ohne dabei nennenswert zu glänzen, ist das fast schon ein Armutszeugnis. Zumal man seine kleine Rolle ersatzlos hätte streichen können und die Besetzung dadurch den Eindruck erweckt, nur gewählt worden zu sein, um ein paar mehr Zuschauer der jungen Zielgruppe in den Film zu locken. Tom wird vom kanadischen Schauspieler Jordan Prentice (Brügge sehen… und sterben?) verkörpert und von Frank Schaff nachsynchronisiert. Das merkt man leider oft, warum kein deutscher Schauspieler gecastet wurde, erschließt sich nicht. Umso deutscher geht es dafür in der Produktion zu, ZDF und Kika finden sich in der Liste der beteiligten Produzenten und zumindest die erste Hälfte wirkt auch wieder sehr wie ein Fernsehfilm.

Warum tut ihr das?
Die Story ist durchaus erzählenswert, Auf Augenhöhe krankt aber daran, sehr viele kleine Dinge falsch zu machen. Michi weiß, dass zu den Hinterlassenschaften seiner Mutter, die er in einer Box aufbewahrt, eine Schallplatte gehört. Dass aber auch noch ein Brief von ihr dabei ist, hat er in all den Jahren nie bemerkt? Wer soll das glauben? Auch öffnet er den Brief nicht sofort, sondern wechselt erst mal die Location. Ein plötzlich auftauchender Brief seiner toten Mutter – man sollte doch annehmen, er würde den Umschlag an Ort und Stelle aufreißen. Als er den Brief liest, hören wir zeitversetzt seine Stimme und die seiner Mutter (Valeska Rautenberg), welche den Brief beide aus dem Off vorlesen. Als ob das nicht schon zu viel wäre, sehen wir den Inhalt des Briefes auch noch lange genug, um ihn selbst lesen zu können.

Als Michi nachts alleine an einer Tankstelle einen Kunden fragt, ob dieser ihn mitnehmen könne, antwortet er „Nein, geh lieber nach Hause“, was ziemlich befremdlich wirkt. Woher will der Kunde denn wissen, dass Michi sich nicht vielleicht verlaufen hat und von ihm nach Hause gefahren werden wollte? Ihn zu fragen, wo seine Eltern sind, wäre doch das Mindeste. Zumal das mit zwei Kunden nacheinander passiert, wenigstens einer hätte doch realistisch und nicht im Sinne des weiteren Drehbuchverlaufs handeln können.

Diese und weitere Kleinigkeiten würden jede für sich genommen absolut nicht ins Gewicht fallen. Sicher könnte man die ein oder andere konstruiert erklären – den Locationwechsel zum Beispiel damit, dass er seine Ruhe haben möchte –, aber die hohe Dichte dieser Nachlässigkeiten lässt den Zuschauer Auf Augenhöhe nur leidlich genießen. Doch dann kommt nach der äußerst schwachen ersten Hälfte noch die zweite, und es ist, als hätte man es mit einem ganz anderen Film zu tun. Nicht nur bekommt die Story plötzlich richtig Herz, auch sonst gibt es eine Steigerung auf ganzer Linie. Das Schauspiel ist besser, die Kameraführung ist besser und das Seltsamste, zwei Briefe werden ganz normal mit einer Stimme aus dem Off vorgelesen. Dass man das nicht auch am Anfang so umgesetzt hat, ist unbegreiflich, wenn auch nicht ganz so unbegreiflich wie die Tatsache, dass das hinterher nicht angeglichen wurde.

Darüber hinaus liefert Auf Augenhöhe nun ein paar sehr gute Witze, die auf Kleinwüchsigkeit abzielen und bei denen man merkt, dass das Thema das Ziel ist, nicht die Person. So sollten Witze sein. Das Thema wurde in der ersten Hälfte keineswegs respektlos behandelt, aber auch nicht besonders interessant. Den Regiecredit teilen sich Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf, die naheliegendste Erklärung für den krassen Bruch wäre demnach, dass jeder je eine Hälfte des Films inszenierte. Das ist natürlich nur Spekulation. Beide haben keine Langfilmerfahrung, sollten aber durch zwei gemeinsame Kurzfilme ein einigermaßen eingespieltes Regieduo sein, zumal sie hier auch das Drehbuch gemeinsam schrieben.



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Wenn sich ein vermeintlicher Waisenjunge in "Auf Augenhöhe" auf die Suche nach seinem Vater macht, wirkt das zuerst wie ein stümperhaftes Regidebüt. Nach erheblichen Startschwierigkeiten schafft er es allerdings in der zweiten Hälfte, zu überzeugen. Das Ende des Films entlässt den Zuschauer mit einem Lächeln in die wirkliche Welt, womit er sich einen Extrapunkt verdient.
6
von 10